Was das Gehirn manchmal für komische Ideen hat…Als ich von meinem Fenster aus diese beiden Sandmuscheln sah, kam mir das bekannte Lied von den beiden Königskindern in den Sinn. Im Lied befinden sich die beiden Königskinder am Meer, so musste ich das Lied ein bisschen umschreiben.
Stellen Sie sich die Szene an einem Abend vor:
1. Es waren zwei Königskinder, die hatten einander so lieb. Sie konnten zusammen nicht kommen, die Hecke war viel zu dicht! Die Hecke war viel zu dicht!
2. „Mein Liebster, ach kannst du laufen, dann komm doch herüber zu mir! Drei Kerzen will ich anzünden und die sollen leuchten Dir! Die sollen leuchten Dir!“
3. Das hört eine falsche Hexe, die tat nur, als wenn sie schlief! Dann ging sie die Kerzen zu löschen, der Jüngling fiel in einen Brunnen so tief! Der Jüngling fiel in einen Brunnen so tief!
Ref: Königskinder waren sie, Königskinder bleiben sie! Ihr altes Lied erklingt im Abendwind: Wer wahrhaft liebt, ist so ein Königskind!
4. „Ach, Gärtner, liebster Gärtner, willst Du Dir verdienen großen Lohn, dann wirf doch Dein Netz in den Brunnen und find mir den Königssohn! Find mir den Königssohn!“
5. Da warf er das Netz in den Brunnen, es sank in den Brunnen so tief Es bracht ihr den Jüngling wieder, der dort in der Tiefe schlief – in der dunklen Tiefe schlief!
6. Sie beugt sich zu ihm hernieder und küsst seine Lippen so bleich. Da fand er das Leben wieder, im tiefen Brunnen-Reich- Im tiefen Brunnen-Reich!
7. Was nahm sie von ihrem Haupte: Die goldene Königskron! „Sieh an, o du braver Gärtner, das ist dein verdienter Lohn. Die Krone ist Dein Lohn!“
8. „Was brauch ich noch gold’ne Kronen, die liegen nur schwer auf mir! Ich will in der Tiefe wohnen, Geliebter, ich geh mit dir! Ich geh in Dein Reich mit dir!“
9. So sanken sie beide nieder, und sie wurde ihm ganz gleich. Noch heut‘ hört man ihre Lieder, noch heut‘ ist der Brunnen ihr Reich! Der Brunnen ist ihr Königreich!
Wir hatten letzte Woche Besuch aus Frankreich. Unsere Freundin kannte weder das Ruhrgebiet, noch den Niederrhein und wir wollten ihr neben den typischen Sehenswürdigkeiten auch nicht so Bekanntes zeigen. In Wuppertal bummelten wir nach der Fahrt mit der Schwebebahn durch das Luisenviertel. Das Luisenviertel ist bekannt für seine Gastronomie und Fachgeschäfte. ( In der Nachbarschaft liegt noch das Brillviertel, in dem über 250 imposante Villen aus der Gründerzeit zu sehen sind).
Vom nicht weit entfernten Hattingen war unsere französische Freundin sehr angetan. Wir hörten mehrmals „C’est très mignon!“(= schnuckelig, schön,süß,reizend).
Das ist das Ruhrgebiet? Kaum zu glauben!
Die Ruhr bei Hattingen
2.Tag-Köln: Neben Dom-und Altstadtbesichtigung und Fahrt auf dem Rhein, boten wir ihr eine Fahrt mit der Seilbahn über den Rhein an. Neue Kölner Ansichten-auch für uns.
3.Tag-Essen: Auf der Margarethenhöhe war es auch wieder „mignon“.
Zuvor hatten wir die Villa Hügel besucht. Mit Hilfe der wirklich guten App „Villa Hügel“ machten wir einen Rundgang durch die Wohnräume der Kruppfamilie- très impressionnant!
Tag 4- Niederrhein: Das Grün genießen und „Niederrhein-Spirit“ entdecken in Orsoy und Rheinberg.
