Das Buch für ein Lesehüngerchen

Möchten Sie manchmal abends gerne noch lesen, sind aber eigentlich für Ihren Roman oder Krimi zu müde und machen mit einem kleinen Frustgefühl das Licht aus? Oder Sie haben eigentlich gar keine Zeit, um in ein Buch zu gucken, würden aber gerne mal eben fünf Minuten Leseerholung tanken?
Dieses Buch sollte dann in Ihrer Nähe sein, denn seine Texte „gehen immer“.

Hier liegt eine Sammlung von Texten vor, die Ortheil von 2018 bis 2023 geschrieben hat. Manche ganz für sich privat, andere wiederum als Kolumne für eine Zeitung. Seine Betrachtungen sind oft nur eine halbe Seite lang, haben selten mehr als zwei Seiten, nur eine längere Geschichte ist enthalten, aber schon portioniert zwischen den anderen Texten verteilt.
In Buchbesprechungen werden gerne Wörter wie „Schatzkiste“, „Kaleidoskop“ oder „Fundgrube“ gewählt, wenn die Bandbreite der Buchthemen zum Ausdruck gebracht werden soll. Ich toppe dies und nenne das Buch ein Füllhorn.

Ortheil erinnert sich an seine Kindheit, erzählt stimmungsvoll von Beobachtungen in Italien, seiner Lieblingsstadt Köln und anderen bereisten Gegenden, nimmt die Coronazeit genau unter die Lupe, untersucht neuste Trends mit kritischem Blick. Seine Liebe gilt den Büchern, der Musik und der Kunst und man bekommt eine nicht zu verachtende Zahl von weitgefächerten Lese-und Hörtipps.

Die Stimmungen der Texte sind sehr unterschiedlich. Wenn er beispielsweise davon erzählt, wie er als kleiner schüchterner Junge im Karneval sich als Pastor verkleidet hat und in dem Gewand plötzlich ein ordentliches Selbstbewusstsein bekommt, so liest sich das anrührend und humorvoll. Auch seine Liebe zu dem Fußballverein Wuppertaler SV in der 4. Liga hat gerade für MSV Fans etwas Tröstliches.
Ortheil wird grummelig, wenn er einfach nur in einem Wald spazieren gehen möchte und dabei von Sportbesessenen, die durch den Wald hechten, wie ein Kuriosum betrachtet wird. Auch Videokonferenzen kann er wenig Gutes abgewinnen.
Von traurig bis hin zu ungewöhnlich oder gar absurd bezeichne ich die Texte, bei denen er einfach nur Menschen auf der Straße beobachtet und ihnen zugehört hat.
Zum Nachdenken und Innehalten regen die Texte an, die sich mit der derzeitigen politischen Lage, der Jugend, der herrschenden Einsamkeit und der Coronazeit beschäftigen. Was haben wir durch Corona für immer verloren und was nahmen wir uns alle während der Coronazeit vor? Mehr Wertschätzung des Alltagslebens, mehr Augenmerk auf umweltverträgliches Verhalten, einen freundlicheren Umgang mit seinen Mitmenschen… was ist davon noch geblieben?

Papier und Bleistift sollten bei der Lektüre parat liegen, um evtl. denkwürdige Sätze unterstreichen zu können oder sich ein paar von Ortheils Lese-, Film-und Hörerlebnissen zu notieren.


Spiegel, Spiegel an der Wand, was gibt es Neues in unserem Land?

Im letzten Monat bekam ich diese Spiegelausgabe von 1959 geschenkt.

Ich habe ihn mit großem Vergnügen gelesen, zeigte er mir doch mehrfach, dass früher nicht alles besser war. Aber der Reihe nach.

Direkt am Anfang hatte ich bei den Leserbriefen zwei Déjà-vu Erlebnisse. Auch damals gab es schon unflätige Schreiberlinge:

Medizinische Notstände führten zu solchen Beiträgen:

Auch durch Anzeigen bekommt man einen Eindruck vom Alltag Ende der 50er Jahre:

Themen der Zeitungsartikel waren z.B. der Kalte Krieg (Überschrift: Wenn die rote Uhr tickt, wird Moskau vernichtet), Verstrickungen im Ufa Konzern, Korruption oder Wertverlust des Geldes. Nichts, was das Leben fröhlicher macht. Schon damals gab es aber auch schon die Rubrik „Personalien“ und den „Hohlspiegel“. Unter diesen Überbegriffen wurden wie heute Launiges über Menschen berichtet, bzw. witzige Textstellen aus Anzeigen, Zeitungsartikeln und anderem Geschriebenen wiedergegeben.
Den „Heimatknüller“ fand ich in einem Artikel unter der Überschrift „Dackel aus Gergweis“. Bei einem Preisausschreiben hatte die Zeitschrift „Revue“ 1000 Dackel als Preise verlost. Die Gewinner bekamen einen Gutschein über einen Dackel und konnten den Gutschein bei einer Züchterin in Gergweis einlösen. Der Skandal: Laut des Deutschen Teckelklubs e.V. in Duisburg lieferte die Frau die Dackel ohne anerkannten Stammbaum aus. Nur die „stolzen Stammbäume“ vom Teckelklub wären im In-und Ausland bei Ausstellungen und Prüfungen anerkannt. Die Duisburger leiteten deshalb rechtliche Schritte gegen die bayerische Züchterin ein. Welch ein Glück, dass es die Duisburger damals gab, denn so konnte eine internationaler Zwischenfall vermieden werden. Prinz Charles und Prinzessin Anne sollten jeweils mit Dackeln beschenkt werden, die ursprünglich aus Gergweis kamen. In letzter Sekunde konnte der Duisburger Teckelklub dies verhindern- man stelle sich die Peinlichkeit vor, wenn die Engländer herausbekommen hätten, dass die Dackel nur einen Pseudostammbaum besaßen! (Den Inhalt dieses Artikels habe ich nur sehr verkürzt wiedergegeben, es gab noch andere dramatische Details).

Wie ich auf der Homepage des Duisburger Teckelklubs lesen konnte
https://www.duisburgerteckelklub.de/index.php/historie ,erreichte die Mitgliederzahl 1960 den absoluten Höchststand von 148 Teckelfreunden und Dackelfreundinnen- 2020 waren es 65.

1960 wurde in Gergweis der „Internationale Dackelclub Gergweis e.V.gegründet. Sehen Sie sich spaßeshalber auch einmal diese Homepage an, zwischen beide Internetseiten „liegen Welten“. https://www.irjgv-baden.de/Hauptverband/IDG/idg.html