Ein Tag in der Kulturhauptstadt Leeuwarden

Am Sonntag fuhren mein Mann und ich zusammen mit zwei Freundinnen nach Leeuwarden, eine der beiden europäischen Kulturhauptstätte in diesem Jahr. Der „Topact“ ist dort momentan eine Ausstellung der Werke von M.C.Escher und so gingen wir nach knapp 3 Stunden Autofahrt zuerst in das Friesmuseum.

Ich wusste kaum etwas über das Leben von Herrn Escher, kannte nur seine berühmtesten Bilder, die mit ihren vertrackten Konstruktionen so berwirrend sind. So ging ich als fast unbeschriebenes Blatt in die Ausstellung und war am Ende sehr angetan von den Bildern und von Herrn Escher als Person. Er war wirklich ein Ausnahmekünstler! Sein Vater unterstützte ihn bei seinen Malerambitionen, er war lange glücklich verheiratet und Familienvater. In seinem ziemlich unaufgeregtem Leben ohne Skandale und Dramatik verfolgte er zielstrebig seine künstlerische Weiterentwicklung und ließ sich dabei nicht vom damaligem Zeitgeist oder Ansinnen einflussreicher Leute beeinflussen. Die Ausstellung dokumentiert dies eindrucksvoll. 

Wir waren um 10 Uhr dort, ab 11 Uhr wurde es sehr voll. So besuchten wir im selben Haus eine weitere Ausstellung, in der zehn Künstler und Künstlerinnen im Sinne M.C.Eschers etwas darstellten, was es so eigentlich gar nicht geben kann. War eine nette Ausstellungszugabe.

Nach einer Esspause auf einem Pfannkuchenschiff, nahe gelegen auf einer Gracht, besuchten wir die 20×18 Galerie, in der ca. 400 Künstler ihre Werke zeigen, sprich Bilder auf einem Rahmen in den Maßen 20×18, passend zum Jahr. Es wurde sehr Unterschiedliches geboten, von Ölmalerei, über Collage bis zur Fotografie, sehr unterhaltsam.

Nach weiterem Bummel an Grachten und Installationen entlang

kamen wir zum schiefen Turm von Leeuwarden. Soll schiefer sein als der Turm von Pisa, wir hatten da unsere Zweifel, aber dass er nicht gerade stand, war unbestreitbar.

Ganz in der Nähe befindet sich ein Museum zum Thema Sprache. Wir hatten den Eindruck, dass dieses noch nicht fertig ist, aber die Installation mit 1680 Würfeln, auf denen 6720 lebende Sprachen aufgeführt wurden, war beeindruckend: Zig Sprachen, von denen wir noch nie gehört hatten…

Unser Tag endete mit Besichtigung der Altstadt. Diverse prachtvolle Häuser aus dem 16.Jahrhundert, weitere Kunstinstallationen und für eine doch eher kleinere Stadt auffällig viele Coffeeshops, aus denen die ein oder andere Geruchswolke drang. Da hörte man dann Hmmmm oder Ääähh…

Vor der Heimfahrt machten wir noch einen Halt im alten Postkontor, heute als Hotel und Restaurant umgewandelt.

Lohnt sich eine Fahrt für einen Tag nach Leeuwarden? Bedingt. Um Leeuwarden herum sind in Nachbarstädtchen weitere Highlights zu finden, die wir nicht gesehen haben. Man kann eigentlich sagen, dass ganz Friesland Kulturhauptstadt ist. So wäre es besser, zumindest ein langes Wochenende dort zu verbringen. In Leeuwarden ist die  Escher-Ausstellung toll, alles andere fanden wir nett, uns fehlte das Pfiffige. Aber vielleicht hatten wir auch zu hohe Ansprüche an eine Kulturhauptstadt oder waren schon zu oft in anderen holländischen Städten.

Für mich fängt jetzt das Wochenende an, am Montag geht es mit Rasierschaum weiter.

Musik für kreative Stunden

Heute stelle ich Ihnen eine Sängerin vor, deren Musik ich gerne höre, wenn ich in meinem Hobbyraum werkele. Dies ist eine Art von Musik, an anderen Tagen wähle ich auch ganz andere Musik aus. Je nach Tagesform. Diese stelle ich Ihnen auch noch vor.