Es waren schöne Tage und wir haben unsere Heimatsicht mal wieder aufgefrischt. Wer sich wundert, dass wir nicht den Duisburger Landschaftspark besichtigt haben: Die Freundin war schon mehrmals in der Völklinger Hütte.
Vorletztes Wochenende besuchten wir ein vierstündiges Seminar in der Falknerei von Pierre Schmidt. Sie liegt seit 2007 im Naturparkzentrum Gymnicher Mühle zwischen Gymnich und Kerpen. Herr Schmidt und drei weitere Mitarbeiter betreuten unsere zehnköpfige Gruppe. Ich hatte erwartet, dass man uns erst einmal viel über die verschiedenen Greifvogelarten erzählt und dann zum Thema Falknerei übergeht-falsch gedacht! Nach einer kurzen Vorstellung der Vögel in den verschiedenen Gehegen lernten wir direkt Medusa näher kennen.
Herr Schmidt mit Medusa
Jeder von uns bekam einen Falknerhandschuh und uns wurden mehrere Bewegungsabläufe von Herrn Schmidt und seiner Kollegin erklärt, um Medusa eine sichere Landung auf der Hand und einen guten Abflug von der Hand zu ermöglichen. Medusa flog willig nacheinander auf zehn linke Hände, um sich dort ein Appetithäppchen als Belohnung abzuholen. Danach machten wir mit Medusa einen Spaziergang durch die Felder. Sie flog in Bäume, kam aber immer wieder zu unserer Gruppe zurück. Dies war teilweise auch abhängig von Fußgängern und Radfahrern, die die Wege ebenfalls benutzten.
Wieder zurück in der Falknerei, verbrachten wir die nächsten zwei Stunden mit dem weiterem Kennenlernen einiger anderer Vögel. Darf ich vorstellen?
Sehr wichtig war es, die erlernten Bewegungsabläufe präzise und konzentriert einzuhalten. Jede Abweichung irritierte die Vögel und der Flug auf die Hand glückte nicht immer sofort. Dann landeten die Tiere zuerst auf dem Boden, in Bäumen oder auf dem Hausdach. Aber auch die Vorlieben der Vögel mussten mit berücksichtigt werden. Ein Blaubussard landete lieber zuerst auf der Basis und kam dann auf die Hand, ein anderer bevorzugte weibliche Bezugspersonen, ein weiterer Vogel zuppelte gerne an Jacken und Pullover und machte es sich auf dem Handschuh gemütlich. Je besser man es schaffte, eine Verbindung zu dem Vogel herzustellen, desto harmonischer war der Flug, ja und manchmal durfte man sogar ein bisschen streicheln.
Um 15 Uhr begann eine Flugshow, die sehr gut besucht war. Unsere Gruppe wurde in das Programm mit eingebaut und wir zeigten, was wir zuvor gelernt hatten. Erstmalig arbeiteten wir auch mit einem Federspiel, das den Flug eines Beutetiers nachmachen soll.
Oben links: Es war immer ein besonderer Moment, wenn ein Greifvogel, wie hier der Weißseekopfadler „Alaska“, auf mich zuflog. Oben rechts: Die Basis, auf der einige Vögel zuerst landeten. Unten links: Beim Einsatz des Federspiels, daneben ein zufriedener Falke mit seiner Beute.
Die vier Sunden vergingen sehr schnell. Abgesehen von der Beschäftigung mit den Greifvögeln lag das sicherlich auch an Herrn Schmidt. Neben fachlichen Informationen bekamen wir von ihm einen Einblick in sein abwechslungsreiches Leben und er ließ uns einen Hauch der großen Welt schnuppern. Er verkauft Vögel in arabische Staaten und verkehrt mit wohlhabenden Scheichs, ist Partner eines Vogelschutzprogramms in Kenia und seine Vögel werden oftmals für Film-und Fernsehprodukionen angefordert, wie z.B. für die Serie „Mord mit Aussicht“-Sie erinnern sich?
So hat er in seinem Leben schon viele prominente Menschen kennengelernt. Dass darunter auch Konrad Lorenz und Bernhard Grzimek waren, darum beneide ich ihn ein bisschen.
