Beobachtete mich ein zweiter Maigret? (FR Nr. 17)

Um mich auf unseren Besuch in Vichy einzustimmen, las ich diesen Simenonkrimi:

Linke Seite: Der Kurpark

Sein Chef und seine Frau haben Maigret überredet, endlich eine Kur in Vichy zu machen, um Überarbeitung und Übergewicht etwas entgegenzusetzen. Bei dem Ehepaar stellt sich schnell eine Kurroutine ein zwischen spazieren gehen, gesundes, ekelig schmeckendes Wasser trinken, im Park auf der Bank sitzen, gut essen oder sich in der Oper oder dem Kurhaus etwas Abwechslung gönnen.

Als wir in Vichy besuchten, war in der Oper „Tag der offenen Tür“- das haben wir gerne ausgenutzt!
Auch im Kurhaus gab es eine besondere Veranstaltung.

Maigret findet Gefallen an dem Kuraufenthalt, doch hält dieser ihn nicht davon ab, aus Routine andere Kurgäste zu beobachten und sich über deren Leben Gedanken zu machen.

Oben rechts der Musikpavillon, darunter die Heilquellenhalle, Anlaufstelle für Wassertrinker, links der Kurhalleneingang

Eine elegante Frau in fliederfarbenem Gewand fällt ihm besonders auf, ihre Ausstrahlung irritiert den Kommissar. Ist sie auch ein Kurgast oder lebt sie in einen der prächtigen Wohnhäusern von Vichy?

Es ist der Mord an dieser Frau, der Maigret kurze Zeit später aus seiner Kurroutine herausholt. Der für Vichy zuständige Kommissar aus Clérmont-Ferrand ist ein ehemaliger Kollege von Maigret und nimmt den besonderen Spürsinn seines alten Vorgesetzten gerne in Anspruch. Ganz langsam setzt Maigret von der Dame in Lila ein Bild zusammen, das dem äußeren Anschein Lügen straft.
Maigret-Krimis werden mein Leseleben weiterhin begleiten. Ich weiß, dass mich immer eine spannende Geschichte ohne Firlefanz erwartet, genau richtig für einen ruhigen Krimiabend.

Die Fotos zeigen, dass das heutige Vichy noch viel Pracht bietet. Jedoch bröckelt es überall und einige Bauten waren wegen ausstehender Renovierung geschlossen. Der Kurpark war größtenteils eine Großbaustelle, ein Schild erklärte, dass der Park ins 21. Jahrhundert geführt werden sollte.Wir konnten uns noch nicht vorstellen, wie das aussehen wird. So wirkten einige ältere Ehepaare, die auf den Bänken saßen, etwas verloren und sie beobachteten das Treiben der Bauarbeiter und der Passanten.
Die alten edlen Einkaufsstraßen, auf den früher reiche russische Kurgäste ihr Geld ausgaben, haben viel von ihrem Glanz verloren. Wie überall finden sich dort zumeist nur Filialen der globalen Ladenketten.

Wie mit der besonderen Geschichte Vichys während des 2. Weltkrieges umgegangen wird, konnte ich während unseres kurzen Aufenthalts nicht endgültig beurteilen. Üppige Skulpturen feiern die „Grande Nation“, kleine Erinnerungstafeln an verschiedenen Häusern beeindruckten mich mehr.

Ein Jugendstiljuwel fanden wir etwas abseits in einem noch älteren Viertel. Die Ursprünge der Kirche St-Blaise liegen im 12. Jahrhundert, der Anbau jedoch stammt aus den Anfängen des 20.Jahrhunderts.

Die Statue einer schwarzen Madonna und viele wunderschöne Fenster insprierten mich zu diesem Madonnenbildern.

Nächsten Montag beende ich die Frankreichrundreise. Ich hoffe, dass Ihnen die Lektüre genauso viel Spaß gemacht hat, wie mir das Schreiben!?
In den nächsten Wochen gebe ich noch ein paar Tipps für Ausflüge in der näheren Umgebung bevor dann Helsinki ein neues Reisethema wird.

Auf den Spuren von Herrn Felke

Am Anfang ein kleines Rätsel: Wo war ich am letzten Donnerstag?

Hier geht es um Gefühle, Erstaunen und Wohlbefinden. Alles fand ich in Moers, genauer gesagt im Stadtteil Repelen, wo es seit 1898 den Jungbornpark gibt. Und noch genauer gesagt, gehören die Muster zu einem Barfuß Pfad, den ich schon lange einmal ausprobieren wollte.

