Seen für die Seele (Havellandurlaub 2)

Die Mecklenburgische Seenplatte ist wohl inzwischen das deutsche Mekka für alle Wassersportler und es ist dementsprechend oft überlaufen. Eine Alternative könnte das Havelland sein. Wir lernten während der einen Woche verschiedene Seen und die Havel an mehreren Stellen kennen.

Der Mühlensee bei Vehlefanz – er erzählt Geschichte. Der Spaziergang dauerte
1 1/2 Stunden und war dank seines ausgebauten Weges besonders geeignet für einen nieseligen Regentag.

Der kleine Ort Linum mit seinem Netz aus Seen steht stellvertretend für alle Gewässer, in und an denen man Störche, Kraniche, Gänse und viele andere Vögel beobachten kann. Auch hier sind die Spazier-und Wanderwege gut ausgebaut, oftmals gibt es Beobachtungsstationen und Informationsschilder oder NABU-Anlaufstellen.

Zu den Seen führen oftmals schöne Alleen. Als Stellvertreter aller Vögel habe ich den kecken Berliner Spatz ausgesucht.

Schließlich gibt es noch ein großes Angebot für Wassersportler und Schwimmer. Im letzten Beitrag zeigte ich Ihnen schon ausleihbare Flöße, aber Kajaks, Kanus, Ruder- und Tretboote, Moto-und Segelschiffe sowie Hausboote stehen ebenfalls an vielen Stellen zur Verfügung. Persönlich war ich von den vielen erlaubten Möglichkeiten angetan, an den Seen in kleinen Buchten schwimmen gehen zu können. (Siehe dazu auch den Beitrag „Begleiter durch den Sommer- ein Buch über 52 Seen in und um Berlin).

Schwimmen im Wannsee, unten ein kleiner Hafen in Werder.

In vielen Orten ist diese maritime Atmosphäre zu spüren, es herrschen „Good Vibrations“, wie man so schön sagt. Was mir übrigens aufgefallen ist: Für Wohnmobile gibt es an den Seen oft schöne Plätze, die nicht überlaufen waren.

Die blaue Stunde in einem Garten

Ein Fisch wartete am Eingang.

„Willkommen mein Herr, schön, dass Sie uns beehren! Genießen Sie unseren Garten zur blauen Stunde! Der Eintritt ist frei. Sie können Äpfel pflücken, Beeren sammeln, an jeder Blume riechen und sich an ihrem Duft ergötzen, fotografieren, telefonieren, sich überall ausruhen, nur eins dürfen Sie nicht: Setzen Sie sich nicht auf den Zeitstuhl! Tun Sie es trotz meiner Warnung, kann ich Ihnen nicht versprechen, dass Sie Ihre Lieben wiedersehen!“
Der Mann nickte ohne ein Wort zu sagen.
“Unser Personal steht Ihnen jederzeit zur Verfügung. Wenn Sie Fragen haben, scheuen Sie nicht, es anzusprechen.“

Hortus gehörte mit zum Personal. Er wedelte freundlich mit dem Schwanz, sagte aber nichts.

Ich wünsche Ihnen nun einen verzauberten Aufenthalt, genießen Sie die Stille und das Licht. Fangen Sie Ihren Rundgang am besten gegen den Uhrzeigersinn an und gehen Sie dort durch das Tor. Die erste Station wird der See sein. Sollten Sie das Gefühl einer Berührung haben, fürchten Sie sich nicht. Es sind die verspielten Seefeechen, die sich einen kleinen Spaß erlauben.
Bitte entschuldigen Sie, dass ich soviel rede, aber es verirrt sich sehr selten jemand in unseren Garten und ich kann mich nicht erinnern, wann das letzte Mal jemand zur blauen Stunde bei uns war.“

Der Mann bedankte sich bei dem Fisch und ging, wie empfohlen, durch das Tor.

Nach ein paar Schritten sah er diesen Stein, doch er konnte die Inschrift nicht entziffern.

Am See kam der Mann an einem Boot vorbei, auf dem ein Buch lag. Der Umschlag war verwittert, die Seiten wellig, doch es sah so aus, als hätte gerade noch jemand in dem Buch gelesen.

Neben dem Boot stand eine Bank, auf die er sich setzte. Über den See flogen ein paar Libellen, merkwürdig vibrierte die Luft.

Anscheinend waren auch viele Seefeechen unterwegs. Erst kitzelte etwas an der Wange des Mannes, dann spürte er eine leichte Berührung auf seiner rechten Hand. Er lächelte.

Nach einer Weile stand er auf und ging weiter. Niemand war gekommen, um das Buch zu holen. Links am Weg ragte das Zepter des Königs Majutan II in den Himmel, ein kleines Schild am Boden machte darauf aufmerksam.

Eine Steinmöwe näherte sich diensteifrig und erzählte dem Mann mit krächzender Stimme:

„Der Garten war früher ein Teil eines Parks, der zum Schloss von König Majutan II gehörte. Hierhin zog sich der König zurück, wenn er müde vom Regieren war. Er las, hörte den Vögeln beim Singen zu oder ließ sich von der Hofechse unterhalten. Dann geschah ein Unglück. Eines Tages kehrte der König aus dem Park nicht in sein Schloss zurück und man hat ihn nie wiedergesehen. Da König Majutan II keine Nachkommen hatte, verfielen Schloss und Park und nur wir erinnern uns noch an den König. Sein Zepter konnten wir noch retten und diesen Baldachin des Sommerhauses.“

„Wenn Sie weitergehen, werden Sie bei Guaya und Genio vorbeikommen. Guaya weint immer noch um den König, Genio ist ein harmloser Baumgeist und brabbelt den ganzen Tag vor sich hin, kümmern Sie sich nicht um die beiden.“

Der Mann setzte seinen Weg fort. Blumen, die er noch nie zuvor gesehen hatte, verströmten einen betörenden Duft.

