Unschlagbare Bücher-Kombination

Gehören Sie auch zu den Parallellesern, d.h. lesen Sie mehrere Bücher gleichzeitig? Ich habe meistens zwei bis drei gleichzeitig „laufen“. So kam es dann zu folgender Kombination:

Ich fing mit dem Krimi an dann kam das Baum-Sachbuch kam dazu. Toll!

Zum Krimi:

Anja studiert Forstwirtschaft und muss ein Praktikum absolvieren. Sie wird in Weiden zum Waldkatieren eingesetzt. Ein folgenschwerer Zugall, denn diese Gegend kennt Anja aus ihrer Kindheit. Zusammen mit ihren Eltern verbrachte sie hier zweimal die Ferien auf einem Bauernhof. Der zweite Urlaub endete in einer Katastrophe, denn ihr Vater kehrte von einem Waldspaziergang nicht mehr zurück. Seine Leiche wurde nie gefunden, ob damals ein Mord geschah, konnte nicht ermittelt werden. Jetzt ist Anja wieder da und die Familienmitglieder des Bauernhofes reagieren sehr unterschiedlich. So extrem unterschiedlich, dass ein Familienmitglied nach dem zweiten Zusammentreffen mit Anja im Wald zuerst seine Mutter und sich dann selbst ermordet. Die Dorfbewohner sind schockiert und geben indirekt Anja die Schuld an der Tragödie. Anja versucht derweil zu arbeiten und Ungereimtheiten in dem Waldstück, in dem ihr Vater verschwunden ist, aufzuklären. Eine Reihe alter Männer und der zuständige Polizeibeamte versuchen sie daran zu hindern, denn sie befürchten, dass Anja neben der Leiche noch etwas ganz anderes finden wird. Doch Anja lässt sich nicht stoppen, denn langsam kommen auch Erinnerungen aus ihrer Kindheit wieder.

Ein ausgefallener Krimi, in dem die Beschaffenheit des Waldes Anja auf die richtige Spur bringt.

Kein Wunder also, dass ich parallel dazu das Baumbuch mir zu Gemüte führte. Es stand 2015/2016 monatelang auf der Bestsellerliste, deshalb möchte ich es nicht groß zu besprechen. Sehr interessant zu lesen, sehr viele Informationen, die ich beim ersten Lesen allerdings leider kaum behalten konnte. So lieh ich mir in der Bücherei noch denselben Titel als Bildband aus, weil ich mir durch die Fotos noch ein besserer Verständnis versprach.

Die Fotos sind wunderschön und verbreiten traumhafte Waldatmosphäre. Zum Verständnis tragen sie nicht so sehr bei.

Morgen soll es ja kühler werden, da ist der Kopf bestimmt für drei Rätsel frei, oder?

Auf Wiedersehen Kohlebergbau- hallo Papier!

Als „Papierfrau“ war das Lesen dieses Buches für mich obligatorisch.

Das Titelbild ist doch wunderschön, oder? Man versinkt in die Welt der japanischen Papierkunst, ist quasi im Papierparadies. Konsequenterweise beginnt das Buch auch mit der Geschichte der Papierherstellung im alten China, wo der Autor Höhlen besucht, in denen man Papier gefunden hat, das aus der Zeit 2000 Jahre v.Chr. stammt und damit wohl der älteste Papierfund der Welt ist. Der Leser reist kurz nach Ägypten und dann nach Japan, wo es noch einige wenige Menschen gibt, die die traditionelle Herstellung von Papier beherrschen und in Japan damit zum „Lebendigen Kulturschatz“ ernannt wurden. (Altes Handwerk als Kulturschatz zu ehren und zu schützen-welch großartige Idee!) Diesen Teil machen aber nur die ersten 50 Seiten aus. Papier im arabischen und europäischen Mittelalter sind die Themen der nächsten Kapitel. Auch dies ist sehr kurzweilig zu lesen. Wir lernen beispielsweise, dass Enzyklopädien keine Erfindungen der Neuzeit sind, sondern es im 12.Jahrhundert im arabischen Raum bereits diverse umfangreiche Lexika gab. Auf der anderen Seite wurde Papier zu der damaligen Zeit auch als Teufelswerk angesehen.

