Dieses Buch ist wichtig

  •  
  • Richard, Witwer, sitzengelassener Geliebter, Professor an der Berliner Humboldt-Universität, ist gerade pensioniert worden. Er muss sich in seiner Einsamkeit und in der vielen freien Zeit neu einrichten und hat eines Tages die opstruse Idee, afrikanische Flüchlinge, die auf dem Oranienplatz streiken, zum Thema Zeit zu befragen. Bereitwillig antworten die Streikenden und davon ermutigt, stellt Richard weitere Fragen. So lesen wir von verschiedenen Flüchtlingsschicksalen, erfahren, warum die Männer geflüchtet sind und was für ein Leben sie in ihrem Heimatland hatten. Je mehr Richard erfährt, desto mehr will er helfen. Er versucht, ihnen bei bürokratischen Problemen beizustehen, fährt sie durch Berlin, sucht für sie Aushilfsjobs bei Bekannten oder lädt sie nach Hause ein, um ihnen für ein paar Stunden ein anderes Leben zu bieten. 

Die Autorin hat einen Roman geschrieben, der es viel besser als zig Fernsehrreportagen versteht, das Schreckliche zu vermitteln, das hiesigen Flüchtlingen in der Vergangenheit passiert ist. Wie sie aus ihrem Leben herausgerissen und von ihren Familien getrennt wurden, wie viele Verwandte und Freunde auf der Flucht gestorben sind, wie gefährlich die Flucht war, das ist kaum mit Worten zu beschreiben. Der Roman hört damit aber nicht auf, denn er bietet viele Fakten darüber, was mit den Flüchtlingen in unserem Land geschieht und das ist bei vielen Dingen grotesk.

Der Roman ist 2015 erschienen und wurde in den Buchhandlungen gut verkauft. Doch dann kamen schon wieder die nächsten Neuerscheinungen und der Titel geriet in Vergessenheit. Jetzt kann man ihn als Taschenbuch erwerben, eine Chance, dass diese Geschichte, die zumindest das Mitgefühl eines jeden vergrößern sollte, doch noch häufiger gelesen wird.

Ich habe das Buch teilweise gelesen und teilweise gehört. Das Hörbuch berührte mich noch mehr, beim Buch habe ich einige Passagen mehrmals gelesen.