I get a bird

Johan Zweipfennig, ein Busfahrer aus Neumünster, geht in seiner Mittagspause in eine Telefonzelle, um seine Tochter Marie anzurufen. Er findet in der Zelle einen Zeitplaner, den er einsteckt. Dass er Marie nicht erreicht, sondern nur „Kein Anschluss unter dieser Nummer“ hört, wirft ihn aus der Bahn, doch dann passiert noch etwas Fürchterliches, so dass Johan eine längere Zeit in einer Fachklinik für psychiatrische Erkrankungen verbringen muss. Erst als es ihm wieder besser geht, findet er die Kraft, den Zeitplaner zurückzusenden. Er legt einen Brief mit einer Entschuldigung bei, inzwischen sind drei Jahre vergangen.
Jana, die Besitzerin des Zeitplaners, schreibt Johan zurück und es entwickelt sich eine außergewöhnliche Brieffreundschaft, denn auch Jana hat eine Tochter, von der sie nicht weiß, wo sie ist.
Jana lebt in Freiburg, stammt aber aus Neumünster und die beiden entdecken Schnittpunkte in ihren Lebensläufen. Gemeinsam ist ihnen auch, dass das aktuelle Leben für sie ein andauernder Kampf ist. Johan hat eine ganze Kollektion von Ängsten, denen er sich täglich stellen muss, Jana hatte einen sehr schweren Unfall und die langandauernde Genesung gibt ihr viel Zeit, über ihre Vergangenheit mit diversen Dämonen nachzudenken.
Johan und Jana sind zwei Fremde, die sich, gerade weil sie sich fremd sind, Wahrheiten sagen bzw. schreiben können. Sie helfen sich damit gegenseitig, die Dunkelheit in ihrem Leben ganz langsam hinter sich zu lassen. Am Ende des Buches, nach fünf Monaten Korrespondenz, reist Jana zu einer Beerdigung nach Neumünster. Vielleicht wird sie Johan sehen, vielleicht nicht.
Anne von Canal und Heikko Deutschmann haben gemeinsam einen tollen Briefroman geschrieben, der wohl kaum jemand unberührt lässt.