Weggucken ist leichter

In diesem Jugendbuch wird die Geschichte von Finn und seiner Familie erzählt. Sie leben in einer mittelgroßen Stadt, ihr Leben verläuft am Anfang noch friedlich. Das ändert sich, als Finn, sein Freund Lennard und das Mädchen Sam beschließen, sich mit Likes und Kommentaren in den Sozialen Medien gegenseitig zu unterstützen, um den Bekanntheitsgrad ihrer jeweiligen Videos vergrößern. Finn sieht plötzlich zig Hasskommentare unter seinen Filmen, weil er zu Sam, deren Eltern aus Angola kommen, Kontakt hat. Seinen Eltern erzählt Finn nichts davon und versucht, diese Angriffe zu ignorieren. Parallel dazu fordert Finns Vater, der in Finns Schule Lehrer ist, die Aufklärung eines rassistischen Vorfalls. Der Direktor und einige aus der Kollegschaft tun dies als dummen Jungen Streich ab und machen nichts dagegen. Auch ein weiterer Vorfall wird heruntergespielt, worauf der Vater anonym einen Brief an die Presse schickt, in dem er die rechte Blindheit an der Schule beschreibt. Dieser Brief schlägt hohe Wellen.
Finn ist in der Schule mittlerweile immer wieder verbalen Angriffen einer rechten Clique ausgesetzt, was sich verschlimmert, als herauskommt, dass sein Vater den Brief geschrieben hat. Er wird bedroht und schikaniert, sein Freund und andere Mitschüler ziehen sich zurück, selbst einige Lehrer sind ihm gegenüber nicht neutral.
Der Bekanntheitsgrad des Vaters steigt durch einen Fernsehauftritt und die Situation eskaliert. Es stehen Wahlen an und der Kandidat der rechten „WIR“ Partei wird der neue Bürgermeister. Am Haus der Familie taucht zuerst ein Hakenkreuz aus, dann wird der Garten verwüstet. Die Polizei nimmt die Anzeigen nur widerwillig auf, für sie sind es Lappalien. Nur wenige Nachbarn unterstützen die Familie, für die meisten Bewohner der Stadt werden die Eltern immer mehr zu unerwünschten Personen. Auf dem Sportplatz wird Finn von vier Männern aus dem Lager des Bürgermeisters gezielt mit Baseballschlägern bedroht. Dank einer Gruppe anderer Sportler, die sich vor Finn stellen, kommt es nicht zu einer Auseinandersetzung. Auch hier findet die Polizei Gründe, nicht einzuschreiten.
Das Buch hat kein Happyend, denn die Familie fühlt sich nicht mehr sicher und zieht in eine andere Stadt.

Der Autor schreibt zumeist aus der Sicht von Finn und dies ohne Schnörkel oder Anbiederung an die Jugendsprache. Das Buch ist spannend zu lesen und mit voranschreitender Handlung nimmt das ungute Gefühl zu. Es wird weggeschaut, sei es aus Gleichgültigkeit, Angst oder dem Sympathisieren mit rechtem Gedankengut. Glücklicherweise gibt es aber auch immer wieder Szenen, in denen Menschen Zivilcourage beweisen und sie zeigen den Weg, wie man Rechtspopulisten in die Schranken weisen kann.

Ein Buch, das nicht nur für Jugendliche ( ab 13) geschrieben ist. Man kann es in der Familie oder in der Schule als Grundlage für Gespräche nehmen, in denen es auch um die eigene Einstellung zum Rechtspopulismus geht.

Autor: linda

Wohne in Duisburg.

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