Das Summloch war noch eine weitere Erfahrung. Der ganze Körper vibrierte, was auch gesundheitsfördernd sein soll.

Der Pfad besteht aus zwei Teilen. Ein Teil ist für jedermann frei zugänglich, für den „intensiven“ Teil muss man 3 Euro Eintritt bezahlen. (Oben links auf der Collage sieht man den Lageplan dieser Anlage. Ich war dort ganz alleine und konnte alle Stationen in Ruhe ausprobieren. Die Anlage war sehr gepflegt, was dem Einsatz von freiwilligen Helfern zu verdanken ist.
Meine Füße erlebten ein Auf und Ab von Wohlfühlen und unangenehmen Momenten. Feinen Rindenmulch empfanden sie als angenehm, die blauen Glassteinchen (siehe oben im Bild links) als eher quälend. Gewellte Holzbohlen waren ok, bei den groben Schottersteinen streikten sie und wollten sofort wieder auf die weiche Wiese. Insgesamt zählte ich 15 verschiedene Parcoursteile.
Am Donnerstag war es sonnig und die unterschiedlichen Temperaturen der Materialien machten sich bemerkbar. Die schwarzen Steine waren schon fast zu heiß, während beschatteter Sand eine Wohltat war. Ganz klar hatten meine Füße aber einen Favoriten:

Auf weichem nassen Lehm gehen! Und damit komme ich zu Pfarrer Emanuel Felke (1856-1926). Pfarrer Felke, auch „Der Lehmpfarrer“ genannt, siedelte 1896 von Wuppertal nach Repelen um. Ihm eilte der Ruf voraus, dass er sich nicht nur in religiösen Fragen um seine Schäfchen kümmerte, sondern sich auch sehr für deren Gesundheit einsetzte. Felke befasste sich intensiv mit Naturheilverfahren und überzeugte schließlich die Repelner, einen Gesundheitspark anzulegen, um in ihm zu kuren.
In der Hochzeit des Kurortes Repelen kamen 400 Kurgäste, bei ca. 1000 Einwohnern waren das viele. Private Unterkünfte reichten nicht mehr aus und es wurde sogar ein Kurhotel gebaut.
Geht man heute durch den Jungbornpark, kann man auf diversen Tafeln die Geschichte von Pfarrer Felke und seinen Kuranwendungen sowie die Geschichte der Anlage nachlesen. Hier zwei Beispiele:

Heilen mit Lehm war eine der Säulen in Felkes Gesundheitsphilosophie.


Es gibt auch ein kleines Felke Museum, das in dem Haus untergebracht ist, in dem Pfarrer Felke zuletzt wohnte, bevor er Repelen 1914 verließ, um in Bad Sobernheim eine neue Kuranlage zu eröffnen.

Das Museum ist sonntags von 14-17 Uhr geöffnet.

Zum Schluss ein paar Tipps für den Besuch des Barfußpfads:
Fangen sie nicht, wie auf der Homepage empfohlen, am Startpunkt an, sondern gehen Sie zuerst zu dem Intensivbereich, dessen Eingang sich neben dem Museum befindet. Nehmen Sie Münzgeld mit, damit Sie einen Chip für den Eintritt ziehen können. Wenn Ihnen die Erfahrungen in dieser Anlage noch nicht reichen, können Sie noch auf dem frei zugänglichen Teil zurück zu Startpunkt weitergehen. Dieser Abschnitt des Pfades ist allerdings in einem nicht so guten Zustand (Mischung aus Wiesenweg mit Steinen und Ästen und einem kurzen Waldweg), so dass ich dort letztendlich meine Schuhe wieder anzog.

Unten rechts: Die Fußabdrücke weisen Ihnen den Weg zum Wiesenpfad und zu einem kleinen Hindernisparcours. (Foto links) Dabei kommt man dann auch an einigen Denkmälern und Skulpturen vorbei.

Der Startpunkt liegt am Rande des Parks. Hier gibt es auch ein Restaurant und drei frei zugängliche Boulebahnen. Man kann sich also leicht einige Stunden im Jungbornpark vergnügen!