Dann hörte er das leise Weinen. Es war herzzerreißend.

Guaya sah nicht auf, der Mann ging an ihr vorbei. Es fiel ihm schwer, sie nicht anzusprechen.

Genio brabbelte tatsächlich ohne Pause

Unterwegs pflückte der Mann einen Apfel und biss hinein. Hatte er jemals einen so süßen und saftigen Apfel gegessen?

Der Rundweg durch den Garten war länger als der Mann erwartet hatte. Er merkte, dass er müde wurde, vielleicht sollte er noch einmal eine kleine Pause machen, dort stand ja ein Stuhl. Er war etwas verrostet und sah wackelig aus, aber er wollte sich ja auch nur kurz ausruhen.

„SETZEN SIE SICH NICHT HIN!“, warnte ihn die Hofechse.

„Entschuldigen Sie, ist mein Mann eventuell hier vorbeigekommen?“
Eine junge Frau sah den Fisch fragend an.
„ Wir verbringen hier in der Nähe unseren Urlaub und wohnen in dem kleinen roten Ferienhaus, vielleicht kennen Sie es ja. Mein Mann wollte sich ein bisschen die Füße vertreten und einen Spaziergang machen, aber ist immer noch nicht zurück. Jetzt ist es schon fast dunkel, ich mache mir Sorgen. Haben Sie ihn gesehen?“

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Dieser Garten gehörte zu unserem Ferienhaus in Ostfriesland. Jeden Tag, wenn ich in ihm umherlief, fiel mir eine andere Geschichte ein. Eine wollte ich wenigstens aufschreiben.

Eisenbahn-Kreuzfahrt Nr.7 Bled

Wie ist der Ort Bled? Süß, politisch, romantisch und hügelig.

Bei Naschmäulern haben die „Bleder Cremeschnitten“ Weltruf, sind quasi die osteuropäischen Sachertorten. Ein Stück hat ca. 500 Kalorien, wenn man nicht viel Zeit für die Kalorienaufnahme hat, ist es bestes Fast Food. Ansonsten sollte man sich Zeit zum Genießen nehmen:

Politisch rückte Bled in den Fokus, als Maria Theresia im 18. Jahrhundert den Ort als Kurort für sich entdeckte, zweihundert Jahre später, als es noch Jugoslawien gab und das Staatsoberhaupt Tito in seiner Sommerresidenz am Bleder See seinen Urlaub verbrachte und andere Politiker zu sich einlud, darunter z.B.Willy Brandt, Fidel Castro oder Indira Gandhi.

Im Bleder See liegt eine kleine Insel mit einer Marienkirche, deren Glocken man als Tourist selbst läuten kann, was Glück bringen soll. Die Fahrt zur Insel wird in einer Gondel angeboten oder man leiht sich ein Ruderboot aus. Da kann es dann auch schon mal romantisch werden.

Wir hatten leider kein Glück mit dem Wetter, es war nasskalt und sehr windig. So umrundeten wir erst einmal den Bleder See (auf einem ca. 7 km langen schönen Weg) und stiegen dann zur Burg hoch, welche die älteste in Slowenien sein soll. Die Ausblicke auf das Bleder Gebiet sind sehr schön, Bled ist von vielen nicht zu hohen waldreichen Bergen umgeben, die alle ein ideales Wandergebiet sind, da sich dort auch noch andere kleine und große Sehenswürdigkeiten befinden. (Das erfuhren wir von einem Hamburger Ehepaar, das in Bled seit einer Woche Urlaub machte und begeistert jeden Tag ein anderes Hügelchen in Angriff nahm).

Links oben Titos Villa

Das war unsere Eisenbahn-Kreuzfahrt. Würden wir diese Art des Reisens noch einmal wählen? Unbedingt! Das Reisen mit der Bahn empfanden wir als sehr entspannend. Es gab in dem Zug ca. 180 weitere Urlauber, die bei den Ausflügen in Gruppen aufgeteilt wurden. In den Städten wurden Führungen angeboten, man konnte aber auch auf eigene Faust losziehen, was wir zumeist gemacht haben. Bei den Hotels und dem Bahnabteil wählten wir die etwas teurere Variante, um möglichst in der Innenstadt zu übernachten und nicht kilometerweit außerhalb. Unser Bahnabteil war nur für vier Personen, so hatte jedes Pärchen einen Fensterplatz und man konnte sich etwas mehr ausbreiten. Unsere Mitreisenden war ein sehr nettes Ehepaar aus Mülheim, da hatten wir viel Glück. Das kann sich auch anders ergeben, aber wie in meinem ersten Bericht schon beschrieben, gibt es im Zug diverse Ausweichmöglichkeiten.

Keine bezahlte Werbung! Die Reiseagentur DNV hat eine sehr nette und umsichtige Reiseleitung und alles war gut organisiert. Also warum nicht mal nicht eine Eisenbahn-Kreuzfahrt durch das südliche Polen antreten?

Blattgesicht-Stille-Gänse

Zum Monatsabschied mal wieder drei neue Haikus:

Blattgesicht

Das Blatt dort am Zaun,
ein Gesicht erkenne ich-
Erinnerungen…

Keine Bänke mehr,
Hütten geschlossen- nur noch
die Stille am See

Schnatternde Gänse
heiteres Bild übers Jahr-
bis zum Weihnachtsfest