Paris, Périphérique

Auf dem Weg nach Tours gerieten wir auf der Pariser Périphérique in einen Stau. An einer Stelle, wo Auf- und Abfahrten sich kreuzten, quasi in einem „Spaghettiknoten“ , befand sich eine winzige Grünfläche, auf der ein blaues kleines Zelt stand. Vor dem Zelt saß ein Mann unbestimmten Alters, neben ihm ein rostiger Einkaufswagen mit seinen Habseligkeiten. Um ihn ein unglaublicher Lärm, ganz zu schweigen von der schlechten Luft. Er starrte die Autos an, starrte mich an…

SANS ABRI

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Dieses Buch ist wichtig

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  • Richard, Witwer, sitzengelassener Geliebter, Professor an der Berliner Humboldt-Universität, ist gerade pensioniert worden. Er muss sich in seiner Einsamkeit und in der vielen freien Zeit neu einrichten und hat eines Tages die opstruse Idee, afrikanische Flüchlinge, die auf dem Oranienplatz streiken, zum Thema Zeit zu befragen. Bereitwillig antworten die Streikenden und davon ermutigt, stellt Richard weitere Fragen. So lesen wir von verschiedenen Flüchtlingsschicksalen, erfahren, warum die Männer geflüchtet sind und was für ein Leben sie in ihrem Heimatland hatten. Je mehr Richard erfährt, desto mehr will er helfen. Er versucht, ihnen bei bürokratischen Problemen beizustehen, fährt sie durch Berlin, sucht für sie Aushilfsjobs bei Bekannten oder lädt sie nach Hause ein, um ihnen für ein paar Stunden ein anderes Leben zu bieten. 

Die Autorin hat einen Roman geschrieben, der es viel besser als zig Fernsehrreportagen versteht, das Schreckliche zu vermitteln, das hiesigen Flüchtlingen in der Vergangenheit passiert ist. Wie sie aus ihrem Leben herausgerissen und von ihren Familien getrennt wurden, wie viele Verwandte und Freunde auf der Flucht gestorben sind, wie gefährlich die Flucht war, das ist kaum mit Worten zu beschreiben. Der Roman hört damit aber nicht auf, denn er bietet viele Fakten darüber, was mit den Flüchtlingen in unserem Land geschieht und das ist bei vielen Dingen grotesk.

Der Roman ist 2015 erschienen und wurde in den Buchhandlungen gut verkauft. Doch dann kamen schon wieder die nächsten Neuerscheinungen und der Titel geriet in Vergessenheit. Jetzt kann man ihn als Taschenbuch erwerben, eine Chance, dass diese Geschichte, die zumindest das Mitgefühl eines jeden vergrößern sollte, doch noch häufiger gelesen wird.

Ich habe das Buch teilweise gelesen und teilweise gehört. Das Hörbuch berührte mich noch mehr, beim Buch habe ich einige Passagen mehrmals gelesen.

 

 

 

Georges Brassens- ein vergessener Chansonnier

Dieses Chanson ist aus meiner Schulzeit, wir nahmen es im Französischunterricht durch. Ich finde, das Lied hat eine zeitlose Aktualität…

Lied an den guten Menschen
(dt. D. Kaiser 2002, alias Didier Caesar,
möglichst nahe am Original,
gleichsilbig und gereimt)

Es ist für dich, dies neue Lied,
du guter Mensch, der ohn’ Unterschied
mir vier Scheite Holz gegeben hast,
als die Kälte mir war große Last.

Du hast mir Feuer gegeben, als
Die Gerechten mit starrem Hals,
alle Wohlmeinenden, die zu fett,
die Türe mir haben verwehrt.

Ein wenig Feuer war’s und nicht mehr,
aber gewärmt hat es mich doch.
In meiner Seel’ brennt’s immer noch,
als ob es ein Freudenfeuer wär.

Guter Mensch, wenn dir die Stunde schlägt,
wenn dich Freund Hein von dannen trägt,
trag er dich durch den Himmel gleich
in das Gottesreich.

Es ist für dich, dies schöne Lied,
Wirtin, die du ohne Unterschied,
mir vier Scheiben Brot gegeben hast,
als der Hunger war bei mir zu Gast.

Du hast deinen Knappsack geöffnet, als
Die Gerechten mit starrem Hals,
alle Wohlmeinenden, die zu fett,
sich freuten ob meiner Diät.

Ein wenig Brot war’s und nicht mehr
aber gewärmt hat es mich doch.
In meiner Seel’ brennt’s immer noch,
als ob es ein Festessen wär.

Wirtin, wenn dir die Stunde schlägt,
wenn dich Freund Hein von dannen trägt,
trag er dich durch den Himmel gleich
in das Gottesreich.

Es ist für dich, dies schöne Lied,
Fremder, der du ohne Unterschied,
Mir unglücklich zugelächelt hast,
als Gendarmen mich brachten zum Knast.

Beifall geklatscht hast du auch nicht, als
Die Gerechten mit starrem Hals,
alle Wohlmeinenden, die zu fett,
dazu lachten noch, so gut wie’s geht.

Ein wenig Met war’s und nicht mehr,
aber gewärmt hat es mich doch.
In meiner Seel’ brennt’s immer noch,
als ob es ein Sonnenstrahl wär.

Fremder, wenn dir die Stunde schlägt,
wenn dich Freund Hein von dannen trägt,
trag er dich durch den Himmel gleich
in das Gottesreich.