Die Lieferantin

Ellie mischt den Londoner Drogenmarkt auf. Im Gegensatz zu den „konservativen“ Drogendealern vertreibt sie ihre Ware nur im Darknet, lässt sich ausschließlich in Bitcoins bezahlen und liefert die Drogen innerhalb kürzester Zeit per Drohne aus. Den alten Drogendealern ist sie schon länger ein Dorn im Auge, doch wissen sie nicht, wer Ellie ist. Als jedoch einer von ihnen plötzlich spurlos verschwindet und ein zweiter sich als Polizeispitzel entpuppt, wird es zur obersten Priorität, Ellie auszuschalten und die Jagd nach ihr beginnt.

Ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt für „die Lieferantin“.  Ellie, die ihren Bruder wegen Drogenproblemen verloren hat und sich deswegen Vorwürfe macht, braucht viel Geld, um ihre Freundin zu unterstützen.  Diese fordert eine Legalisierung  leichter Drogen und bekämpft die anstehende Abstimmung für schärfere Drogengesetze mit Gegenkampagnen. Um nicht entdeckt zu werden, setzt Ellie ihren Handel aus und entschließt sich, auf anderen Weg das Geld zu beschaffen. Die Drohnen machen Fotos bei der Übergabe der Drogen an die Kunden und so gibt es z. B. auch Bilder vom Gesundheitsminister, der für die Verschärfung der Drogengesetze eintritt. Er und alle anderen sind damit erpressbar…

Mehr verrate ich nicht, aber ich kann Ihnen versprechen, dass die Geschichte rasant weitergeht und London für einige Tage ins  Chaos gestürzt wird. 

Ein ungewöhnlicher Krimi, dessen Hörbuch die Zeit verfliegen lässt.

 

Mode-Protest-Naturschutz: Vivienne Westwood

 

Die englische Modedesignerin Vivienne Westwood hat mich schon seit ihrem Auftrauchen in den 80er Jahren fasziniert und deshalb las ich sehr motiviert ihre Biografie. Natürlich blickt man bei der Lektüre hinter die Kulissen der Modeindustrie, aber Westwood ist eine so vielschichtige Persönlichkeit, dass das Buch sehr viel mehr bietet. Die Modeschöpferin engagierte sich schon früh bei politischen oder soziale Missständen und entwarf „Protestmode“. Sie wurde damit zuerst Ikone der Punkbewegung, später Vorbild bei der Rückbesinnung auf handwerkliche Traditionen in England, und heute setzt sie sich erfolgreich für den Klimaschutz ein. „Nebenbei“ ist sie aber auch Mutter zweier Söhne und Großmutter und lebte mit verschiedenen Männern zusammen, die ihren Weg sehr beeinflussten. So erzählt das Buch, in der Westwood übrigens auch oft selbst zu Wort kommt, das Leben einer unglaublich starken Frau.

Reine Kopfsache

Ich begegnete ihnen in den letzten Jahren in London, Den Haag und Paris und immer wieder war ich beeindruckt: Riesige Köpfe, die an römische Skulpturen erinnern, Masken mit leeren Augen. Ob ihrer Größe sind sie manchmal etwas unheimlich, manchmal haben sie für mich auch etwas von einem Nachlass Außerirdischer, die die Erde vor langer Zeit besucht haben. Jetzt entdeckte ich einen Kopf in Bamberg 

 und las endlich im Internet nach. Der Bildhauer ist aus Polen und heißt Igor Mitoraj. Wer neugierig geworden ist oder auch schon mal über einen Kopf „stolperte“, dies ist der Werdegang des Künstlers:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Igor_Mitoraj

Ein Hausboot auf der Themse

Penelope Fitzgerald begann mit dem Schreiben erst mit fünfzig Jahren und gewann für dieses Buch den renommierten Man Booker Preis. Die Entscheidung wurde damals sehr in Frage gestellt und auch ihre weiteren Werke fanden viele Anhänger, aber auch immer scharfe Kritiker.

