Südfranzösisches Farbenspektakel (FR Nr. 10)

Der erste richtige Sommertag im Urlaub! Dazu erst einmal ein bisschen Musik:

und die passenden Farben (kein bearbeitetes Foto!):

Wir fuhren von Martigues aus in Richtung Naturpark Luberon, einer besonderen Gebirgslandschaft, wo sich einige der schönsten Dörfer der Provence befinden.
Zuerst kamen wir an einem Weinanbaugebiet vorbei, Weinkellereien reihten sich wie Perlen an der Straße entlang.
Unser erstes Ziel war Roussillon, die Stadt der Farben. Wir wollten einmal die spektakulären roten Berge live sehen.

Viele Touristen in der kleinen Stadt, kein Wunder, die Farben der Häuser, die verwinkelten Gassen, die kleinen Geschäfte, ein hübscher Markt und ein ehemaliger berühmter Bewohner (Samuel Beckett lebte hier von 1942 bis 1944) – alles da, was das Touristenherz begehrt. Von der Innenstadt aus kann man gegen Eintritt auf einem 30- oder 60 minutenlangen Rundweg (Sentier des Ocres) durch die Ockerberge laufen und erfährt einiges über den Ockerabbau, der bis ca. 1930 betrieben wurde, bevor synthetische Farben ihren Siegeszug antraten.

Wer sieht oben links ein Gesicht?

Es gibt außerhalb von Roussillon eine kleine stillgelegte Fabrik, in der während einer Führung die Tradition des Ockerabbaus und die Herstellung von Farbpigmenten ausführlich erklärt werden. Zwei große Busse hielten uns von einer Besichtigung ab und ich kaufte mir Farben als Erinnerung und als zukünftiges Experimentierfeld.

Auf der weiteren Rundfahrt verzichteten wir auch noch auf einen Besuch des Dorfes Gordes, das ebenfalls zu den schönsten Dörfern gezählt wird. Verkehrschaos, da es nicht genügend Parkplätze gibt. Wir fuhren deshalb langsam über kleine Straßen, die Landschaft genießend,

Richtung Salon-de-Provence. Hier fängt die Geschichte der Films „Willkommen bei den Sch‘tis“ an und wir wollten sehen, ob wir Drehorte wiedererkannten.

Uns gefiel Salon-de-Provence gut, denn diese Stadt liegt nicht auf den typischen Touristenpfaden und hatte eine entspannte Atmosphäre. Neben der Burg bietet sie zur Besichtigung noch ein Nostradamusmuseum (Nostradamus verbrachte hier seine letzten Lebensjahre) an.

Dieser Tag erhält die Auszeichnung „ Provenzalischer Bilderbuchtag“ oder ich könnte ihn auch „Kalendermotivtag“ nennen. Ob unser Besuch in Aix ein weiterer Bilderbuchtag wird? Mit meinem Frankreichtagebuch geht es nächste Woche weiter, in dieser Woche widme ich noch regionalen Themen.

Herzlich willkommen! (FR Nr. 4)

Meine Vorfreude auf die Einladung von Axel Birgin und seiner Frau Marie in Saint-Julien de Peyrolas war groß, denn ich hatte zuvor dieses Buch von Axel gelesen:

Er beschreibt mit Humor und dokumentiert es auch mit Fotos, wie er und seine erste Frau ein ca. 300 Jahre altes Gehöft mit viel dazugehörigem Land gekauft haben und dann anfingen, es zu renovieren und auch umzugestalten. Kein leichtes Unterfangen, wenn man eigentlich in Karlsruhe wohnt, kein Französisch spricht und auch handwerklich anfangs kein Tausendsassa ist. Aber die beiden haben viel Glück mit ihren Nachbarn, die immer tatkräftig zur Seite stehen und gute Ratschläge parat haben und Schritt für Schritt erschaffen sie sich ein kleines Paradies.
Inzwischen sind 30 Jahre vergangen. In der Coronazeit sind Axel und seine zweite Frau Marie erstmalig acht Monate am Stück in Frankreich und merken, dass sie nach Deutschland eigentlich nicht mehr zurück möchten. So sind sie heute in Karlsruhe nur noch zu Besuch und genießen ihr französisches Domizil. Na ja, fast immer, denn auch hier knarzt es manchmal, wie in dem Buch in kleinen Alltagsgeschichten zu lesen ist. Ergänzt werden diese Berichte durch Beschreibungen der besonderen Tierwelt auf ihrem Land und es gibt auch Erklärungen über typisch Französisches. Wussten Sie z. B., wie das typische Tabakschild zu seinem Aussehen kam?

Gibt es etwa eine Schutzheilige der Raucher???

Das Buch ist feiner Lesestoff für Frankreichliebende und Pflichtlektüre für alle, die von einem eigenen Heim in Frankreich träumen.

Der schöne Abend war schnell vergangen. Wir wurden herzlich empfangen und hatten uns viel zu erzählen, obwohl wir uns vorher persönlich gar nicht kannten.

Axel und Marie in ihrem Garten
Oben: Von der Terrasse hatte man einen grandiosen Blick bis zum Mont Ventoux.
Links unten: Der Hahn ist fast schon ein Wahrzeichen für das Anwesen, daneben: In der Einfahrt empfingen uns diese herrlichen blauen Iris und prompt war man in „Van-Gogh-Stimmung“!

Am nächsten Tag sahen wir uns morgens Aiguèze an. Zuerst mussten wir diese ziemlich spektakuläre Brücke überqueren.

Kurz danach empfing uns das wie aus dem Ei gepelltes provenzialisches Örtchen Aiguèze. Keine Menschenseele, wir hatten alle Schönheiten für uns alleine!

Danach ging es weiter zum Gorges d‘Ardèches. Es war unglaublich windig, beim Fotografieren musste man aufpassen, dass man nicht von den Aussichtspunkten weggeweht wurde.

Wir wären gerne länger geblieben, aber der Sturm wurde immer unangenehmer und es zog uns weiter Richtung Martigues, wo wir für die nächsten Tage unsere erste Ferienwohnung bezogen. Als wir ankamen, fragten wir uns etwas verwundert: „Sind wir wirklich noch in Frankreich“? Mehr dazu am Donnerstag.

Tagtagebuch

Ich wollte immer schon einmal ein Tag-Tagebuch als Blogbeitrag schreiben, um zu gucken, was für schöne Momente trotz grauem und kalten Wetters und der C-Endlosschleife an einem Tag möglich sind. Vorgestern war es soweit:

8.30 Uhr: Ein Dompfaffpaar im Garten! Nach so langer Abwesenheit freue ich mich sehr.

9.40 Uhr: Mit der Hand über meinen Lavendel in der Küche gewuschelt.

An der Hand riechen, Augen zu: Ich sitze auf dem Marktplatz von Biot, sehe den Boulespielern zu und trinke einen Pernod. Augen auf. Draußen hat es gerade wieder geschneit. Na und?

10.05 Uhr: Endlich mal den Trinkalarm ausprobieren. Ein Geschenk einer Bekannten, weil ich immer zu wenig trinke. Das Geschenk hatte ich zu gut weggeräumt, jetzt aber wiedergefunden…. Alle 20 Minuten leuchtet der Untersetzer, der am Laptop angeschlossen ist, blau auf und gibt Töne von sich, die erst wieder aufhören, wenn man getrunken hat. Es funktioniert.

11 Uhr bis 11.30 Uhr. Regenpause ausgenutzt und zum Briefkasten gegangen. Dabei kurzen Abstecher zum Bücherschrank, wieder ein bisschen Beute gemacht:

Das Buch links soll laut Terry Pratchett das komischste Buch seit 500000 Jahren sein, das Cover des mittleren Buches von 1958 fand ich schön und die Geschichten wollte ich immer schon einmal lesen. Beim rechten Buch machte mich der Autor neugierig. Von ihm habe ich schon zwei Bücher gelesen, er schreibt düster, aber teilweise auch witzig, man muss in Stimmung für seine Bücher sein. Aber vielleicht bin ich das ja demnächst einmal.

