Galadio

Galadio ist der eigentliche Vorname von Ulrich Ruden, doch er darf ihn nicht benutzen. Der Name stammt aus dem Sudan, dem Heimatland seines Vaters und alles Afrikanische ist in den 30er Jahren den Nazis suspekt. So wird Ulrich, der mit seiner deutschen Mutter in Duisburg-Ruhrort lebt, auch eines Tages verhaftet und nach Köln in eine Klinik gebracht, wo er erst einmal sterilisiert werden soll. Im Krankenhaus tauchen einige Tage später zwei Leute auf, die aus Berlin kommen. Sie suchen für eine Filmproduktion nichtreinrassige Komparsen und Galadio wird in die Filmstudios nach Babelsberg mitgenommen. Dort macht er seine Sache gut und wird während des Krieges für weitere Filme engagiert. Bei seinem letzten Film mit Hans Albers hat er während der Dreharbeiten in Afrika die Möglichkeit zu fliehen. Er muss sich 1800 km bis zu dem Heimatdorf seines Vaters durchschlagen, doch er trifft dort nur seinen Onkel an, der Vater ist nach seinem Einsatz während der französischen Besatzung in Duisburg nicht mehr in sein Dorf zurückgekehrt. Galadio bleibt einige Zeit im Dorf und meldet sich dann freiwillig beim französischen Militär.

Irgendwann ist der Krieg zuende. Galadio weiß inzwischen, dass sein Vater als Soldat gestorben ist und und er kehrt in das zerbombte Duisburg zurück. Was ist mit seiner Mutter geschehen, was mit seinen jüdischen Freunden? Vieles bleibt am Ende offen.

Mit 158 Seiten ein schmaler Roman, den ich ohne Pause gelesen habe. Die Sprache ist einfach, aber Galadios Geschichte berührt und verstärkt wird dies noch durch einige historische Fotos, die Duisburg während der Herrschaft des Naziregimes und nach dem Ende des Krieges zeigen.

Sind Duisburger Lehrer unter meinen Leser und Leserinnen? Das Buch kostet 9,90 Euro, hat also einen Taschenbuchpreis und ist bestens als Klassenlektüre geeignet.

Dieses Buch ist wichtig

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  • Richard, Witwer, sitzengelassener Geliebter, Professor an der Berliner Humboldt-Universität, ist gerade pensioniert worden. Er muss sich in seiner Einsamkeit und in der vielen freien Zeit neu einrichten und hat eines Tages die opstruse Idee, afrikanische Flüchlinge, die auf dem Oranienplatz streiken, zum Thema Zeit zu befragen. Bereitwillig antworten die Streikenden und davon ermutigt, stellt Richard weitere Fragen. So lesen wir von verschiedenen Flüchtlingsschicksalen, erfahren, warum die Männer geflüchtet sind und was für ein Leben sie in ihrem Heimatland hatten. Je mehr Richard erfährt, desto mehr will er helfen. Er versucht, ihnen bei bürokratischen Problemen beizustehen, fährt sie durch Berlin, sucht für sie Aushilfsjobs bei Bekannten oder lädt sie nach Hause ein, um ihnen für ein paar Stunden ein anderes Leben zu bieten. 

Die Autorin hat einen Roman geschrieben, der es viel besser als zig Fernsehrreportagen versteht, das Schreckliche zu vermitteln, das hiesigen Flüchtlingen in der Vergangenheit passiert ist. Wie sie aus ihrem Leben herausgerissen und von ihren Familien getrennt wurden, wie viele Verwandte und Freunde auf der Flucht gestorben sind, wie gefährlich die Flucht war, das ist kaum mit Worten zu beschreiben. Der Roman hört damit aber nicht auf, denn er bietet viele Fakten darüber, was mit den Flüchtlingen in unserem Land geschieht und das ist bei vielen Dingen grotesk.

Der Roman ist 2015 erschienen und wurde in den Buchhandlungen gut verkauft. Doch dann kamen schon wieder die nächsten Neuerscheinungen und der Titel geriet in Vergessenheit. Jetzt kann man ihn als Taschenbuch erwerben, eine Chance, dass diese Geschichte, die zumindest das Mitgefühl eines jeden vergrößern sollte, doch noch häufiger gelesen wird.

Ich habe das Buch teilweise gelesen und teilweise gehört. Das Hörbuch berührte mich noch mehr, beim Buch habe ich einige Passagen mehrmals gelesen.

 

 

 

Trokosi

Ein Krimi, der in Ghana spielt? Machte mich sofort neugierig. Die Handlung: Dawson, ein junger Detektiv, wird aus der Hauptstadt aufs Land geschickt, um dort den Mord an einer Medizinstudentin aufzuklären. Sie half bei der AIDS Hilfsorganisation mit und versuchte die Trokosi, junge Mädchen, die einem Fetischpriester geopfert wurden, aus dessen Herrschaft zu befreien. Tatmotive gibt es viele, und Dawson scheitert zuerst wegen seines Jähzorns und der Angst der Bevölkerung vor Hexerei. Erst als er suspendiert ist, findet er eine Spur, die auch mit dem Verschwinden seiner Mutter vor über 20 Jahren zu tun hat.
Moderne prallt auf Tradition in einem afrikanischen Staat. Die Alltagsschilderungen und die spannende Handlung machen diesen Krimi zu etwas Besonderem.