Dieses Video benutzt u.a. Szenen aus den ersten mit Farbe colorierten Filmen. Vielleicht kommt Ihnen eine Szene bekannt vor? (Siehe unten Beitrag über Filmmuseum in Lyon).

 

 

 

Hollywood 1921/2018

hHeute möchte ich Ihnen mal wieder ein Hörbuch vorstellen.

Nach dem ersten Weltkrieg geht Hardy Engel nach Hollywood, um dort sein Glück als Schauspieler zu versuchen. Er bekommt nur ein paar kleine Rollen, so dass er gezwungen ist, einen Nebenjob anzunehmen: Er soll die verschwundene Schauspielerin Virginia Rappe wiederfinden. Ein deutscher Freund von ihm, der bei einer Filmgesellschaft Schauspieler betreut, bittet ihn fast gleichzeitig, gegen gutes Geld eine Lieferung Kokain nach San Francisco zu bringen, wo der bekannte Komiker Arbuckle wilde Partys veranstaltet. Engel verbindet beide Aufträge und hat dabei Glück, da er dort auch Virginia findet. Ihr geht es auf der Party erst gar nicht gut und im Laufe der Nacht stirbt sie. Arbuckle wird beschuldigt, sie vergewaltigt und getötet zu haben. Er beteuert seine Unschuld und „Onkel Karl“ , der Chef der Universal Studios, beauftragt Engel, die Wahrheit herauszufinden. Es handelt sich um einen ungeheuren Skandal, der den Ruf Hollywoods dauerhaft beschädigen würde und um dies zu vertuschen, schrecken verschiedene Beteiligte sogar vor einem Mord nicht zurück. Auch auf Engel wird ein Attentat verübt, doch er überlebt und versucht bis zuletzt, Arbuckle vor dem Gefängnis zu bewahren.

Manche Passagen des 15 Stunden langen Hörbuches erinnern an Zeitungsberichte zu #Metoo im Jahr 2018. Doch es ist das Jahr 1921. Deutsche trifft man in Hollywood viele an und die großen Filmstudios wie Universal, Paramount oder Goldwyn Picture gibt es erst einige Jahre. So bietet der Krimi für Filmfreunde interessante Einblicke kombiniert mit einer spannenden Handlung, die auf wahren Begebenheiten beruht. Nur manchmal droht die Spannung im undurchschaubaren Morast des Skandals unterzugehen. Der Sprecher Uve Teschner schafft es aber, Zuhörer bei der Stange zu halten, dank seiner Fähigkeit,  mit sehr unterschiedlichen, z. T. „coolen“ Stimmen zu sprechen.

Das Duisburger Radiomuseum

Während unseres Ausflugs nach Ruhrort stolperten wird durch Zufall über das Duisburger Radiomuseum. Es war geöffnet und so nutzten wir die Gelegenheit, das Museum zu besuchen. 

Wie beispielsweise das Rheinhauser Bergbaumuseum oder das Bienenmuseum in Rumeln ist auch dieses Museum ein ziemlich heimlicher Schatz Duisburgs.

Radios von den Anfängen in den 20er Jahren bis zu Modellen aus den 60er Jahren werden präsentiert. Während mein Mann sich sehr für die technischen Details interessierte,

faszinierten mich das handwerkliche Können der Einzelanfertigungen und die verschiedenen Designs.

Man bekommt zudem viele Informationen darüber, welchen Stellenwert das Radio zu verschiedenen Zeiten in der Gesellschaft hatte. 

In einem zweiten Raum findet man alte Tonbandgeräte, Schallplattenspieler, Kassettenrekorder und sogar eine Jukebox.

Liebevoll abgerundet wird das Ambiente durch Einrichtungsgegenstände aus den 50er- und 60er Jahren.

Dieses Museum geht auf eine Privatinitiative zurück, was man nicht hoch genug anerkennen kann. Der Eintritt kostet 2 Euro, an dem Sonntag waren zwei Herren da, die sehr fachkundig Auskunft gaben. Da die Homepage momentan nicht erreichbar ist, fotografiere ich für weitere Infos einen Teil des Flyers ab. 

Idee: Warum nicht mal zusammen mit seinen Geburtstagsgästen erst eine Führung vereinbaren und danach in Ruhrort gut essen gehen?