12.40 Uhr: Habe noch einen Rest leckerer Bärlauchsuppe im Kühlschrank, genau richtig bei dem kalten Wetter. Hier das Rezept von „Camouflage 165“ auf Chefkoch.de:

Man braucht für vier Portionen:

100 g Bärlauch, frisch
5 m.-große Kartoffel(n) 
Zwiebel(n) 
1 Liter Gemüsebrühe 
50 ml Sahne 
Salz und Pfeffer 
2 EL Butter

Die Zwiebel schälen und würfeln, die Kartoffeln schälen und in Stücke schneiden.
Die Zwiebel in einer Pfanne mit der Butter anschwitzen, bis sie goldgelb ist. Mit der Brühe aufgießen und Kartoffeln sowie Bärlauch beifügen, dabei vier Blätter Bärlauch für die Garnitur zurückbehalten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und langsam köcheln lassen, bis die Kartoffeln weich sind. 
Dann die Suppe mit einem Pürierstab mixen und zum Schluss die Sahne unterrühren. 
Nochmals kurz aufkochen lassen und heiß, mit dem Bärlauch garniert, servieren.

14.50 Uhr: Französische Teepause mit Lieblingskeks.

15.20 bis 16.50 Uhr: Gebügelt mit amüsantem Hörbuch als Begleitung.

Besprechung folgt nächste Woche!

Ab 17.15 Uhr: Neue Postkarten geklebt. diese z. B. ist tagesaktuell:

Steigende Bildungsdefizite

22.10 Uhr: Noch ein bisschen lesen…Solche Lektüre macht mir bewusst, wie dankbar ich sein kann, ein Buchmensch zu sein.

Das war die heutige schöne Momente- Ausbeute. Ich bin zufrieden.

Provenzialische Verwicklungen

 

Pierre Durand ist Dorfpolizist. Er hat sich aus Paris versetzen lassen, um dortigen politischen Ränkespielen seines ungeliebten Chefs zu entgehen. Hätte seine Freundin ihn nicht gerade verlassen, würde Durand ein zufriedenes Leben führen. Ein sehr markabrer Mord bringt ihn dann aber auf andere Gedanken. Man hat eine männliche verschnürte Leiche in einem Weinfass gefunden und um deren Hals hängt ein Kräutersträußchen, an der Außenwand des Weinfasses ist dazu ein Rezept für „ Coq au Vin“ angebracht. Der Ermordete war ein Frauenherzenbrecher und einige gehörnte Ehemänner stehen unter Verdacht. Dann passiert ein zweiter ähnlicher Mord an einer jungen Frau, wieder gibt es ein passendes Rezept, und eine Reihe anderer Tatverdächtige kommen hinzu. Da ist z.B. die sympathische Kochlehrerin, von der die Rezepte stammen oder Durands bester Freund. Der Polizist hat es nicht leicht, zumal der alte Chef im fernen Paris seine Verbindungen spielen lässt, um Durand eins auszuwischen und seine Ermittlungen zu stören. Aber es gibt Happy Ends…

Man merkt, dass die Autorin die Provence liebt, denn es ist alles stimmig, vielleicht etwas zu perfekt. Ihr gelingt es, mehrere Spuren auszulegen und das Kaninchen, das manche Autoren für die Lösung am Ende eines Krimis aus dem Hut ziehen und das mich immer sehr ärgert, taucht hier nicht auf. Was mich gestört hat, ist das übertriebene Fluchen von Durand. Hier benutzt die deutsche Autorin die französischen Ausdrücke und das wirkt aufgesetzt. Nette Lesekost, aber wirklich nur dann, wenn man in der Provence Urlaub macht oder Erinnerungen auffrischen möchte.

In den unendlichen Weiten des Internets verloren und was daraus werden kann- darüber schreibe ich morgen.