Auf You Tube gibt es einen knapp halbstündigen Ausschnitt aus dem Film „Der Adlerflüsterer“. Hier bekommt man einen kleinen Einblick in die Arbeit von Pierre Schmidt, u.a. auch mit einem kurzen Pro und Contra bezüglich der Falknerei.
Die Gesamtlänge des prämierten Films beträgt 1 1/2 Stunden. Mehr Informationen zu der Falknerei gibt es unter http://www.falknerei-schmidt.de
Wenn Sie nicht die Falknerei besuchen möchten, lohnt sich trotzdem ein Ausflug zur Gymnicher Mühle. Nach den vier Stunden stärkten wir uns dort in einem Gasthaus und besuchten danach noch den schönen Garten.
Man kann aber noch viel mehr unternehmen, wie diese Hinweistafel beweist.
Zur „Nachbearbeitung“ unseres Besuchs in der Falknerei lieh ich mir diese drei Bücher in der Stadtbibliothek aus. Alle drei kann ich empfehlen.
Arno Geiger schreibt über sein Leben als Schriftsteller und sein ganz persönliches Geheimnis. Er lebt in den 90er Jahren als junger Mann zusammen mit seiner Freundin in einer kleinen ärmlichen Wohnung in Wien. Sein Traum ist es, Schriftsteller zu werden. Eines Tages entdeckt er in einem Altpapiercontainer einen Stapel Bücher. Er sucht weitere Container ab, findet auch dort welche und beginnt, Bücher auf Flohmärkten gewinnbringend zu verkaufen. Die nächsten drei Jahre macht er daraufhin wöchentlich seine mehrstündige Tour zu den Altpapiersammelstellen. Am Anfang geniert er sich noch, denn wer in Abfall kramt, wird als Bettler stigmatisiert. Aber gewinnbringende Funde wie beispielsweise Originalpostkarten von den Wiener Werkstätten lassen seine Bedenken verblassen. Sein Grundeinkommen ist gesichert. Erste Erfolge stellen sich in seiner Schriftstellerkarriere ein, aber der große Durchbruch ist es noch nicht. Wird er als Müllsammler enden? Er bekommt für ein Jahr ein Stipendium und geht nach Berlin. In dieser Zeit macht er viele neue Erfahrungen und als er nach Wien zurückkehrt, beginnt eine neue Lebensphase. Inzwischen hat er sich von seiner Freundin getrennt und ist mit Karin, seiner späteren Frau, zusammen. Die Beziehung ist schwierig, denn er ist nun ganz auf das Schreiben seines nächsten Romans fokussiert und hat nicht die Zeit, die sich Karin von ihm wünscht. Sein Laufbahn wird 2005 schließlich gekrönt vom Gewinn des Deutschen Buchpreises. Er ist jetzt ein gefragter Mann, das Verhältnis zu Karin wird dadurch nicht leichter. Beide haben Affären, sie trennen sich und sind dann wieder ein Paar. Hinzukommt, dass sein dementer Vater immer pflegebedürftiger wird und er zwischen Wien und Wolfurt in Vorarlberg pendeln muss. Was ihn diese Zeit durchstehen lässt, das sind seine Radtouren zu den Altpapiercontainern. Körperlich halten sie ihn fit und seine Funde sind für seinen Beruf inzwischen unabdingbar. Neben Büchern hat er früher auch Briefe mitgenommen. Er macht jetzt seine Runden, um weitere Briefkonvolute zu finden, denn diese Briefe geben ihm Einblicke in Lebenswelten, die oft so ganz anders sind als seine eigene. Nichts Menschliches ist ihm mehr fremd und besonders Schriftstücke, die sich mit alten Kriegserfahrungen auseinandersetzen, werden Inspirationen für einige seiner nächsten Werke. Am Ende des Buches sind 25 Jahre vergangen. Arno Geiger sucht nicht mehr. Wie er sich in dieser Zeit mehrfach gewandelt hat, so hat sich auch der Alltag verändert. Handschriftliches findet man nicht mehr, stattdessen mehr Pizza-und Weinkartons. Sein Entschluss steht fest: Er wird über sein glückliches Geheimnis schreiben, seinem Doppelleben als Müllsammler.