Kurzurlaub im Weserbergland (2)

Das Weserbergland bietet viele Sehenswürdigkeiten, wir pickten uns nach der Besichtigung der Landesgartenschau in Höxter vier heraus:

Nr. 1- Der Gräfliche Kurpark von Bad Driburg. Auf 25 Hektar ist dieser ein Mix aus englischem Landschaftsgarten mit integrierten Themengärten und historischen Badehäusern und anderen Bauwerken. (Hotels, Cafés, Kultureinrichtungen). Besitzer einer Kurkarte haben freien Eintritt zu dieser äußerst gepflegte Anlage.

Nr. 2- Ist man schon im Teutoburger Wald, sollte man die Externsteine wenigstens kurz besuchen. Wir kletterten nicht hinauf, sondern machten bei den Felsen einen schönen Spaziergang rund um den See. So sah man diese Formation aus vielen Perspektiven. Ich fand, dass die Steine eine besondere Ausstrahlung hatten, so à là „Ein Fels in der Brandung der Geschichte“ -beeindruckend.

Nr. 3- Der Dom von Paderborn. Berühmt ist der Dom u.a. für sein „Dreihasenfenster“ und den Liborischrein. In dem Dom gab es diesen Flyer, der Lust machte, den Dom zu entdecken.

Das Angebot der Führungen ist pfiffig. So gibt es beispielsweise Führungen für „Starke Männer“, „Mutige Frauen“, für „Veganer“ oder „Musikusse“. Auch auf „YouTube“ präsentiert sich der Dom mit diversen kurzen volksnahen Videos, in denen kirchliche Themen erklärt werden.

Mir gefielen die unterschiedlichen filigranen Portale der im Dom befindlichen Kapellen am besten (oben rechts) und die Fenster des Künstlers Wilhelm Buschulte, die an Kinderzeichnungen erinnerten.
Die Stadtbild von Paderborn wird von weiteren Kirchen, einigen anderen historischen Gebäuden und viel hässlicher Nachkriegsarchitektur geprägt.

So machten wir nur einen kurzen Rundgang und fuhren dann in das nahegelegene Computermuseum von Nixdorf. Geplant hatten wir eine Stunde, es wurden drei, bevor wir den Heimweg antraten. Über Nr. 4 schreibe ich im nächsten Beitrag.

Kurstadt Hamm (Teil 2)

„Was gibt es denn in Hamm zu sehen?“ fragten uns schon mehrere Bekannte. Und wenn wir dann anfangen zu erzählen, staunen sie- mal mehr, mal weniger.
Nachdem ich Ihnen im ersten Teil den Hindutmpel und den Maximilianpark vorgestellt habe, komme ich heute zu der Kurstadt Hamm. Es gibt einen Stadtteil, der heißt „Bad Hamm“ und hier findet man ein Kurhaus, einen Kurpark und ein Gradierwerk. Daneben noch Häuser, in denen Anwendungen für eine bessere Gesundheit angeboten werden. Bedingt durch fehlenden Regen, hatte der Park schon ein herbstliches Flair, aber die Lage am Datteln-Hamm-Kanal gefiel mir sehr.

Nach einem schönen Spaziergang fuhren wir mit dem Bus zurück zum Hammer Bahnhof.

Dabei machten wir gleichzeitig ein kleine Innenstadt-Rundfahrt und kamen am Marktplatz mit der Pauluskirche oder an der Lutherkirche vorbei. Zwischen den modernen Bauklötzen tauchten immer wieder alte Fachwerkhäuser auf und ein kleines Altstadt-Häuserensemble ist auch zu besichtigen. Wegen der Hitze verzichteten wir allerdings darauf und gingen in das Gustav-Lübcke-Museum, das in der Nähe des Bahnhofs liegt.
Das Museum ist eine weitere Perle in der Museumslandschaft des Ruhrgebiets.

Auf zwei Ebenen kann man viel über die Geschichte Hamms erfahren und es werden verschiedene Handwerkskünste vorgestellt.

Innovative Kleidungsstücke aus Papier in historischem Ambiente

Neben regionalen archäologischen Fundstücken widmet man sich in diesem Museum auch ausführlich der ägyptischen Kunst. Eine andere Ebene ist für Wechselausstellungen reserviert. Noch bis zum 23. Januar 2023 werden u.a. Kunstwerke aus Papier gezeigt und diese Exponate sind *****!

Oben links: Raten Sie, was die Grundlage für die Maske ist? Eine Toilettenpapierrolle!Darunter ein sehr großer Scherenschnitt. Rechts oben, ein weiteres Kleidungsstück aus Papier, darunter eine Wandskulptur.

Alles quasi vor der Haustür – ist das nicht toll?