Erinnern Sie sich noch an diesen Schauspieler? Falls ja, stellen Sie sich ihn vor, wenn Sie meine folgende Buchbesprechung lesen.
Russland im Jahr 1922: Graf Rostov ist 30 Jahre alt, als man ihm vorwirft, ein Gedicht veröffentlicht zu haben, das die Zarenfamilie kritisiert. Normalerweise müsste er mit dem Tode bestraft werden, doch Rostov ist zu beliebt und man verdammt ihn deshalb „nur“ zu lebenslangem Hausarrest im Moskauer Hotel „Monopol“, dem ersten Haus am Platze. Da Rostov dort Stammgast ist, wird er von vielen Angestellten sehr geschätzt. Er ergibt sich in sein Schicksal und macht das Beste aus seiner Situation, indem er sich mit einigen persönlichen Gegenständen standesgemäß in seiner kleinen Kammer einrichtet und seine Tage mit Hilfe der Bediensteten wie üblich angenehm verbringt. Doch irgendwann fällt ihm die Decke auf den Kopf und er beschließt, zu kellnern. Rostov ist ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle und die Gäste sind begeistert. Die Jahre gehen vorbei, draußen wechselt die politische Lage in immer rasanterem Tempo, die Gäste ändern sich, Rostov bleibt die Konstante. Da taucht eines Tages eine alte Freundin von Rostov auf, an der Hand ihre dreijährige Tochter, für die sie einen Babysitter für ein paar Tage sucht. Rostov ist skeptisch, dass er der Richtige ist, doch er willigt ein. Aus den Tagen werden Jahre, denn die Mutter kommt nicht wieder und Rostov wächst über sich hinaus. Ihm gelingt es, mit Rückendeckung seiner Kollegen, die kleine Sofie heimlich großzuziehen. Und dann, inzwischen schreiben wir das Jahr 1954, kommt der Tag, an dem Sofie, die Pianistin werden möchte, ihr erstes Vorspiel hat…
Soooooo schön ist dieser Roman: Mit leisem Humor geschrieben, nie kitschig, liebenswerte Nebenfiguren, ein überraschendes Ende und russische Geschichte werden geboten und als Krönung Hauptfigur Graf Rostov- gibt es so einen Mann heutzutage noch?


Wir hatten bei der Begehung großes Glück, denn die ehemalige Dombaumeisterin Frau Dr. Barbara Schock-Werner war für 1 1/2 Stunden unsere Führerin. ( Wir buchten die Führung über die NRW-Stiftung, tolles Ausflugsangebot und viele Eintrittsvergünstigungen für einen Jahresbeitrag von 30 Euro- vielleicht ein Weihnachtsgeschenk?). Hier ein paar Bilder aus luftiger Höhe:





Kurz worum es geht: 1923 ist für die Einwohner von Clochemerle kein gutes Jahr. Eigentlich fängt es ganz harmlos an: Der Bürgermeister beschließt, zwischen Kirche und Wirtshaus eine Bedürfnisanstalt aufzustellen. Das war für damalige Zeiten in einem Dorf revolutionär, aber die Clochemerler finden Gefallen an diesem Ort, so großen Gefallen, dass sich vor dem „stillen“ Örtchen Schlangen bilden und der ein oder andere Mann gezwungenermaßen sich doch wieder für alle sichtbar erleichtern muss. Das missfällt der anständigen und gottesfürchtigen Madame Putet sehr, denn ihr Wohnungsfenster bietet direkte Aussicht auf diese Exhibitionisten. Sie beginnt, erst gegen die Bedürfnisanstalt und dann auch gegen andere unsittliche Vorgänge in Clochemerle vorzugehen, sprich zu intrigieren. Das ist der Anfang vom Ende. Eine Schlägerei in der Kirche, Sachbeschädigungen, Diebstahl sind nur die kleineren Übel, am Ende muss das Militär einschreiten und die Affäre Clochemerle hat internationale Auswirkungen.