Ca. 50 km von Seligenstadt entfernt liegt die Kreisstadt Miltenberg am Mainknie zwischen Spessart und Odenwald.
Oben Mitte und rechts: Der alte Marktplatz von Miltenberg
Schon ca. 150 n.Chr findet Miltenberg Erwähnung als römisches Kastell. Die Römer erkannten bereits seine strategische Lage am Main. Miltenberg erlebte dann im Mittelalter einen großen Aufschwung. Die Mildenburg entstand im 12. Jahrhundert (auf dem Foto unten rechts), unweit liegt noch die Burgruine Weibertreu. (Wie es zu diesem Namen kam, können Sie hier lesen https://de.wikipedia.org/wiki/Burgruine_Weibertreu)
Unten links sieht man das „Würzburger Tor“ eins der beiden imposanten Stadttore, darüber im Bild „Zum Riesen“, das angeblich älteste Gasthaus Deutschlands. Erstmalig 1158 urkundlich erwähnt, übernachteten hier u.a. Kaiser Barbarossa, Kaiserin Maria Theresia, Wallenstein oder im 20. Jahrhundert Richard Strauss, Heinz Rühmann oder Elvis Presley. Die Altstadt zieht sich auf einer langen Straße am Schloßberg entlang. (Unten Mitte). Hier befinden sich auch mehrere Brauereien und Weinkellereien.
Miltenberg hat uns gut gefallen, allerdings steht es, verglichen mit Seligenstadt, mehr im Fokus von ausländischen Reisegruppen, die während einer Mainkreuzfahrt hier anhalten. Es war rummelig.
Nur wenige Kilometer entfernt von Miltenberg liegt Amorbach. Sollten Sie noch etwas Zeit haben, lohnt sich ein Abstecher. Hier finden sich ebenfalls viele historische Gebäude, darunter das älteste Fachwerkhaus in Bayern.
Im Februar erzählte ich Ihnen von einem langen Wochenende in Aschaffenburg und Seligenstadt. Wir hatten nasskaltes Wetter, alles war grau und trotzdem gefielen uns beide Städte. So nahmen wir uns vor, sie noch einmal im Sommer zu besuchen. Eine gute Entscheidung!
In Seligenstadt übernachteten wir direkt am Main und wurden morgens mit romantischen Stimmungen belohnt.
Wir gingen mehrmals am Main spazieren, auch viele Radfahrer nutzen die Wege.
Oben links: Eine Reparaturstation für Räder am Mainweg, hatte ich vorher noch nie gesehen. Oben rechts: Einer der schönen Ausblicke auf dem Mainweg. Links unten: Ein Ziel unseres Main-Spaziergangs: Das Wasserschloss, rechts unten einer von zwei Pulvertürmen in Seligenstadt.
Der Klostergarten war nun ein Pracht und die Gebäude auf dem Gelände zeigten ihre ehrwürdige Schönheit:
Seligenstadt wird hauptsächlich von Tagestouristen besucht und besticht durch eine Vielzahl von Restaurants und Cafés, sowie einer beachtlichen Auswahl von schönen Fachgeschäften.
Oben: Mittelmeerarchitektur trifft auf Mittelalter Mitte: Der Marktplatz von Seligenstadt Unten: Viele Fachwerkdetails werden geboten
Gegen Abend wurde es ruhiger und wir verabschiedeten den Tag wieder am Main.
Unten: Die 1-Minute-Fähre an das andere Mainufer nach Kahl- hier gibt es immer etwas zu gucken.
Unser Ausflug nach Aschaffenburg fiel nur kurz aus, denn die Hitze war zu groß. Aber am Stadtrand von Aschaffenburg liegt das Schloss Schönbusch mit einem englischen Landschaftspark und einem Biergarten. Hier ließ es sich aushalten!
Ein Spaziergang durch den Park. Oben rechts das Schloss, das man besichtigen kann, darunter ein Aussichtsturm und ein kleiner Konzertsaal. Links oben einer von mehreren Teichen, darunter ein Kanal, unten sieht man in der Ferne das Schloss von Aschaffenburg.
