Omma spielt mit Lego

Ich gehöre ja nun nicht mehr zum Jungvolk, aber momentan hat mich das Legofieber gepackt!
Meine Freundin schenkte mir von Lego diesen Kasten:

Hier der Inhalt des Kastens:

Sieben Tüten und ein dickes Beibuch

In dem Buch werden sieben Konstruktionsmöglichkeiten präsentiert, die man nachbauen kann. Es wird erklärt, welche Künstler Pate standen bei den Bauideen. Darunter sind z.B. Klee oder Kandinsky. Ich sah mir die Beschreibungen an, zumal teilweise auch Legosteine dabei waren, deren Möglichkeiten ich nicht sofort erkannte. Doch anstatt mich an die Bauanleitungen zu halten, legte ich einfach los. Mir kribbelte es zu sehr in den Fingern, mir selbst etwas auszudenken.

Ich legte die geöffneten Tüten auf einen großen Tisch und mehrere Tage hintereinander baute ich an oder erhöhte bis ich merkte, dass mir nichts mehr einfiel. Daraus schloss ich, jetzt ist es fertig!

Fällt Ihnen ein passender Titel ein?
Der „Vofisch“? Oder „Der Stachel im Fleisch“?

Mein nächstes Projekt habe ich schon begonnen, es wird wilder und bunter werden, denn ich merke, wie ich Symmetrie- und Farbvorstellungen immer mehr über den Haufen werfe. Eine schöne Übung für mein sommerliches Aquarellmalen!
Ja und irgendwann werde ich auch die Vorlagen nachbauen. Das ist dann aber eher ein Puzzle, denn inzwischen habe ich die Tüten umsortiert und nach Farben getrennt.

Auch als Fotomotive haben es mir meine Legobilder angetan. Da kann man auch schön experimentieren:

Das Ufo?

Xerox

Eine junge Frau arbeitet in Amsterdam in einem Büro. Freundschaften mit ihren Kollegen zu schließen fällt ihr schwer, zu unterschiedlich sind die Lebenswelten. Auch arbeitet sie den ganzen Tag alleine in einem Raum, in dem der Drucker das dominierende Gerät ist. Mit ihm unterhält sie sich und erinnert sich an ihre Kindheit. Sie wohnte weitab vom malerischen Touristenamsterdam in einer Siedlung, in denen das Leben nicht leicht war. Besonders erinnert sie sich an einen Brand, man weiß aber am Anfang noch nicht, welche Verbindung sie zu diesem Ereignis hat.
Ihre Selbstgespräche, zusammen mit mehreren stressbedingten Zusammenbrüchen, führen dazu, dass ihr Chef sie zur Regenerierung freistellt. Eine ziemliche Katastrophe, denn sie vermisst ihren Drucker schmerzlich.
So geht es auch dem Drucker, der sich im weiteren Verlauf der Geschichte zu Wort meldet. Durch einen Fehler bei seinem Zusammenbau kann er denken, Menschen verstehen und deren Gedanken lesen. So erfährt man von ihm u.a. auch weitere Details zu dem Brand.
Das Büro der jungen Frau wird von einem Kollegen übernommen. Er rangiert den Drucker aus und stellt ihn an den Straßenrand. Kurze Zeit später steht fest, dass es der Firma finanziell schlecht geht und Mitarbeiter entlassen werden. Die junge Frau kehrt noch einmal in die Firma zurück, um ihre Entlassungspapiere entgegenzunehmen und sieht dabei, dass der Drucker verschwunden ist. Aber es wird noch einmal ein Wiedersehen geben…

Las ich das Buch abends im Bett, musste ich manche Passagen zweimal lesen, die Gedankengänge der Icherzählerin waren für mich etwas wirr. Las ich das Buch morgens frisch ausgeschlafen, überzeugten mich der Ideenreichtum und die „Vibrations“ des Romans und die Freude über einige brillante Sätze.

Hoffnungsvoll ins neue Jahr

Willkommen im Jahr 2024! Als ersten Beitrag möchte ich Ihnen dieses Lied vorstellen oder ist es eher eine musikalische Buchbesprechung?

Dies ist das Buch zu dem Video:

Und hier geht es zu einer Leseprobe:
https://www.penguin.de/leseprobe/Vom-Mythos-des-Normalen/leseprobe_9783466347988.pdf#page4