Angekommen in der Neuzeit, wird das Buch dann noch abwechslungsreicher und teilweise richtig spannend. Wie wurde z.B. Zigarettenpapier erfunden? Ein wunderbares Beispiel zum Thema Bürokratie im 18. Jahrhundert gibt der Autor, indem er die französische Verordnung zu den verschiedenen Papiersorten abdruckt. Und dann sind da noch die Ausblicke in die Zukunft des Papiers. „Die Zechen der Zukunft werden die Zonen gr0ßer Konsumentenansammlungen sein“ ist ein Zitat aus dem Buch. Welche Möglichkeiten der Papierherstellung und Papierverwendung heute erforscht werden, das ist mutmachende Science Fiction im besten Sinne.

***** für dieser Buch!

Zwischen Bewunderung, Staunen und Ablehnung

Lisa ist Ende vierzig, als sie zu erblinden beginnt. Sie sucht diverse Ärzte auf und erst nach vielen Monaten wird festgestellt, dass sie an Vaskulitis leidet, einer unheilbaren Krankheit, die sie nicht nur blind macht, die auch ihr Herz und ihre Nieren angreift und sie später ihr Gehör verlieren lässt.

Die Autorin bekommt eine tiefe Depression, verkriecht sich. Verschlimmert wird die Situation, als ihr Mann Al erst einen Herzanfall hat und dann zwei Schlaganfälle, durch die er teilweise sein Kurzzeitgedächtnis und die Kontrolle über seine Sprache verliert. Nun ist sie gezwungen, ihrem Mann zu helfen, was aber kaum möglich ist. Glücklicherweise verbessert sich Als Gesundheitszustand, worauf Lisa sich erneut fallen lässt. Die Ehe hängt an einem seidenen Faden, als Al Lisa ihren Schulmalkasten hinstellt. Sie soll endlich etwas tun, sie soll malen! Lisa hat sich nie für Kunst interessiert, doch sie nimmt die Herausforderung an und will genauso gute Bilder malen wie sehende Künstler.

Jahre vergehen. Lisa besucht Kurse, sie verkauft ihre Bilder auf Kunstmärkten, Galerien und im Internet. Ihr Bekanntheitsgrad nimmt kontinuierlich zu, Zeitungsreporter interviewen sie, sie wird zu Vorträgen an Universitäten eingeladen. Im Radio ist sie eine gefragte Gesprächspartnerin. Doch geht auch alles zu lasten Ihrer Gesundheit und plötzlich hört sie zu malen auf. Eine neue Idee reift in ihr heran: Sie beide eröffnen eine Frühstückspension. Wenn auch anfänglich mit großen Schwierigkeiten wird auch das ein Erfolg und Lisa beginnt darüberhinaus  wieder an zu malen. Damit endet im Jahr 2004 das Buch.

Lisa ist, wie sie selber im Laufe des Buches einsieht, am Anfang eine äußerst unsympathische Frau. Der Schock, blind zu sein, trägt dazu bei, was verständlich ist, doch ihr ungeheurer Ehrgeiz, es allen zu zeigen und genauso leistungsfähig zu sein, wie eine sehende Person, macht sie unangenehm. Sie ist empört, wenn man sie nicht wie eine Sehende behandelt und ihr helfen möchte, sie ist aber auch empört, wenn man ihr als Blinde nicht hilft, wenn sie doch Hilfe braucht.

Lisa kämpft, dafür bewundere ich sie. Lisa malt stimmungsvolle Landschaften oder Alltagsszenen. Darüber staune ich. Wofür ich kein Verständnis habe ist die Tatsache, dass sie Raubbau an ihrer Gesundheit betreibt, nur um es sich und anderen zu beweisen. Es liegt vielleicht an ihrer Kindheit, in der sie ihren Eltern, die sie nicht liebten, immer zeigen wollte, wie gut und wie selbständig ist. Aber trotzdem…

Ich habe versucht, im Internet mehr über die Autorin zu erfahren. Es war nicht viel: 2005 verkauften sie und ihr Mann alles und wanderten nach Südamerika aus. Aus gesundheitlichen Gründen und um dem Fokus der Öffentlichkeit zu entfliehen. Sie kehrten seitdem nur wenige Male in die USA zurück. In diesem Jahr feiert Lisa ihren 70sten Geburtstag. Das wars.

Wenn Sie sich ein paar Bilder von Lisa Fittipaldi ansehen möchten:

https://bit.ly/2snyu4I

Ab morgen berichte ich wie schon angekündigt über ein paar Tage an der Ostsee.

 

Nichts Neues unter der Sonne

Welche Ziele hatten Larry Page und Sergey Brin, als sie Google erfanden? Könnte man es so formulieren?

Ich denke schon, nur stammt dieser Text nicht von den beiden, sondern von den Gebrüdern Fielding und er erschien 1751…

Sie nannten sich Adressbüro, Universal Register-Office, Fragamt oder Berichthäuser und etablierten sich ab 1586 in den Hauptstädten Paris, London, Berlin oder Wien. (In der Habsburger Monarchie und bei den Preußen wurden auch kleinere Städte interessant, so wurde auch Duisburg 1727  zum Knotenpunkt eines Adressbüro-Netzes).

Die Idee dazu hatte ein Herr aus der Familie de Montaigne. Nein, es war nicht „mein VIP“ Michel, sondern sein Vater Pierre Eyquem. Aber Michel de Montaigne berichtet 1580 in einem Essay über die Idee seines Vaters und so kam es 1586 zur ersten Gründung eines Adressbüros  durch einen Franzosen.

Die Aufgaben der Büros waren sehr vielfältig wie z.B. die Registrierung von zu verkaufenden Immobilien und freien Arbeitskräften- am Anfang  zwei Schwerpunkte dieser Einrichtungen. Die Büros wurden zusätzlich zu Detektivbüros, Meldeämter für Touristen oder Mitfahrzentralen. Man bot dort Waren an und unter Leibnitz übernahm das Büro kulturelle Aufgaben,  ein Lesesaal wurde eingerichtet oder man traf sich zum Diskutieren. Besonders pfiffige Ideen, um die Kundenfrequenz im Büro zu erhöhen, hatte das Fragamt in Bratislava. Hier konnte man Sachen zum Einfärben abgeben, erste Versuche der Geldvermittlung wurden gestartet und oder wer Flaschenleergut unbeschädigt zurückbrachte, bekam „auch den 5ten Groschen wieder zurück“. (Das war 1782!)

Der Erfolg dieser Büros hielt allerdings oft nicht lange an. Schon damals gab es „Probleme mit dem Datenschutz“ beim Registrieren der Leute, die die Dienstleistungen eines Büros in Anspruch nehmen wollten. Die Einzelhändler beschwerten sich über das große Warenangebot, das in den Räumen der Büros gezeigt wurde und dass man sort direkt einkaufen konnte. Schließlich kamen die Büros auch immer wieder in Verdacht, politisch konträr zur Monarchie oder zur bestehenden Regierung zu agieren. Hatten die Büros am Anfang durch Plakate auf ihr Angebot aufmerksam gemacht, gab es schon bald Informationsblätter mit Anzeigen, daraus wurden schließlich Zeitungen, in denen zu den Anzeigen auch Artikel veröffentlicht wurden. Und dann war da noch das Problem der Bezahlung: Die Bevölkerung fanden die Büros sehr nützlich, doch für die Dienste zahlen wollten die Leute nicht. So mussten Büroeigentümer auch oft wegen mangelndem Geldes wieder schließen.

Kommt Ihnen das alles bekannt vor? Deshalb entschied ich mich auch für diesen Blogtitel. Das Buch bietet noch eine Reihe weiterer erstaunlicher Tatsachen rund um die Themen Medien und Kommunikation. Allerdings gab es auf den 175 Seiten auch viele Wiederholungen, welche Dienstleistungsangebote es in welcher Stadt gab. Das hätte man etwas straffer schreiben können, so blätterte ich manchmal etwas genervt ein paar Seiten weiter.