Worum geht es? Beim Lesen taucht man in den Mikrokosmos einer Gruppe ganz unterschiedlicher Menschen ein, die alle in Hausbooten auf der Themse wohnen. Am Anfang fällt dieses Eintauchen nicht ganz leicht, denn die Personen werden einmal mit ihren Namen, dann wiederum mit den Namen ihrer Schiffe angeredet. Doch man lernt schnell und bekommt immer mehr Sympathien für diese kleine Gemeinschaft. Da sind z.B. Nenna mit ihren beiden Töchtern, von denen Tilda eine zweite Pippi abgeben könnte. Nenna hofft, dass ihr Mann zurück kommt und mit seiner Familie auf dem Hausboot lebt. Willis ist ein verarmter Maler, dessen Boot zu sinken droht, Richard hat zwar keine Geldsorgen, aber Ehesorgen, denn seine Frau hasst das Leben auf dem Boot. Und dann ist da noch Maurice, ein Sonnenschein, der aber übel ausgenutzt wird. Als Leser(in) hofft und zittert man mit der Truppe und ist am Buchende ein bisschen traurig, dass man sie verlassen muss.

„Nett“ darf man heutzutage ja eigentlich nichts mehr nennen, denn bei dem Wort schwingt immer etwas Negatives mit. Ich bezeichne den Roman aber trotzdem so und meine es sehr positiv. Verstehen kann ich allerdings diejenigen, die sich nicht damit anfreunden konnten, dass die Autorin mit diesem Buch in einen so hohen Literaturhimmel gehoben wurde. Am Ende des Buches findet sich eine kleine Einführung zum Leben und Werk von Fitzgerald. Liest man diese, kommen einen die vielen Interpretationsvarianten doch etwas übertrieben vor.

 

 

 

Ich habe am Wochenende nicht zu tief ins Glas geschaut, oder ???

Wie lange können Sie auf das Bild sehen?

 

 

Mary aus Camden Town

…ist eine Obdachlose, die in einem Van lebt und Hauptfigur in dem Film „Die Lady in dem Van“. Diesen Film empfehle ich, weil ich von ihm überrascht wurde.

Einer meiner Lieblingsautoren ist Alan Bennett, der u.a. das Buch „Die souveräne Leserin“ geschrieben hat. (Wer es noch nicht kennt: Die Queen missachtet die höfische Etikette, um in Ruhe lesen zu können- ein herrliches Buch!).

 

Diesem Autor ist die Geschichte, die in dem Film erzählt wird, tatsächlich passiert. In seiner Garagenauffahrt stand 15 (!) Jahre lang der Van von Mary Shepard, einer alten Frau, die nicht gerade eine „charming Lady“ war = undankbar, ungehobelt, egozentrisch und oft sehr müffelnd. Bennetts Motive, diese Frau gewähren zu lassen, sind vielschichtig. Wird sie irgendwann die Hauptfigur eines neuen Theaterstücks von ihm?

Ich möchte nicht viel mehr zum Inhalt verraten, nur eine Huldigung an die schauspielerische Leisung von Maggie Smith muss ich noch los werden.

Hier der Trailer zum Film:

 

 

 

 

Gold für…

Wer mal eine Pause vom Olympiagucken im Fernsehen machen, aber trotzdem beim Thema bleiben möchte, dem empfehle ich diesen Roman:

Gold

Kate und Zoe, beide Anfang 30, sind Radrennsportlerinnen und stehen vor ihrer letzten Qualifikation für die Olympiade. Während Kate Ehefrau und Mutter ist, die neben dem Training sich zusammen mit ihrem Mann um ihre leukämiekranke Tochter kümmern muss, lebt Zoe vereinsamt in ihrem Luxusapartment und leidet unter Dämonen aus ihrer Kindheit. Nur eine kann bei der Olympiade teilnehmen, wer wird es sein? Dabei sind die Frauen nicht nur Rivalinnen, sie verbindet privat auch eine ganz besondere Freundschaft, denn sie teilen ein Geheimnis, dass niemals in die Öffentlichkeit geraten darf. Doch wird ihre Freundschaft dieses Mal die sportliche Rivalität aushalten?

Kampf um Gold, Kampf um die Gesundheit eines Kindes, Kampf um Liebe, „Kampf“ als Thema eines Romans, der beste Unterhaltung bietet.

Chris Cleave: Gold dtv Verlag 14,90