Oberhausensonntag

Am Sonntagmorgen empfahl ich Ihnen eine Sendung über den Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus, dessen bedeutende Gemäldesammlung u.a. im Essener Folkwangmuseum zu sehen ist. Wie der Zufall es will, besuchten wir mit Freunden am selben Sonntag in Oberhausen das „Rheinische Industriemuseum“. In der Sendung und beim Museumsbesuch tauchte jeweils der Name Peter Behrens auf.

Diese Ausstellung sahen wir uns an:

Wir machten eine Führung mit, die Meinungen zu der Ausstellung waren bei uns vier Personen unterschiedlich. Da ich sehr gerne fotografiere, fand ich die Erläuterungen, wie unser heutiges Sehen und künstlerisches Fotografie-Empfinden von den Umwälzungen in der Fotografie z.Zt. der Weimarer Republik noch beeinflusst werden, sehr interessant. Die Qualität der gezeigten Fotos und ihre Aussagekraft sind beeindruckend. Mein Mann und unsere Freunde hatten wohl eher eine Führung über die Geschichte der Weimarer Republik erwartet. Was uns alle vier wunderte: Die über 300 Bilder wurden in diesem großen Gebäude leider nur auf engem Raum präsentiert, so dass bei der Führung ein unbeschwertes Ansehen der Fotos kaum möglich war. Hätte man da nicht etwas großzügiger mit dem Platz sein können?

Wenn Sie mehr über die Ausstellung wissen und ein paar Fotos sehen möchten:
https://industriemuseum.lvr.de/de/die_museen/peter_behrens_bau/ausstellungen_7/sonderausstellung/inhaltsseite_73.html

Der Zufall: Von Peter Behrens, der einen Teil des Folkwangmuseums entworfen hat, stammt auch das Gebäude in Oberhausen und in der 5. Etage gibt es eine permanente Ausstellung über das Lebenswerk von Behrens. Er war ein äußerst umtriebiger Architekt und ein bedeutender Botschafter des Jugendstils und der späteren Bauhaus-Periode. Viele Fotos zeugen von der Schönheit der Inneneinrichtungen der Gebäude. Einige kann man heute noch bewundern, wie beispielsweise in Darmstadt.

Nach den beider Ausstellungen stärkten wir uns im liebevoll eingerichteten und gemütlichen „Geli‘s Café“ in Oberhausen Osterfeld.

Da das Café nicht sehr groß ist, sollte man einen Tisch vorab reservieren.

Trotz des üblen Wetters konnten wir über diesen Sonntagnachmittag nicht meckern.

Der Akazienkavalier

„Von Menschen und Gärten“ ist der Untertitel dieses Buches und ich fing bereits im Januar an, es zu lesen, weil ich mich in den Gärten andere Menschen „umsehen“ wollte. Das ging ziemlich schief, denn in den meisten Kapiteln ist entweder nur eine Pflanze das Thema (z.B. ein Ficus in einer Küche oder der Seidelbast als Pflanze der Bettler) oder es geht um einen Garten, dieser dient aber eher nur als Schauplatz für Begegnungen mit Menschen.

Ich war deshalb von diesem Buch enttäuscht und legte es wieder weg. Jetzt, wo ich meinen eigenen blühenden Garten habe, gab ich dem Buch aber eine zweite Chance. Die Autorin erzählt von Begegnungen mit Menschen in mehreren Ländern Europas, deren Leben zeitweise oder ganz vom Leben im Garten oder mit einer Pflanze geprägt wurde. Beeindruckend das Kapitel, in dem sie von einem Treffen mit einer blinden Gärtnerin erzählt. Zu Herzen gehend ist die Familiengeschichte von vier Schwestern, die sich regelmäßig unter einem alten Birnbaum treffen. Der Autorin Colette wird eine Geschichte gewidmet, wie sie im zweiten Weltkrieg aus ihrer Wohnung den Garten des Palais Royal sieht und den Alltag unter der deutschen Besatzung beschreibt. Ja und dann ist da noch der bekannte deutsche Schauspieler Walter Sittler, der auf einer Fensterbank einen Wüstengarten pflegt oder ein Wolkengarten über dem Memelland, den man entdecken kann.

Ich mag die achtzehn Geschichten dieses Buches inzwischen sehr. Es sind z.T. ergreifende Schicksale, von denen die Autorin erzählt, aber auch ihre Gabe, Details und Stimmungen zu beschreiben, hat mir gut gefallen.