Nächster Blogeintrag kommt übermorgen am 14.6., passend zur Eröffnung der Fußball WM. 

 

 

Fangen Sie bei diesem Buch von hinten an

Dieses Buch hatte ich mir letztes Jahr zum Geburtstag gewünscht und freute mich sehr darauf, es zu lesen. Nach den ersten drei Kapitel ermattete die Freude, nach sechs Kapiteln begann ich ein neues Buch. Ich ärgerte mich darüber, denn es ging eher beiläufig um die Häuser, sondern vielmehr um ihre Bewohner mit ihren Klatsch- und Tratschgeschichten oder außergewöhnlichen Lebensentwürfen. Können auch interessant sein, aber ich wollte doch mehr über außergewöhnliche Häuser erfahren. Ich schmollte. 

Jetzt bekam das Buch mit anderen eine zweite Chance, denn ich nahm im Urlaub nur Bücher mit, die ich aus verschiedenen Gründen nicht zusende gelesen habe.

Warum auch immer, ich fing dieses Mal das Buch von hinten an. Vielleicht, weil das letzte Kapitel sich dem Thema Ferienhaus annahm. Und ich war begeistert! Vorletztes Kapitel dito ( wegen Bergbau vor Jahren aufgegebenes Dorf, in dem nun Flüchtlinge lebten) vorvorletztes Kapitel auch sehr interessant. Wie unterscheiden sich die Firmenbauten von Facebook, Google und Apple und was sagt dies über die Firmen aus.

Ich las dieses Mal das Buch ganz aus. Es gibt schwächere Kapitel, aber aus Ablehnung wurde Anerkennung. Merkwürdige Leseerfahrung.

Das Pariser Bistro

Heute ist der „Welttag des Buches“. Ich finde, dass da eine Buchbesprechung zu diesem Buch prima passt, denn das Bistro ist doch einer der Orte, wo das Lesen was ganz Feines ist.

 

Lesen im Bistro ist natürlich dem Autor im Buch eine große Erwähnung wert. Aber er hat noch viele andere Aspekte zum Thema Bistro zu bieten, wie z.B. die Geschichte des Wortes „Bistro“ oder die Beschreibung Pariser Bistros, in denen sich berühmte Maler und Literaten in der Vergangenheit getroffen haben.

Der Autor lebt schon lange in Paris, ist zwischendurch immer wieder in ein anderes Arrondissement umgezogen, so dass er auch neue „Stamm-Bistros“  hatte.  Für ihn ist sein Bistro morgens und abends eine Schleuse, ein Zwischenraum, zwischen seinem Zuhause mit seiner Privatheit und dem Berufsalltag. Er trinkt seinen Espresso und wechselt mit Inhaber und Kellner oder den Stammgästen am Tresen ein paar Worte. Nichts Privates, nichts Politisches. Das Debattieren oder vertrauliche Gespräche sind eher den Tischgästen vorbehalten. Sich in einem Bistro zu treffen ist etwas Anders als in einem Restaurant oder in einer Bar. Unverfänglicher.

Allerdings ändern sich für Bistros auch die Zeiten. Es wird z.B. zum Arbeitsplatz, wenn Gäste sich mit ihren Laptops oder Handys niederlassen. Damit abends die Kasse stimmt, nimmt man immer mehr Rücksicht auf Touristen, für den Autor wird die Atmosphäre im Bistro unpersönlicher. Aber trotzdem ist es immer noch ein Ort, an dem man stundenlang alleine sitzen kann und seinen Gedanken oder Träumen nachhängen oder sich Geschichten zu den anderen Gästen ausdenken kann. (Macht der Autor sehr gerne).

Beim Lesen fühlte ich mich direkt wieder nach Paris versetzt und freute mich schon auf den nächsten Besuch, bei dem ich dann auch mal in den Mikrokosmos „Bistro“ tiefer eintauchen werde.

 

Heile Gartenwelt

15 Jahre lang sind mein Mann und ich 2-3/Jahr nach England gefahren, Menschen, Landschaft, Gärten, alles stimmte für uns. So war dieses Buch für mich in den letzten Tagen quasi ein Ersatzurlaub, der mich allerdings auch etwas nachdenklich machte.

Die Autorin kehrt nach mehreren Jahren Aufenthalt in München nach England zurück. Sie bezieht mit ihrer Familie eine altes, heruntergekommenes Cottage, das früher eine kleine Milchfarm war. In den ersten Kapiteln des Buches bangen und leiden wir mit ihr, wie sie Haus, aber besonders natürlich Hof, bzw. Garten wieder auf Vordermann bringt und sich mit vielen tierischen Nachbarn ( von Kühen, über Dachse bis hin zu frechen Eichhörnchen) arrangieren muss. 

Als echte englische Gärtnerin ist sie aber natürlich auch an anderen Gärten interessiert und nimmt Leser und Leserinnen mit auf diverse Besichtigungstouren. Ganz oben steht dabei eine Fahrt zum Anwesen von Prinz Charles oder eine Besichtigung der Gärten vom Buckingham Palace. Zum gärtnerischen Pflichtprogramm gehören darüberhinaus  auch noch Besuche zu diversen Pflanzenmärkten oder dörfliche Gartenwettbewerbe, nicht zu vergessen die Tage der offenen privaten Gärten. Tee spielt bei allen Besuchen eine große Rolle, ist quasi eins der Lebenselexiere eines Vollblutgärtners und in einem Kapitel werden wir in die Geheimnisse eines guten Afternoon Teas eingeweiht.

Das Buch ist vor zehn Jahren geschrieben worden, also ist es noch nicht so alt. Aber sie kam mir manchmal fast etwas surreal vor, diese heile Welt, von der die Autorin erzählt und die ich während meiner Urlaube als gegeben angesehen habe. Fünf Jahre waren wir nicht mehr auf der Insel, der Abstand  zu England hat sich in dieser Zeit bei mir vergrößert, die rosarote Brille ist verblasst. Will ich das? Nein, das Rosa muss unbedingt mal wieder aufgefrischt werden!

 

Wenn ein Vogel singt…

…dann ist das in Yarmouk etwas Besonderes, denn eigentlich sind alle Vögel geflohen oder sie wurden von den verhungernden Einwohnern aus Verzweiflung erschossen. Yarmouk ist ein Vorort von Damaskus und hier spielt dieses Buch:

 

Der Autor wird 1988 in Damaskus geboren. Sein Vater ist blind und übernimmt die Erziehung, seine Mutter verdient als Grundschullehrerin den Lebensunterhalt für die Familie. Aeham wird schon früh von seinem Vater dazu ermuntert, das Klavierspielen zu erlernen.  Er hat Talent und so werden seine Kindheit und Jugend durch den Besuch der Musikschulen und dem stetigen Üben geprägt. Die Eltern träumen von einem Sohn, der Konzertpianist wird, doch Aeham, der inzwischen selbst komponiert, ist auf der Suche nach einem anderen Weg, um mit Musik Geld zu verdienen. So hilft er erst einmal seinem Vater in dessen neuem, schnell gutgehenden Musikladen und heiratet Tahani. Einige Monate später, beide erwarten ihr erstes Kind, beginnt der Krieg. Der Stadtteil Yarmouk, in dem hauptsächlich geflüchtete Palästinenser leben, die Syrien in den 60er Jahren aufgenommen hat, wird abgeriegelt und schon bald geht es nur noch ums nackte Überleben. Nahrung und Medizin werden  knapp, unübersichtlich und nicht erklärbar sind die diversen politischen Gruppierungen, die in Yarmouk versuchen, die Herrschaft zu erlangen. Bomben zerstören ganze Straßenzüge, Scharfschützen schießen grundlos auf Zivilisten. In dieser Situation beschließt Aeham ein Zeichen zu setzen und stellt sich mit seinem Klavier auf die Straße. Er spielt für einen Männerchor, später singen Kinder zu seinen Liedern. Das Foto vom Buchvover geht um die Welt, Aeham wird berühmt. Das ist nicht nur gut, es bringt ihn auch in Gefahr, da er den Kriegsparteien jetzt ein Dorn im Auge ist. So muss er 2014 flüchten, alleine, und lässt Eltern, seine Frau und inzwischen zwei Kinder zurück. Er kommt irgendwann nach Deutschland, wo man ihn kennt und schon bald gibt er erste Konzerte. Seine Familie darf ihm nach deutschen Gesetzen nicht folgen. Er leidet sehr darunter, doch dann findet eine Veranstalterin ein gesetzliches Schlupfloch für eine Familienzusammenführung und Sommer 2016 ist es soweit, er sieht seine Familie wieder. Damit endet das Buch.

