Surreale Krimikarten

2021 und 2022 schrieb ich bereits zwei Blogbeiträge über die Autorin Herta Müller, die mehrere Bücher mit Collagetexten veröffentlicht hat. Damals versuchte ich mich auch in ihrer Kunst, aus Wörtern, die aus Zeitungen ausgeschnitten sind, Sätze zu bilden, die entweder einen schrägen Humor, Kopfkino oder etwas Surreales vermittelten. Mir machte das damals sehr viel Spaß.
Anlässlich des 70.sten Geburtstages von Herta Müller im August hörte ich im Deutschlandfunk ein Interview mit ihr und diese Interviewpassage brachte mich dazu, erneut zur Schere zu greifen:

Sinnsuche mit Schere und Klebestift: Herta Müllers Wörterwerkstatt© Deutschlandradio / Carsten Hueck
Diese Collagen, in denen Bild und Text, Buchstaben und Wörter eine rhythmische, formale und inhaltliche Verbindung eingehen, sind mittlerweile fester Bestandteil ihres Werkes. Beim Zusammensetzen der Wörter hinsichtlich eines Sinns spielen Intuition und Handwerk eine große Rolle, alte Kontexte werden zerstört, ein neues Gefüge hergestellt. Spielerisch und auch humorvoll, surreal, doch zugleich konkret wie die Botschaft eines Erpresserbriefes.

Wie beeinflussen meine Erlebnisse und meine Gedanken die Auswahl der Wörter für einen Postkartentext? Nun bei den folgenden meiner neuen Karten hat wohl die Tatsache eine Rolle gespielt, dass ich in letzter Zeit wieder mehr Krimis lese…

Am Mittwoch stelle ich Ihnen einen Thriller vor, der mich bestens unterhalten hat.

Internationales Zeitungsmuseum

In Aachen gibt es einige kleine und feine Museen, die sich als Ausflugsziel bestens eignen. Eins davon stelle ich Ihnen heute vor.

Wie oben im Text zu lesen ist, gibt es u.a. Zeitungsraritäten im Original oder als Duplikat. Hier einige Beispiele:

In vielen Schubläden lassen sich weitere Zeitungsschätze entdecken.

Neben Zeitungsgeschichte gibt es aber auch eine Reihe von Schaukästen und interaktive Bildschirme, die sich mit aktuellen Fragen zum Zeitungswesen beschäftigen.

Oben:Der Codex für guten und glaubwürdigen Journalismus gerät nach meinem Eindruck immer öfter in Vergessenheit.
Unten: Links: Wie veränderte sich die deutsche Zeitungslandschaft nach dem 2. Weltkrieg mit dem Aufkommen neuer Medien?
Mitte: Auf einem Bildschirm trudelten permanent dpa Nachrichten ein- Welche schaffen es in die Printausgabe?
Rechts: Auf einem Bildschirm sieht man eine Weltkarte. Tippt man ein Land an, ploppen Texte über die größten Zeitungen des Landes auf.

Am meisten beeindruckte mich die Dokumentation über die Manipulation von Pressefotos. Auch hier war der Pressecodex in der Vergangenheit immer wieder Wunschdenken.

Wem die Fülle an Informationen nicht reicht oder wer zu einem Thema noch mehr wissen möchte, dem steht eine Bibliothek zur Verfügung, in denen Publikationen über das Zeitungswesen gesammelt werden.

Zum Museum gehört noch ein kleines Café, das rundet den Museumsbesuch ab.

Spiegel, Spiegel an der Wand, was gibt es Neues in unserem Land?

Im letzten Monat bekam ich diese Spiegelausgabe von 1959 geschenkt.

Ich habe ihn mit großem Vergnügen gelesen, zeigte er mir doch mehrfach, dass früher nicht alles besser war. Aber der Reihe nach.

