Besuch in einer Schäferei

Diese Charakterköpfe lernten wir am Samstagmorgen kennen:

Dank der Duisburger Volkshochschule hatten wir die Möglichkeit, in der Oberhauser Schäferei von Herrn Tobias Thimm einen Einblick in den Alltag eines Schäfers zu bekommen.
Wir wurden von den „Jungs“ im Gatter begrüßt, sie warteten auf einen Gesundheitscheck.

Im Oktober beginnt die Deckzeit und alle dafür geeigneten Böcke müssen zuvor untersucht werden. Stimmt das Gewicht, gibt es Verletzungen oder Krankheiten, sind die Hufen eines Tiers in Ordnung? Das sind nur einige Punkte der Checkliste. Ist alles bestens, kommen die Böcke danach noch zwei Wochen auf die „Beauty Farm“, wo sie verwöhnt werden, bevor es zum Tète-à-Tète mit den Damen kommt.

Unter den sechs Schafsrassen, die auf dem Hof zu finden sind, gehören zwei zu den bedrohten Arten. Zu unwirtschaftlich ist ihre Haltung, doch Herr Thimm lobte seine „Bentheimer Landschafe“und „Weißen gehörnte Heidschnucken“, da sie für die Landschaftspflege bestens geeignet sind. Dies ist die Hauptaufgabe, die Herr Thimm zusammen mit seiner Herde im Raum Oberhausen-Duisburg-Mülheim bis hoch nach Kirchhellen übernimmt. Glücklicherweise setzt sich bei den Städten immer häufiger die Einsicht durch, dass Schafe für die Landschaftspflege besser sind als Maschinen, denn sie zerstören beispielsweise keine Tiernester-oder Bauten, legen Kuhlen an, in denen Wasser für Tiere gespeichert wird und sind beim Abgrasen der Flächen für Pflanzen und Boden viel schonender.

Bild von Pixabay

Wir lernten auch die beiden Hütehunde des Schäfers kennen und erfuhren Einiges über ihre Ausbildung und ihre Aufgaben. Fazit: Ohne Hunde keine Schäferei!

Nach 1 1/2 Stunden gingen wir zu den Mutterschafen mit ihren Sommerlämmern. Die ca. 30 Teilnehmer waren natürlich entzückt, denn es durfte gestreichelt und mitgebrachte Mohrrüben, Äpfel und altes Brot verfüttert werden. Das war köstlich, aber auch die Brennnesselbüsche auf der Wiese wurden nicht verachtet. Zur Freude des Schäfers, denn Brennnessel und Disteln sind besonders gesund für die Vierbeiner.

Herr Thimm war sehr professionell. Er demonstrierte seine Arbeit voller Humor, obwohl kurz vor unserer Ankunft ein Schaf auf der Wiese an Herzversagen gestorben war, das er erst zwei Wochen zuvor für 600 Euro gekauft hatte. Ein schwarzer Tag für ihn und er musste uns Rede und Antwort stehen….
Seit drei Generationen gehört die Schäferei der Familie und man merkte, dass Herr Thimm weiß, wovon er spricht. Offen legte er dar, welche Kosten anfallen und nannte uns Zahlen. Sein durchschnittlicher Stundenlohn beträgt weniger als 6 Euro. (Wen wundert es dann, dass es in den 70er Jahren noch ca. 250 Millionen Schafe gab und heute nur noch 14 Millionen? Idealismus ist immer weniger angesagt).
Früher kostete ein Kilo Kraftfutter ca. 5 Euro, durch die Inflation sind es nun 16 Euro. Schäfer brauchen mehr Kraftfutter für ihre Herde, denn in heißen Sommern vertrocknen die saftigen Wiesen und sie müssen zufüttern. Die neue Tierarzt-Gebührenordnung mit enorm gestiegenen Preisen ist ein weiterer Kostenfaktor.
Auf die Frage, was sich Herr Thimm von den Verbrauchern und von den Politikern wünscht, wurde der Schäfer ernst. Wer Fleisch isst, sollte bereit sein, für Qualitätsfleisch mehr zu bezahlen und bei regionalen Anbietern kaufen. Kleinen Landwirtschaftsbetrieben sollte ein Vorverkaufsrecht eingeräumt werden, wenn Land zum Verkauf steht. Zumeist werden Großbetrieben das Land direkt zugeschanzt. Dann erzählte er vom Mehrwertsteuerdschungel, in denen sich ein Schäfer zurecht finden muss. Uns schwirrte der Kopf und wir konnten es nicht glauben. Am Ende kam er noch auf Wölfe zu sprechen. Herr Thimm verlor im Februar 78 Schafe, darunter mehr als die Hälfte trächtige Mutterschafe. Die Kosten von 38000 Euro musste er vorstrecken-übrigens bis heute, denn die Entschädigung von 11000 Euro hat er vom Land noch nicht bekommen. Ein zweiter Wolfsangriff fand vor einigen Wochen statt. Trotz zweifacher elektrischer Zaunsicherung verlor er erneut einige Tiere. Endlich eine Lösung für dieses Problem finden, das wünscht sich Herr Thimm.

Mein Bericht gibt nur einige Aspekte wieder, die während des zweistündigen Besuchs angesprochen wurden.
Unter „Oberhauser Schäferei“ kann man auf facebook und Instagram das Leben auf dem Hof verfolgen. Wir werden im nächsten Frühjahr wiederkommen, wenn die Lämmer da sind, denn dann geht einem laut Herrn Thimm das Herz auf.

Herbsteinstimmung mit Haikus

Heute beginnt für Meteorologen der Herbst. Ich möchte Sie mit ein paar herbstlichen Haikufotos darauf einstimmen.

Wer Lust auf mehr Haikus hat: Bis Ende Oktober gibt es in den Fenstern des AWO BBZ auf der Friedrich-Ebert-Str. in Rheinhausen eine kleine Fotoausstellung von mir.

Wie ich einen halben Tag verbrachte Nr. 2

Nach dem Besuch der Scheune wollte ich noch ein bisschen am Rhein spazieren gehen. So fuhr ich zurück und hielt hier an, weil die Aussicht besonders schön war und ich auch “Hallo” sagen wollte zu vielen Osterlämmchen:

Ich ging zum Rhein hinunter und meine Nase glitt wie üblich knapp über dem Boden- es gibt immer so Vieles zu entdecken! So fand ich z.B. ein Brett, das man toll als Hintergrund für Fotos nehmen kann und probierte es gleich mit ein paar Fundstücken aus:

Wenn man fast auf allen Vieren am Rhein entlangkreucht, muss man allerdings aufpassen, um nicht von Lianen erdrosselt zu werden. Manchmal kam ich mir vor wie in den Swamps von Louisiana!

Dies waren dann weitere Fotoexperimente:

 

Fundstücke ganz anderer Art zeige ich Ihnen dann morgen unter der Rubrik “Es gibt Momente”- mal heiter, mal nachdenklich.