Die erste Hälfte des Buches, die der Friedenszeit, las sich sehr interessant, denn man erfährt Einiges über die syrische Gesellschaft. Auch das Thema „Klavier“ war für mich spannend. Spätere Passagen des Buches, in dem der Autor über den Kriegszustand erzählt, waren und sind für mich nicht begreifbar. Was halten Menschen aus, warum bringen Menschen so grenzenloses Unglück über andere? 

Aber lernen Sie Aeham selber kennen!

 

Warten ist was Gutes!

Gerstern habe ich das Thema“Warten“ schon angeschnitten, heute nun noch eine passende Buchbesprechung:

Hassen Sie es auch, im Stau, am Telefon oder an der Kasse warten zu müssen? Der Zustand des Wartens hat in unserer Gesellschaft einen wirklich sehr schlechten Ruf. Dies möchte die Autorin mit ihrem Buch ändern, und sie beleuchtet das Thema „Warten“ auf sehr unterschiedliche Weise. Berühmte Leute und Wissenschaftler sowie Passagen aus der Weltliteratur werden zitiert. Hinzu kommen Interviews mit Personen, für die das Warten etwas ganz Besonderes ist. Dadurch wird das Buch sehr lebendig. Die Autorin selbst gibt Tipps, wie man dem Warten auch etwas Positives abgewinnen kann und sei es „nur“, endlich mal wieder Zeit zu haben, in einem Buch zu lesen, wenn man beim Arzt wieder lange warten muss.

Schriften begleiten unseren Alltag

Ob morgens in der Zeitung, bei der Arbeit im Internet, während des Einkaufsbummels oder abends im Krimi- uns begegnen  zig verschiedene Schriften, wenn wir Texte gewollt oder auch ungewollt lesen. Ist Ihnen bewusst,  wie Sie durch Schriften manipuliert werden?

Dieses Buch nimmt Sie mit in die Welt der Schriften.

Wir lernen berühmte Schriftgestalter kennen, von denen auch einige aus Deutschland kommen und gucken ihnen bei der oft sehr mühseligen Arbeit über die Schulter. Bekannte Schriften und ihre Geschichte werden vorgestellt, manche waren Vorbild für andere Schriften, manche gerieten in Vergessenheit, weil ihr Gebrauch z.B. überhandnahm und man sich sattgesehen hatte.

Man bekommt beim Lesen ein Gefühl für Schriften, denn es werden auch die schlechtesten Schriften besprochen, ebenso Schriften, die besondere Stimmungen vermitteln und Signale aussenden und damit in der Werbung den Verbraucher manipulieren sollen. (Sie werden überrascht sein, wenn Sie nach dem Lesen des Buches konkret darauf achten!).

Schließlich gibt der Autor mit einigen kleinen Geschichten, die schon fast an Possen erinnern, dem Leser Anlass zum Schmunzeln. Warum hat, laut Werbeexperten,  z.B. Hilary Clinton die Wahlen verloren? Hilarys Werbeagentur, die es wohl mit Schriften nicht so genau nahm, benutzte bei Plakaten, Buttons, Flyern usw. eine Schrift, die in den USA ausschließlich für Toilettenartikel benutzt wird….

Am Wochenende gibt es noch einen Nachschlag zu diesem Thema mit dem Hinweis zu einer Ausstellung und einem Rätsel.