Ich wünsche mir die Herrlichkeit von Emden!

Dieses Zitat findet sich in einer Faust-Bearbeitung des englischen Dichters Christopher Marlowe. Verbinden Sie Emden mit Herrlichkeit? Ich tat es nicht. Für mich war Emden Otto, Karl Dall, die Emdener Kunsthalle und das VW-Werk.
Aber nach einer Stadtführung mit Gila Engelhard sieht das jetzt schon ein bisschen anders aus. Die Geschichte der Stadt ist sehr spannend und wir bekamen u.a. auch die Erklärung zu dem Zitat. Im 16. Jahrhundert wurde Emden zur reichen Stadt, weil die kluge Fürstin Anna für alle Einwohner Religionsfreiheit versprach. Viele wohlhabende holländische Reformationsanhänger flüchteten daraufhin nach Emden, weil in Holland der Katholizismus mit Gewalt gegen Andersgläubige verteidigt wurde. Die Holländer bauten prächtige Häuser und waren gewitzte Kaufmänner, Emden wurde so reich und so gut geschützt, dass die Oberen der Stadt es nicht für nötig hielten, dem Hanseverbund beizutreten.
Zurück zur Neuzeit: In Emden gibt es zwar eine „Altstadt“, hier stehen aber nur noch zwei dieser herrschaftlichen Häuser.


Alle anderen Gebäude wurden im zweiten Weltkrieg zerbombt. Ca. 90% der Stadt Emden lagen in Schutt und Asche. Dreißig Bunker hielten stand und erinnern heute noch an die schreckliche Zeit. Sie werden sehr unterschiedlich genutzt und gehören zum Stadtbild von Emden.

Ein Museum

Thema Emdener Museen: Im alten Hafen gibt es mehrere Museumsschiffe, die man besuchen kann, auf einem alten Feuerschiff ist ein gutes Restaurant untergebracht.

Gebäude im Hintergrund ist das alte Rathaus mit dem Ostfriesischen Landesmuseum

In einem kleinen maritimen Museen arbeiten ehrenamtlich alte Seebären und erklären bei einem Pott Kaffee die Ausstellungsstücke und erzählen auch gerne mal ein bisschen Seemannsgarn.
Das Ottohuus: Ein Wallfahrtsort für Fans. Hier sind die ersten Bartstoppeln von Otto oder auch ein von Otto gekautes Kaugummi ausgestellt. Für mich war eine Vitrine das Highlight, in der man sich viele Medienpreise im Original ansehen kann, wie z.B. den Grimme-Preis, das Bambi usw. Otto hat sie alle! Für Menschen mit Platzangst ist das Museum nicht zu empfehlen, denn die Räumlichkeiten sind eigentlich zu klein für die vielen Memorabilia.

Nun aber zur Emdener Kunsthalle, erbaut vom Sternherausgeber Henri Nannen Mitte der 80er Jahre. Ihr Ruf ist international, auch sie gilt als Wallfahrtsort…für Kunstfreunde.

Diese Kunstsammlung hat seit 1987 immer wieder herausragende Ausstellungen gezeigt zum Thema moderne Kunst. Wir sahen „Ein Bild der Zeit- Expressionismus in Film und Kunst“. Werken von beispielsweise Heckel, Dix, Goetz, Kirchner oder Pechstein wurden Sequenzen von Filmen aus den 20er Jahren wie „Das Cabinet des Dr. Calgari“, „Nosferatu“ oder „Metropolis“ gegenübergestellt. Die Auswirkungen des ersten Weltkriegs und die Erforschung der Psyche des Menschen waren dabei prägend.- Eine Ausstellung, die mir nahe ging, denn offensichtlich sind die aktuellen Bezüge.

Emden als Ziel für ein langes Wochenende? Neben unseren Aktivitäten an einem Tag kann man noch eine Grachtenfahrt machen, sich selbst ein Böotchen mieten oder sich den großen modernen Hafen vom Wasser aus ansehen. Mehrere Einkaufsstraßen sind überdeckt, so dass man trocken bummeln kann. In Emden ist eigentlich immer etwas los, vielleicht kombinieren Sie den Besuch mit einem Konzert? Und schließlich bietet das Umland von Emden auch noch schöne Ziele. Eins davon zeige ich Ihnen nächste Woche.

Danke Otto!

Als ich ein Kind war, bekamen wir zweimal im Jahr die dicken Neckermann-und Quellekataloge zugeschickt. Das waren besondere Tage, denn meine Mutter setzte sich dann immer mit einer Tasse Kaffee und einem Schokoladenriegel an den Esszimmertisch und blätterte die Kataloge in aller Ruhe durch. So war ich dann auch einen Moment lang ein bisschen melancholisch, als ich vor Weihnachten las, dass Otto beschlossen hätte, den letzten Katalog auszusenden. 

Meine Überraschung war deshalb umso größer, als vorletzte Woche ein Otto-Katalog bei uns im Briefkastenschlitz steckte.(Er war nur halb so dick, wie die Kindheitskataloge, aber immerhin). Wir hatten noch nie etwas bei Otto bestellt, warum bekamen wir den Katalog?

 

Bei einer Tasse Kaffe und…2 Plätzchen guckte ich mir den Katalog mit dem Motto“Ich bin dann mal App“ an. Schon auf Seite 1 verblüffte mich ein Gewinnspiel, das nur bis zum 31.12.2018 ging.  Waren wir eine Ottokatalogresteverwertungsadresse, weil wir zu den Jahrgängen gehörten, die man noch als katalogafin bezeichnen konnte?

Ich blätterte weiter…Junge Frauen zwischen 20 und 35 Jahren stellen Otto-Mode vor. Ich war wieder verwirrt. Alle Frauen sind dünn oder aber zumindestens schlank. Es gibt aber die meisten Modelle auch in 48,50,52,54. Für wen? Für nichtabgebildete ältere Frauen und Männer? Viele Schnitte der Kleidungsstücke sollten in diesen Größen erst gar nicht angeboten werden, man sieht wie eine herumlaufende Pelle aus. Schmeichelnde Hosen und Röcke, kaschierende Blusen-kaum im Angebot. Die Anmutung der Sachen? Da driftet es wieder auseinander. Wirklich pfiffig ist kaum etwas, eher konservativ, um nicht zu sagen hausbacken, was dann eher wieder für ältere Käuferinnen spricht.

Um es auf den Punkt zu bringen: Danke Otto, dass der Katalog einstellt wird. Mit dieser Larifari-Kundenansprache ist er Papierverschwendung. Dann lieber eine App für junge Frauen, die nichts Pfiffiges suchen und für mich einen Nähkurs, in dem ich mir das anfertigen kann, was man in den jugendorientierten oder Silvergenerationabteilungen nicht bekommt. 

Sie ahnen schon etwas? Ja, ab und zu werde ich Sie ab jetzt auch mal mit dem Thema Nähen konfrontieren. Vielleicht kommen Sie ja auch auf den Geschmack, wenn Sie ihn nicht schon haben.

Ab morgen erzähle ich ein bisschen darüber, wie man in Nizza ein paar Januartage verbringen kann.