Das wahre Buch für usselige Tage

Dieses Buch erschien erstmals 1795. Der Autor war nach einem Duell verhaftet und zu 42 Tagen Arrest verurteilt worden. Ihm gelang es, den Richter davon zu überzeugen, dass er den Arrest zuhause verbüßen durfte und so verließ er für 42 Tage nicht sein Zimmer. Wer war Xavier de Maistre?  Bekannt wurde er als Maler und als Schriftsteller und so kommt ihm letztendlich auch die Idee, seinen Zimmeraufenthalt als Reise zu beschreiben.

Da ist erst einmal sein so heiß geliebtes Bett, in dem er von Abenteuern jeglicher Art träumen oder einfach vor sich hindösen kann. Bis sein ergebener Diener morgens kommt und köstlicher Kaffeeduft in seine Nase steigt oder sein Hund Rosine ihn liebevoll mit einer nassen Schnauze im Gesicht weckt. Aufgestanden, setzt sich Xavier entweder in seinen Ohrensessel, der ihn wie einen alten Freund empfängt, genießt den schönen Ausblick aus dem Fenster und hört den Vögeln zu oder er geht im Zimmer an verschiedenen Bildern vorbei und erinnert sich an Episoden mit seiner aktuellen Geliebten, dem Erwerb eines Bildes oder erzählt etwas zu einem Bildmotiv. Dabei sieht er Staub, auch das eine willkommende Gelegenheit, sich über dieses Thema zu äußern. Seine Bibliothek ist natürlich ebenfalls eine Quelle vielfacher Inspirationen, sei es, dass er sich beispielsweise mit Ovid unterhält oder über seine eigene schriftstellerische Karriere sinniert.

Die 42 Tage gehen schnell vorbei und Xavier kann diese Art von Reisen nur wärmstens empfehlen. Man ist wetterunabhängig, muss sich nicht auf Fremdes einstellen und hat es immer bequem, die Reisekosten sind überschaubar, man kann innerhalb von Sekunden seinen Urlaubsort wechseln. So reist er noch ein zweites Mal, allerdings nur nachts. Auch ist es dieses Mal nicht so kommod, denn sein Zimmer hat gelitten. Die Französische Revolution ist schuld, sein Haus ist fast niedergebrannt. Aber er erlebt wieder ein ganz besonderes Abenteuer und hat viel zu berichten.

Als de Maistre lebte, waren Bücher mit Reiseberichten sehr in Mode und so kam seine Idee, einen Bericht über eine Zimmerreise zu schreiben nicht ganz von ungefähr. Er war diesbezüglich ein Vorreiter, denn nach ihm schrieben weitere Autoren ähnliche Bücher ( z.B. über eine Reise in einem Schreibtisch).

Die Idee des Buches hat mir sehr gut gefallen. Er beschreibt alles mit großer Aufmerksamkeit und schenkt dabei Alltäglichem eine große Wertschätzung.   Etwas gewöhnungsbedürftig war für mich anfangs der Erzählstil. Wie soll ich ihn beschreiben? Verklausuliert? Sprunghaft? Man muss sich für das Buch etwas Zeit nehmen. Keine 42 Tage, aber In-einem-Rutsch-schmökern ist schwierig und wäre auch zu schade. Eben genau richtig für usselige Tage, wenn man nicht raus möchte.

Morgen habe ich ein weihnachtliches Thema.