Ein bisschen passt meine morgige Hörbuch-Besprechung zu den alten Radios, denn der Krimi spielt in den 20er Jahren in Hollywood.

Damals, als man noch davor saß und lauschte…

Die Lösung des gestrigen Rätsels:

Wir waren im Radiomuseum in Ruhrort und waren sehr angetan. Deshalb erzähle ich morgen noch ein bisschen über unseren Besuch.

Auf dem Rätselbild von gestern sieht man oben die Radioröhren und unten den Suchverlauf für die einzelnen Sender.

Eine Generationsfrage?

Es könnte sein, dass sich jüngere Leser und Leserinnen es bei diesen beiden Fotos, die ich in einem Museum gemacht habe, etwas schwerer tun, die folgende Frage zu beantworten: Zu welcher Art von Gerät gehören diese Teile?

Morgen Abend verrate ich Ihnen, in welchem Museum ich war und am Montag erzähle ich noch ein bisschen über diesen Besuch.

107 Seiten Italien

Die Erzählung beginnt 1919. Doktor Fadigati, ein HNO-Arzt aus Venedig, zieht nach Ferrara und wird schnell ein angesehener Bürger. Er ist höflich, gebildet, seine Wartezimmer ähneln eher vornehmen Salons, in denen „man“ sich trifft. Dass er nicht verheiratet ist, irritiert ein bisschen, Versuche, für ihn eine passende Ehefrau zu finden, verlaufen aber im Sande. Auch als vermutet wird, dass Fadigati homosexuell ist, wird dies stillscheigend hingenommen, da er sehr diskret ist und sich nichts zu schulden kommen lässt. Das Wohlwollen verwandelt sich in Verachtung und Hass, als er während der Sommerferien im Lieblingsseebad der Bürger von Ferrara mit einem jugendlichen Liebhaber auftaucht, der zudem noch als Arbeitersohn einen schlechten Ruf hat. Der Arzt wird zur Persona non grata. Seine Praxis verwaist, Freunde hat er nicht mehr, höchstens noch einen Bekannten, den Erzähler der Geschichte. Auch dieser und seine Familie sind in Ferrara nicht mehr gerne gesehen, weil sie Juden sind. Inzwischen sind der Duce und Hitler Verbündete und „die guten Bürger von Ferrara“ übernehmen deren beider Weltbild. Fadigati vereinsamt und nimmt sich das Leben.

Das Buch hat mich nicht nur wegen seines Inhalts beeindruckt. Wie kaum ein anderer italienischer Schriftsteller versteht es Bassani, dem Leser italienische Atmosphäre zu vermitteln.

 

Der Ruhrorter Kunst-und Kulturmarkt

 Ja, Sie sehen richtig! Ich habe mir auf dem Trödelmarkt eine Barbiepuppe gekauft. Weil ich meine alte nicht mehr finde. Was habe ich in meiner Kindheit Stunden verbracht, dieser Puppe Kleider zu nähen oder Möbel für ihr imaginäres Haus zu bauen. Pralinenschachteln wurden zu Sofas umfunktioniert, aus Legosteinen baute ich Tische und Stühle, aus gedrehten Luftschlangen wurden kleine Blumentöpfe fabriziert. Und dann die unzählbaren Frisuren, die ich erfand!

Keine Sorge, ich sattele jetzt nicht auf Innenarchitektin um, aber was das Nähen angeht, da habe ich so meine Ideen…

Der Tanzpartner von Barbie (mir geht der Titel für das Foto „20.Jahrhundert trifft auf 21.Jahrhundert“ nicht aus dem Kopf, erinnert mich doch die Holzgliederpuppe an einen Roboter) ist auch ein Trödelmarktfund- mit 1 Euro war ich dabei.

 In diese Zeichnung der Essener Künstlerin Ilse  Straeter verliebte ich mich sofort. Sie tanzt wie eine Feder- künstlerisch umgesetzt. Das ist mein Andenken an den Kunstmarkt neben diversen Flyern und Visitenkarten von den ausstellenden Künstlern und Händlern. Was mich im Nachhinein sehr verwundert, ist die Tatsache, dass von neun Künstlern, an deren Ständen ich mir jeweils eine Erinnerungsvisitenkarte mitgenommen habe, sich nur zwei auf einer eigenen Homepage präsentieren und auch sonst kaum im Internet präsent sind. Ist eine Entscheidung, aber bitte dann nicht meckern, wenn man mit seinen Kunstwerken nicht groß wahrgenommen wird.

Ich bleibe morgen bei einem kreativen Thema und legen Ihnen einen Ausflug zum Kreativgarten ans Herz.

Lüppertz in Ruhrort

/Letzte Woche versprach ich Ihnen, noch ein alternatives Poseidon Foto zu zeigen. Von vorne oder von der Seite fotografiert gibt es viele Bilder vom neuen Duisburger Wahrzeichen, aber diese beiden Hinterkopfansichten zusammen auf einem Foto gefielen mir gut.

Dass ich am letzten Sonntag die Skulptur von Herrn Lüppertz sah, traf sich gut. Einen Tag zuvor hatte ich gerade ein Interview mit ihm gelesen. Einige seiner Worte nahmen mich sehr für ihn ein. Hier sind sie:

Beide Passagen sprechen mir aus dem Herzen…

Morgen zeige ich Ihnen meine Ruhrorter Trödel- und Kunstmarktausbeute und wundere mich ein bisschen.

Wegwerfen oder wertschätzen?

Ich habe diverse Briefmarkenalben von meinem Großvater geerbt. Denjenigen, den ich das erzählt habe, reagierten meistens so: „Wirf weg, dafür bekommst Du nichts mehr oder sende die Marken nach Bethel, dort sammelt man.“ Nach Bethel schicke ich schon länger abgestempelte Briefmarken, also wäre das auf jeden Fall die bessere Variante. Aber dank Hitze und einer Sommergrippe, die für einige Tage meine Gehirntätigkeiten herunterfahren und das Sofa zum schönsten Platz in der Wohnung werden ließ, sah ich mir drei Alben in Ruhe an. Es waren nicht die Lieblingsalben meines Opas, sondern die mit den doppelten Briefmarken aus BRD und DDR. Stichprobenartig guckte ich im Internet nach, zu welchem Preis sie von Händlern angeboten werden. 5 Cent, 20 Cent, 50 Cent- wirklich nicht viel. Aber bei manchen Briefmarken wurde ich neugierig. Da fand ich diese mit Hinweisen zu Gärten, von denen ich noch nie gehört hatte. Auch hier befragte ich das Internet und lernte dazu.

Oder auf einer Albenseite gabe es nur doppelte Briefmarken von dieser Serie. Alles Männer bis auf eine Frau- wer war sie? Der Stempel verdeckte den Namen. 

Inzwischen sortiere ich die Marken in vier Kategorien: Muss ich noch etwas nachlesen/Könnte für den Blog interessant sein, -spende ich Bethel-, -hebe ich für Collagen auf- und -Einfach zu schön, um sie abzugeben-. Ich weiß nicht, ob mein Opa Briefmarken als Wertanlage gesammelt hat. Vielleicht hatte er als Grafiker einfach auch nur Freude an den kleinen Kunstwerken. Er  hat in seine Sammlung viel Herzblut gesteckt, das merkt man. Mein  Herzblut ist jetzt ein bisschen anders gelagert, aber ich behandle seine Sammlung mit Respekt.

Wenn Sie zukünftig ab und zu eine Briefmarkengeschichte in meinem Blog lesen oder auch das Wochenendrätsel sich mit Briefmarken befasst, dann wissen Sie, dass ich es mir auf dem Sofa wieder gemütlich gemacht habe. Besonders im Winter…

Ab morgen komme ich noch einmal auf unserem Besuch in Ruhrort zurück. Den Anfang machen ein paar Gedanken von Herrn Lüppertz.

P.S. Für meine wissenshungrigen Leser und Leserinnen natürlich noch die Anmerkung, dass es sich bei der Dame auf der Briefmarke um Elisabeth von Thüringen handelt. Die Briefmarkenserie erschien 1961 und heißt „Berühmte Deutsche“. Abgebildet wurden „Prominente“, die 1961 einen runden Geburts-oder Todestag hatten. Zu den abgebildeten Marken gehören noch weitere Werte. Dort taucht dann noch Anette von Droste-Hülshoff auf.