Direkt am Anfang hatte ich bei den Leserbriefen zwei Déjà-vu Erlebnisse. Auch damals gab es schon unflätige Schreiberlinge:

Medizinische Notstände führten zu solchen Beiträgen:

Auch durch Anzeigen bekommt man einen Eindruck vom Alltag Ende der 50er Jahre:

Themen der Zeitungsartikel waren z.B. der Kalte Krieg (Überschrift: Wenn die rote Uhr tickt, wird Moskau vernichtet), Verstrickungen im Ufa Konzern, Korruption oder Wertverlust des Geldes. Nichts, was das Leben fröhlicher macht. Schon damals gab es aber auch schon die Rubrik „Personalien“ und den „Hohlspiegel“. Unter diesen Überbegriffen wurden wie heute Launiges über Menschen berichtet, bzw. witzige Textstellen aus Anzeigen, Zeitungsartikeln und anderem Geschriebenen wiedergegeben.
Den „Heimatknüller“ fand ich in einem Artikel unter der Überschrift „Dackel aus Gergweis“. Bei einem Preisausschreiben hatte die Zeitschrift „Revue“ 1000 Dackel als Preise verlost. Die Gewinner bekamen einen Gutschein über einen Dackel und konnten den Gutschein bei einer Züchterin in Gergweis einlösen. Der Skandal: Laut des Deutschen Teckelklubs e.V. in Duisburg lieferte die Frau die Dackel ohne anerkannten Stammbaum aus. Nur die „stolzen Stammbäume“ vom Teckelklub wären im In-und Ausland bei Ausstellungen und Prüfungen anerkannt. Die Duisburger leiteten deshalb rechtliche Schritte gegen die bayerische Züchterin ein. Welch ein Glück, dass es die Duisburger damals gab, denn so konnte eine internationaler Zwischenfall vermieden werden. Prinz Charles und Prinzessin Anne sollten jeweils mit Dackeln beschenkt werden, die ursprünglich aus Gergweis kamen. In letzter Sekunde konnte der Duisburger Teckelklub dies verhindern- man stelle sich die Peinlichkeit vor, wenn die Engländer herausbekommen hätten, dass die Dackel nur einen Pseudostammbaum besaßen! (Den Inhalt dieses Artikels habe ich nur sehr verkürzt wiedergegeben, es gab noch andere dramatische Details).

Wie ich auf der Homepage des Duisburger Teckelklubs lesen konnte
https://www.duisburgerteckelklub.de/index.php/historie ,erreichte die Mitgliederzahl 1960 den absoluten Höchststand von 148 Teckelfreunden und Dackelfreundinnen- 2020 waren es 65.

1960 wurde in Gergweis der „Internationale Dackelclub Gergweis e.V.gegründet. Sehen Sie sich spaßeshalber auch einmal diese Homepage an, zwischen beide Internetseiten „liegen Welten“. https://www.irjgv-baden.de/Hauptverband/IDG/idg.html

Neue Territorien erschließen sich mir

Momentan bin ich gesundheitlich etwas angeschlagen und mein Tag hat nicht 24 Stunden, sondern nur 14. Deshalb gibt es z.Zt. auch weniger Beiträge, da lesen viel schreiben oder herumbusseln fast wegfallen. Aber immer versucht, das Beste daraus zu machen, widme ich mich dem Hören von Büchern und YouTube Videos. Und auf YouTube gibt es Vorträge, die ich momentan wirklich genieße.

Mathematik war nicht mein Lieblingsfach in der Schule, aber hätte ich so einen Lehrer wie Professor Christian Spannagel gehabt, wer weiß, ob mir da nicht ein paar Mathelichter mehr aufgegangen wären.

Ein zweiter Mann vertreibt mir ebenfalls bestens die Zeit. Es ist der Analyst David Kriesel. Er erlangte vor einigen Jahren eine gewisse Berühmtheit, als er nachwies, dass die Scanner der Firma Xerox Zahlen falsch einscannten. Ich lernte Kriesel durch den Beitrag kennen, in dem es um die „Harmlosigkeit“ von Datenspeicherung geht, dargestellt anhand von Artikeln aus der Zeitschrift „Der Spiegel“.

Sie möchten mehr von solchen Männern? Kein Problem! Geben Sie auf YouTube media.ccc ein und Sie werden weitere Vorträge finden, die Ihre Weltsicht entweder etwas erhellt und auch ins Wanken bringt.