Ein Spaziergang in die Kindheit

Vor einiger Zeit machte ich einen Spaziergang am Hülser Berg. Hier war ich oft in meiner Kindheit, denn meine Mutter und meine Großeltern liebten es, im „Parkschlösschen“ Kaffee zu trinken. Aber zuerst war der Spaziergang dran.

Dieser kam mir als Kind immer unendlich lang vor, und so sah ich jetzt auf die Uhr, als ich losging. Während des Spaziergangs hatte ich als Kind immer drei und im Herbst vier Highlights. Am schönsten fand ich die Stelle, wenn wir an den Nieper Kuhlen vorbeigingen und auf dem Wasser die Seerosen blühten. Jetzt blühte nichts mehr, bzw. man konmt, im Vergleich zu früher, gar nicht mehr so nah ans Wasser heran. Der nächste Punkt war damals das limnologische Institut. Das fand ich immer unheimlich, denn wir haben wirklich nie einen Menschen in dem mit einem hohen Zaun umgrenzten Grundstück gesehen. Heute steht auf dem Gelände ein Privathaus mit Gitterfenstern. Kein Garten, obwohl Platz wäre, sieht auch ausgestorben aus.

Die Überraschung wartete auf mich bei Punkt drei: Ein altes niederrheinisches Haus, ziemlich heruntergekommen, aber mit so vielen Spielsachen im Garten, dass ich damals immer ganz neidisch war. (Allerdings habe ich auch hier nie ein anderes Kind gesehen…). Dieses Haus ist heute ein kleines Schmuckstück mit schöner Gartenanlage.

Im Herbst warteten am Bahngleis viele alte Kastanienbäume auf mich. Was habe ich Kastanien gesammelt und gebastelt… Ich freute mich jetzt schon auf die Bäume, aber es stand nur noch eine Kastanie da, alle anderen waren gefällt worden. Traurig ging ich den Rest des Weges zurück.

Der Spaziergang dauerte 25 Minuten. Zur Stärkung und Aufmunterung ging ich ins Café, und hier ist die Zeit stehen geblieben. Nette Bedienung, leckerer Kuchen und Kaffee, „zeitlose“ und etwas angestaubte Gemütlichkeitsdeko. (Falls jemand eine Cafézeitreise machen möchte, vorher über Öffnungszeiten informieren.)

Hatte ich als Kind meine Bezugspunkte beim Spaziergang, so ging ich jetzt als Erwachsene mit einen anderen Blickwinkel spazieren. Hier ein paar Fotos von meinen neuen Lieblingsstellen- ein bisschen märchenhaft verfremdet:

Sollte es in diesem Winter schneien, werde ich noch einmal zum Hülser Berg fahren und erneut in der Kindheit spazieren gehen.

Morgen wird es wieder städtisch, die Besprechung eines Pariser Krimis wartet auf sie.

Autor: linda

Wohne in Duisburg.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert