Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen!

Im Januar las ich dieses Buch und habe z.Zt. ein Déjà-vu-Erlebnis.

In dem Buch geht es um den Zustand der Welt und wie die Menschen diesen Zustand beurteilen. Eine Inhaltsangabe zu dem Buch zu schreiben, ist schwer, denn die Zahl der positiven Denkanstöße ist dafür zu groß. Deshalb gebe ich nur ein paar Eindrücke wieder.

Bill Gates meinte, dass dieses Buch für ihn eins der wichtigsten Bücher ist, die er je gelesen hat. So steht es auf dem Klappentext. Linda Broszeit sagt das auch und damit sind wir schon zu zweit. ? Nach der Lektüre hatte ich ein bisschen Seelenfrieden zurückgewonnen und empfand eine gewisse Ruhe, die bis heute noch anhält. Bei Diskussionen, in denen gewarnt, schlecht geredet oder beklagt wird, habe ich jetzt Argumente, die andere aufhorchen lassen. Oder einmal etwas krasser ausgedrückt: Öfter kann man Permanentnörgeler schneller zum Schweigen bringen.

Nein, es ist auf der Welt bei Weitem nicht alles rosig und gut, aber der Autor, der Professor für Medizin ist und u.a. für die Weltgesundheitsorganisation WHO arbeitet, zeigt anhand vieler nicht wegzudiskutierender Zahlen, dass es besser ist als vermutet. Ich gebe Ihnen drei Beispiele und bitte Sie, die Fragen spontan zu beantworten.

A-In den letzten 20 Jahren hat sich der Anteil der in extremer Armut lebenden Weltbevölkerung:

Nahezu verdoppelt oder unwesentlich verändert oder deutlich mehr als halbiert?

B- Wie viele einjährige Kinder auf der Welt sind gegen irgendwelche Krankheiten geimpft?

20, 50 oder 80 Prozent?

C- Wie viele Mädchen absolvieren heute eine fünfjährige Grundschulbildung in den Ländern mit niedrigem Einkommen?

20, 40 oder 60 Prozent?

Haben Sie sich bei allen drei Fragen jeweils für die dritte Antwort entschieden?

Hans Rosling räumt in seinem Buch mit vielem falschen Wissen auf. Er hat Zugang zu zuverlässigen Statistiken, Bildmaterial und Zahlen und zeigt die positiven Entwicklungen der letzten 100, 50 oder 20 Jahre auf. So gibt es für ihn z.B. auch keine Entwicklungsländer mehr, sondern er spricht von Ländern der 4 Stufen.

Was das Buch aber so wichtig macht, das sind seine Erklärungen, warum wir ein so falsches Weltbild haben. Dafür gibt es diverse Gründe, die er mit folgenden Kapitelüberschriften beschreibt:

Auch hier möchte ich nur ein paar Beispiele geben. Er beschreibt, wie wir die Vergangenheit zumeist mit einer rosaroten Brille sehen und schier vergessen, dass frühere Zeiten vielleicht nicht dieselben Probleme hatten, aber dafür andere. Wir haben das Gefühl, dass alles schlechter wird, einmal länger über alles in Ruhe nachdenken, das kommt eher selten vor. Unsere Gehirne sind seit Urzeiten darauf gepolt, auf das Angstgefühl zu achten, um gefährlichen Situationen rechtzeitig begegnen zu können. Diesen Instinkt der Angst bedienen die Medien, wissen sie doch, dass damit die höchste Aufmerksamkeit erreicht werden kann. (Das soll kein Vorwurf sein, denn die Redakteure ticken ja genauso wie die Leser).

Und da ist dann auch mein Déjà-vu-Erlebnis. Erinnern Sie sich noch an die Schweinegrippe im Jahr 2009? Anfänglich starben viele Menschen, doch dann nahm die Zahl nicht mehr zu, sondern blieb erst noch konstant und nahm dann ab. Was nicht abnahm, das war die Hysterie. Hans Rosing und sein Team zählten daraufhin die Artikel zum Thema Schweinepest, die bei Google in 2 Wochen erschienen waren. Es waren weltweit 253442 . Zu jedem der 31 Todesopfer in diesen zwei Wochen, wurden also ca. 8176 Artikel geschrieben. In genau den beiden Wochen starben weltweit auch ca. 63000 Menschen an Tuberkulose. Jeder dieser Toten erfuhr eine mediale Aufmerksamkeit von 0,1 Artikel.

Dieser Beitrag mag vielleicht etwas schwere Kost sein (das Buch ist dafür umso leichter geschrieben), aber ich kann nur noch einmal wiederholen: Wenn Sie ein Buch in diesem Jahr lesen wollen, dann lesen Sie dieses.

Abrechnung eines Gutmenschen mit sich selbst

Weltverbesserer

Der Autor Klaus Unger ist ein Gutmensch und er hat das dringende Bedürfnis, wenigstens ein bisschen die Welt zu verbessern. Doch blöd ist, dass Gutmenschen in letzter Zeit nicht so beliebt sind, denn sie können ganz schön mit ihrem Missionseifer nerven und ob ihre Aktionen alle so wirklich Sinn machen, ist auch fraglich. So nimmt sich Unger selbstkritisch mit einer Portion Sarkasmus unter die Lupe und hält damit den Lesern mehr oder minder einen Spiegel vors Gesicht. Seine Aktivitäten sind vielfältig: Er unterschreibt z.B. Internetpetitionen, egal, wie unsinnig die Aufrufe sind, verfasst einen Blog über Probleme in Afrika, hat für sein gutes Gewissen mit einem Obdachlosen eine Geschäftsbeziehung aufgebaut, ist beim Crowdfunding dabei und gibt sein Bestes, gerecht und nicht rassistisch, bzw. politisch korrekt zu sein. Das ist alles sehr anstrengend und am Ende des Buches bittet Unger, dass ein anderer den Staffelstab des Helfens übernimmt, er kann und will einfach nicht mehr und die anderen großen Weltverbesserer (Gandhi, Rudolf Steiner, Jesus von Nazareth, um einige zu nennen) gehen ihm inzwischen auch auf den Geist.

Warum, fragt sich Unger, gibt es in Deutschland anscheinend besonders viele Weltverbesserer, die immer etwas Sinnvolles machen müssen oder sich permanent schämen, nicht geholfen zu haben? Wir können uns bei Herrn Luther bedanken, der mit seinen protestantischen “Leitlinien” das Fundament zu dieser Lebenseinstellung gelegt hat. 

Dieses Buch zu Weihnachten verschenken? Auf jeden Fall wunderbar als Wink mit dem Zaunpfahl geeignet.