Danach eine wohlverdiente Pause im Biergarten. Auch hier lernten wir etwas Neues kennen: Die Brizza, eine Pizza mit Brezelteig. Lecker!
An einem anderen Tag machten wir einen Ausflug nach Miltenberg und Amorbach. Davon berichte ich übermorgen.
Zusammen mit seinem Hund Mars lebt der ca. 50 Jahre alte Gus alleine auf einem Bauernhof in den Cévennen. Er hat seinen Platz im Leben gefunden und kümmert sich hingebungsvoll um seine Kühe und sein Land. Telefon hat er keins, den alten Fernseher stellt er nur selten an. Außer zu Abel, einem ebenfalls alleinlebenden älteren Bauern in der Nachbarschaft, hat er kaum Kontakt zu anderen Menschen. Die Ruhe im Leben von Gus ist vorbei, als er eines Abends Schüsse und schreckliche Schreie auf dem Grundstück von Abel hört. Gus ist geschockt und traut sich erst am nächsten Tag, zum Hof des Nachbarn zu gehen. Abel ist jedoch wohlauf, reagiert allerdings auf den Besuch von Gus unwillig und versucht ihn loszuwerden. Abels ungewöhnliches Verhalten weckt die Neugierde von Gus, zumal ihm plötzlich frühere Zusammentreffen mit Abel einfallen, die darauf hindeuten, dass sein Freund Geheimnisse hat. Gus beschäftigen aber auch noch andere Merkwürdigkeiten. Sein Hund wird im Wald angegriffen und verletzt. An der Stelle, wo es passiert ist, findet Gus im Schnee Spuren von nackten Füßen. Dann tauchen kurz hintereinander auf seinem Hof zwei Evangelisten auf, die mit ihm über Gott sprechen wollen und der Bürgermeister des Dorfes, über den Gus eine schlechte Meinung hat, möchte Gus plötzlich seinen Hof abkaufen. Das alles beschäftigt Gus, aber noch verläuft sein Leben in geordneten Bahnen. Die Katastrophe beginnt, als Abel ihn unverhofft zu einem Abendessen einlädt…
Dieser „Roman Noir“ hat die Spannung eines Krimis, aber mit der Geschichte von Gus und Abel setzt der Autor Bouysee dem früheren Leben auf dem Lande auch ein Denkmal. Es war ein Leben voller Gewalt, aber auch ein Leben, in dem Menschen noch Ehrfurcht vor der Natur hatten und die Natur „lesen“ konnten. Bouysse beschreibt dieses archaische Leben mit eindringlichen Bildern, die nicht gleichgültig lassen.
Diese Charakterköpfe lernten wir am Samstagmorgen kennen:
Dank der Duisburger Volkshochschule hatten wir die Möglichkeit, in der Oberhauser Schäferei von Herrn Tobias Thimm einen Einblick in den Alltag eines Schäfers zu bekommen. Wir wurden von den „Jungs“ im Gatter begrüßt, sie warteten auf einen Gesundheitscheck.
Im Oktober beginnt die Deckzeit und alle dafür geeigneten Böcke müssen zuvor untersucht werden. Stimmt das Gewicht, gibt es Verletzungen oder Krankheiten, sind die Hufen eines Tiers in Ordnung? Das sind nur einige Punkte der Checkliste. Ist alles bestens, kommen die Böcke danach noch zwei Wochen auf die „Beauty Farm“, wo sie verwöhnt werden, bevor es zum Tète-à-Tète mit den Damen kommt.
Unter den sechs Schafsrassen, die auf dem Hof zu finden sind, gehören zwei zu den bedrohten Arten. Zu unwirtschaftlich ist ihre Haltung, doch Herr Thimm lobte seine „Bentheimer Landschafe“und „Weißen gehörnte Heidschnucken“, da sie für die Landschaftspflege bestens geeignet sind. Dies ist die Hauptaufgabe, die Herr Thimm zusammen mit seiner Herde im Raum Oberhausen-Duisburg-Mülheim bis hoch nach Kirchhellen übernimmt. Glücklicherweise setzt sich bei den Städten immer häufiger die Einsicht durch, dass Schafe für die Landschaftspflege besser sind als Maschinen, denn sie zerstören beispielsweise keine Tiernester-oder Bauten, legen Kuhlen an, in denen Wasser für Tiere gespeichert wird und sind beim Abgrasen der Flächen für Pflanzen und Boden viel schonender.
Bild von Pixabay
Wir lernten auch die beiden Hütehunde des Schäfers kennen und erfuhren Einiges über ihre Ausbildung und ihre Aufgaben. Fazit: Ohne Hunde keine Schäferei!
Nach 1 1/2 Stunden gingen wir zu den Mutterschafen mit ihren Sommerlämmern. Die ca. 30 Teilnehmer waren natürlich entzückt, denn es durfte gestreichelt und mitgebrachte Mohrrüben, Äpfel und altes Brot verfüttert werden. Das war köstlich, aber auch die Brennnesselbüsche auf der Wiese wurden nicht verachtet. Zur Freude des Schäfers, denn Brennnessel und Disteln sind besonders gesund für die Vierbeiner.
Herr Thimm war sehr professionell. Er demonstrierte seine Arbeit voller Humor, obwohl kurz vor unserer Ankunft ein Schaf auf der Wiese an Herzversagen gestorben war, das er erst zwei Wochen zuvor für 600 Euro gekauft hatte. Ein schwarzer Tag für ihn und er musste uns Rede und Antwort stehen…. Seit drei Generationen gehört die Schäferei der Familie und man merkte, dass Herr Thimm weiß, wovon er spricht. Offen legte er dar, welche Kosten anfallen und nannte uns Zahlen. Sein durchschnittlicher Stundenlohn beträgt weniger als 6 Euro. (Wen wundert es dann, dass es in den 70er Jahren noch ca. 250 Millionen Schafe gab und heute nur noch 14 Millionen? Idealismus ist immer weniger angesagt). Früher kostete ein Kilo Kraftfutter ca. 5 Euro, durch die Inflation sind es nun 16 Euro. Schäfer brauchen mehr Kraftfutter für ihre Herde, denn in heißen Sommern vertrocknen die saftigen Wiesen und sie müssen zufüttern. Die neue Tierarzt-Gebührenordnung mit enorm gestiegenen Preisen ist ein weiterer Kostenfaktor. Auf die Frage, was sich Herr Thimm von den Verbrauchern und von den Politikern wünscht, wurde der Schäfer ernst. Wer Fleisch isst, sollte bereit sein, für Qualitätsfleisch mehr zu bezahlen und bei regionalen Anbietern kaufen. Kleinen Landwirtschaftsbetrieben sollte ein Vorverkaufsrecht eingeräumt werden, wenn Land zum Verkauf steht. Zumeist werden Großbetrieben das Land direkt zugeschanzt. Dann erzählte er vom Mehrwertsteuerdschungel, in denen sich ein Schäfer zurecht finden muss. Uns schwirrte der Kopf und wir konnten es nicht glauben. Am Ende kam er noch auf Wölfe zu sprechen. Herr Thimm verlor im Februar 78 Schafe, darunter mehr als die Hälfte trächtige Mutterschafe. Die Kosten von 38000 Euro musste er vorstrecken-übrigens bis heute, denn die Entschädigung von 11000 Euro hat er vom Land noch nicht bekommen. Ein zweiter Wolfsangriff fand vor einigen Wochen statt. Trotz zweifacher elektrischer Zaunsicherung verlor er erneut einige Tiere. Endlich eine Lösung für dieses Problem finden, das wünscht sich Herr Thimm.
Mein Bericht gibt nur einige Aspekte wieder, die während des zweistündigen Besuchs angesprochen wurden. Unter „Oberhauser Schäferei“ kann man auf facebook und Instagram das Leben auf dem Hof verfolgen. Wir werden im nächsten Frühjahr wiederkommen, wenn die Lämmer da sind, denn dann geht einem laut Herrn Thimm das Herz auf.
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