Eine Kindheit zwischen Bauern und Bohemians

So ein kleiner Junge hat es wirklich nicht leicht! Jan Peter Bremer lebt in den 70er Jahren mit seinen Eltern im ländlichen Kreis Lüchow-Dannenberg. Zuerst auf einem Bauernhof in einem Dorf, in dem es nur einen Lehrer für alle Schüler gibt und die Kinder der ersten Klasse von einem Schüler aus der dritten Klasse im Schreiben und Lesen unterrichtet werden. Kein guter Start für die schulische Laufbahn von Jan Peter und er tut sich in den folgenden Jahren sehr schwer, zumal er auch ungelenk ist, mit seinem Wuschelkopf komisch aussieht und manchmal seltsam spricht. Das aber eigentlich Schlimmste für ihn als Schüler ist die Tatsache, dass seine Eltern nicht in das bäuerliche Weltbild der erwachsenen Dorfbewohner und deren Kinder passen. Die Familie kommt ursprünglich aus Berlin und sein Vater Uwe Bremer gehört zu den fünf Gründungsmitgliedern der berühmten Rixdorfer Druckwerkstatt der Dichter. In dem Schlösschen, das im Nachbardorf der zweite Wohnsitz der Familie wird, findet ein ständiges Kommen und Gehen bekannter Künstler, Schriftsteller und Journalisten statt. In Zeiten von RAF und der „Atomkraft- nein danke“-Bewegung sind für die Dorfbewohner alle Besucher entweder Gammler oder potenzielle Terroristen. Während die Eltern fast in einer Blase auf ihrem Schlösschengrundstück leben und kaum etwas von der Ablehnung mitbekommen, muss Jan Peter jeden Tag in der Schule die Verachtung und den Hass auf seine Familie aushalten. Er sagt nie etwas, das hat man damals nicht getan.
Die Jahre vergehen. Jan Peter ist in der 7. Klasse und darf auf das Gymnasium wechseln. Langsam ändert sich dort seine Situation, als er entdeckt, wie gut es ihm geht, wenn er liest und eigene kleine Geschichten verfasst. Diese sind wirklich gut und er wird erstmalig gelobt. Sein Selbstwertgefühl steigt und damit scheint die Chance zu bestehen, endlich Freunde zu finden.
Der Autor schreibt liebe-und humorvoll über seine Eltern und deren Freunde. Wie er als Junge versucht, trotz seiner vielen Schwierigkeiten kleine Freuden im Leben zu entdecken, das ist rührend zu lesen. Ein leises Buch, dessen Lektüre ich mit einem Lächeln beendete.

Wer mehr über das Leben des Künstlers Uwe Bremer und dessen Freunde erfahren möchte, dem empfehle ich diesen Bildband. Ein Augen- und Leseschmaus!

Gedichte für Kinder und für mich!

Seit geraume Zeit lese ich mit Vergnügen Gedichte, die eigentlich für Kinder bestimmt sind. Die Texte machen mich heiter, bringen mir Kindheitserinnerungen zurück und erzeugen in mir manchmal mit ihrer oftmals überbordenden Phantasie eine Laune, selbst ein paar Zeilen zu schreiben.
Die wunderschönen und teilweise sehr lustigen Illustrationen der Bücher verstärken beim Lesen diese positiven Gefühle. Drei Titel möchte ich Ihnen deshalb vorstellen:

Ich wusste bis vor kurzem nicht, dass der Autor der „Schatzinsel“ auch Gedichte geschrieben hat. Momente seiner Kindheit sind teilweise auch meine Momente.
Josef Guggenmos schreibt für Kinder, seine Gedichte und Haikus halten aber oftmals auch ein Augenzwinkern für Erwachsene parat.
Dieses Buch ist eine Fundgrube! Viele namhafte Autoren und Autorinnen haben hier den schönsten Quatsch gedichtet- sehr inspirierend!
Soll ich Ihnen verraten, was sieben kecke Schnirkelschnecken tun?

Sieben kecke Schnirkelschnecken
saßen einst auf einem Stecken,
machten dort auf ihrem Sitze
kecke Schnirkelschneckenwitze!

Von Josef Guggenmos- siehe oben…

Kommt ein Pferd in die Bar

Der Autor David Grossman erzählt in seinem Roman vom letzten Auftritt des israelischen Stand-up Comedians Dovele Grinstein. Sehen Sie sich das Titelbild des Buches an, was denken Sie, was fühlen Sie?

Das Bild strahlt Trauer aus, der Mann wirkt einsam, Sie haben vielleicht Mitgefühl mit ihm? Wie passt das zu dem Auftritt eines Komikers?

Zu Beginn seiner Show ist Dovele der bekannte Possenreißer. Er pöbelt die Zuschauer an, erzählt gute und schlechte Witze, umgarnt sein Publikum, um es im nächsten Moment wieder zu schockieren. Die Stimmung schwankt manchmal gefährlich, doch Dovele hat die Gäste fest im Griff und zieht alle Register. Ihm ist es an diesem Abend besonders wichtig, dass er gut ist, denn unter den Zuschauern ist ein bekannter Richter, mit dem Dovele in seiner Kindheit kurze Zeit befreundet war. Die beiden haben sich seit Jahrzehnten nicht gesehen, doch Dovele hatte den Richter zuvor zuhause aufgesucht und gebeten, zu seiner Show zu kommen. Er soll Dovele beobachten und ihm danach sagen, was für ein Mensch auf der Bühne steht.
Der Richter willigt nach einigen Bedenken ein. Was er dann am Abend während der Vorstellung sieht und hört, findet er abstoßend. Er will gerade gehen, als Dovele beginnt, die Geschichte von seiner ersten Beerdigung zu erzählen. Es ist eine traurige und verzweifelte Geschichte. Nach und nach verlassen immer mehr Zuschauer, die einen lustigen Abend erwartet hatten, empört den Saal.
Dovele erzählt seine Geschichte bis zum Ende. Nur noch wenige Besucher hören ihm zu, u.a. auch der Richter. Dieser ist danach schockiert, denn die Geschichte betrifft auch ihn und sein Lebenskartenhaus gerät ins Schwanken.

