„Irrweg der Moderne“ als Urlaubsziel

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Bauhaus-Bewegung als „entartet“ verfolgt, doch der Stil setzte sich durch und seit 1996 gehören mehrere Bauhausgebäude in Dessau, Weimar und Bernau zum UNESCO Welt Kulturerbe. 2025 feiert das Bauhaus 100jähriges Jubiläum ud nun greift die AfD-Fraktion in Sachsen-Anhalt das Erbe der Bauhaus-Bewegung an. In einem Antrag, der am Freitag im Magdeburger Landtag diskutiert werden soll, heißt es, Bauhaus dürfe nicht übermäßig glorifiziert werden. Unter der Überschrift »Irrweg der Moderne« fordert die AfD eine »kritische Auseinandersetzung« mit Bauhaus um ein angeblich »seriöses und kulturgeschichtliches Gesamtbild« zu erstellen. U.a. wird kritisiert, dass die kulturelle Vielfalt durch diesen Baustil verloren gegangen sei. Kulturelle Vielfalt ? Im AfD-Grundsatzprogramm vom Mai 2017 heißt es: „Die Ideologie des Multikulturalismus, die importierte kulturelle Strömungen auf geschichtsblinde Weise der einheimischen Kultur gleichstellt und deren Werte damit zutiefst relativiert, betrachtet die AfD als ernste Bedrohung für den sozialen Frieden und für den Fortbestand der Nation als kulturelle Einheit. Ihr gegenüber müssen der Staat und die Zivilgesellschaft die deutsche kulturelle Identität als Leitkultur selbstbewusst verteidigen.“

Im April besuchten mein Mann und ich die Bauhaus Stadt Dessau. (Siehe unten). Haben wir unseren Urlaub in einer Wüste von „Bausünden“ verbracht?

Bauhaustag (Halle Nr. 4)

Heute ist der „Tag der Museen“, ein passender Anlass, über unseren Ausflug nach Dessau zu berichten.
Dessau liegt eine gute halbe Stunde von Halle entfernt. Hier hatte der „Bauhauschef“ Walter Gropius sein Wirkungsfeld, nachdem er aus Weimar weggehen musste.
Mit einem kleinen Bus kann man einen ganzen Tag lang alle Bauwerke zum Thema Bauhaus abfahren. Wir suchten uns drei Anlaufstellen aus. Zuerst besuchten wir die restaurierten und nachgebauten „Meisterhäuser“, in denen u.a. Gropius und die Künstler Klee, Kandinsky und Feininger gewohnt haben. Im Gropiushaus erfährt man etwas über die Entstehung der Häuser, im Feinigerhaus fand eine Ausstellung über die Familie Feininger statt. Im den baugleichen Kandinsky-und Kleehäusern konnte man sehen, wie die unterschiedlichen Farbanstriche die Räume anders wirken ließen. Informationstafeln und kurze Videos zeigten die architektonischen Raffinessen der Häuser.

Oben rechts zwei der Meisterhäuser. Jedes Haus hatte fast den selben Grundriss: Kleinere Räume, ein großes Atelier (links oben). Wichtig waren große Fenster, um sich „die Natur ins Haus zu holen“. Rechts unten das farbenfrohste Haus von Paul Klee.

Die passenden Möbel zu den Häusern kann man sich im Dessauer Bauhausmuseum ansehen.

Daneben es gibt es noch diverse Exponate von Künstlern, die in dieser Zeit gelebt haben, wie beispielsweise diese Theaterpuppen von Oskar Schlemmer.

In dem Museum gab es eine schöne Idee: Besucher könnten sich eine eigene kleine Kunstmappe über das Bauhaus zusammenstellen. Es gab diverse kostenlose Blätter zur Auswahl über einzelne Personen oder Ausstellungsstücke.

Am Ende des Tages machten wir noch einen Spaziergang durch die Bauhaussiedlung Törten, die für die Zeit der Entstehungen in den 20er Jahren ebenfalls ein revolutionäres Konzept verfolgte. Sie sollte der Prototyp für einen preisgünstigen Massenwohnungsbau werden.

Als Lektüre für diesen Urlaub diente mir u.a. folgendes Buch:

Die Schilderungen über Feiningers Bauhausjahre, über seine Zeit in Halle auf der Moritzburg zusammen mit dem außergewöhnlichen Museumsdirektor Alois Schadt und die Beschreibung seiner Zerrissenheit zwischen Amerika und Deutschland gefielen mir gut.