Als ich dieses Buch gelesen habe, hatte ich den Eindruck, dass ich im Zuschauersaal sitze. Ich lachte über einen Witz, im nächsten Moment schüttelte ich über eine Geschmacklosigkeit den Kopf oder reagierte erschrocken, als Dovele sich selbst erbarmungslos ins Gesicht schlägt. Der Sog dieses Romans ist unglaublich.
Ich habe nicht zu lesen aufgehört, als Dovele die Geschichte seiner ersten Beerdigung erzählt. Es ist nebenbei auch die Geschichte seiner Eltern, die in jungen Jahren den Holocaust zwar überlebt haben, aber danach täglich um Normalität in ihrem Alltagsleben kämpfen müssen.

Ich kann mir kein besseres Titelbild vorstellen.

Seifenplatz- Erinnerungsschätze heben Teil 2

Dieses Streichholzheftchen fiel mir am Wochenende aus einem alten Briefmarkenalbum entgegen.

Den Seifenplatz gibt es in Rheinhausen schon sehr lange nicht mehr. Hier kaufte ich meine erste Wimperntusche, den ersten Lippenstift und die erste Dose mit Lidschatten. Mein Lieblingsregal war allerdings das mit den Haarutensilien. Damals noch Besitzerin von langen lockigen Haaren, gab ich mein Taschengeld für eine schwarze Samtschleife, einen Haarreif mit nachtblauem Samt und ein Pferdeschwanzgummi aus. An diesem waren zwei rote Plastikkugeln befestigt, die wie Kirschen aussahen. Apropos zwei Plastikkugeln: Zu dieser Zeit gab es auch ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem jeweils eine pingpongballgroße Kugel an einem Ende einer stabilen Schnur hing. Man musste die Schnur jetzt in der Mitte anfassen und durch Hoch-und Runterbewegungen versuchen, die Kugeln zusammenschlagen zu lassen. Das ergab dann immer ein lautes Klacken. Je schneller man war, desto mehr klackte es und desto mehr nervte man damit die Erwachsenen. Wenn man sich dösig anstellte, konnte es schon mal passieren, dass die Kugeln im Gesicht landeten und blaue Flecken verursachten. Was würden heutige Helicopterelten zu einem solchen Spielzeug sagen? Bei einem anderen Spiel hing an einem Ende einer Kordel ein Ball. Am anderen Ende der Kordel war eine Schlaufe, durch die man eine Fuß durchstecken musste. So hing die Schlaufe um den Fußknöchel herum. Nun musste man versuchen, die Kordel kreisförmig zu bewegen und dabei mit dem Fuß , an dem die Kordel nicht hing, über das Kordelteil mit dem Ball zu springen. (Ich lese diesen Text noch einmal und denke mir, dass ich den Text für alle, die dieses Spiel von früher nicht kennen, auch in chinesischer Sprache hätte schreiben können. Oder können sich alle etwas darunter vorstellen?)

Ja und dann waren da ja noch Seilchenspringen, Federball und Gummitwist. Ich liebte Gummitwist, da ich dank der langen Beine auch bei Gummis, die in Hüfthöhe hingen, noch eine Chance hatte. Allerdings gab es hier auch öfter aufgeschlagene Knie, aber mit Pflaster zugeklebte Knie waren in Kindheit und auch noch Jugend fast schon mein Markenzeichen. Besonders schick wurde das dann beim Tragen von Miniröcken. Wo ich beim Thema Erinnerungen an Kleidungsstücken wäre. Aber die 10 Minuten sind jetzt vorbei, mehr Höckscken auf Stöcksken gibt es nicht.

Die Traumsammlerin

Die Musik von Patti Smith begleitet mich schon mein ganzes Leben lang, aber erst jetzt entdeckte ich ihre Bücher und besonders bei diesem komme ich ins Schwärmen.

In diesem schmalen Band erinnert sie sich an Szenen in ihrer Kindheit, denkt an Freunde, erzählt von einsamen Tagen als Erwachsene, schreibt Gedichte. Dabei geht es nicht so sehr darum, was sie erlebt hat, sondern um ihre Eindrücke und Gefühle. Das ist so schön und teilweise ergreifend, dass ich das Buch gerade ein zweites Mal lese, um Bilder, die sie mit ihrer poetischen Sprache heraufbeschwört erneut zu genießen oder weitere zu entdecken. Wunderbar passend: Alte Schwarzweißfotos aus ihrem Archiv.

Wünsche Ihnen ein schönes Wochenende-bis Montag!