Elisabeth wird vermisst

Vor ein paar Tagen stellte ich Ihnen vier von sechs Büchern vor, die ich über die Feiertage gelesen hatte. Heute und morgen nun ein paar Bemerkungen zu Platz 1 und 2.

Platz 2:

Maud ist über achtzig und an Alzheimer erkrankt. Da sie noch alleine in ihrem Haus lebt, kommt täglich eine Pflegerin und ihre berufstätige Tochter Helen versucht, sich auch um ihre Mutter zu kümmern. Da Maud trotz der beiden oft alleine ist, macht sie sich viele Gedanken, die immer konfuser und für Maud unerklärlich sind. Wo ist beispielsweise ihre Freundin Elisabeth? Sie vermisst sie und meldet das bei der Polizei, aber niemand nimmt sie dort ernst. Oder hat man es ihr gesagt und sie hat es vergessen? Irgendetwas stimmt nicht und Maud hat in kurzen klaren Momenten den Sohn von Elisabeth in Verdacht, dass er etwas weiß, aber nichts sagt. Dann versinkt sie wieder in Erinnerungen an früher als sie noch ein Kind war und ihre große Schwester Surkey eines Tages spurlos verschwunden ist.

Mehr erzähle ich nicht, um Ihnen die Spannung dieses Buches nicht zu verderben.

Ich zeige Ihnen jetzt erst das Buchcover, weil sie sich vor meiner Besprechung nicht schon ein Urteil über das Buch bilden sollten.

Hätten Sie vermutet, dass es sich bei diesem Buch um die Geschichte einer an Alzheimer erkrankten alten Frau handelt?

Ich bedaure es sehr, dass ich das Buch nicht schon gelesen habe, als ich meine Mutter noch pflegte. Die Gedanken von Maud, ihre Unsicherheiten, ihre Ängste, ihre Hilflosigkeit und Verletztheit, wenn man ihr nicht mit Respekt und Verständnis begegnet werden unglaublich einfühlsam beschrieben. Die Lektüre hätte mich befähigt, mich noch besser in meine Mutter hineinzuversetzen.

Ich hoffe, dass der Verlag dieses Buch noch lange im Programm lässt und bei einer Neuauflage das Buchcover austauscht.

Morgen stelle ich Ihnen einen Autor vor, der ein wahrer Wortjongleur ist.

Glück ist nicht gleich Glück (Demenz im Alltag Nr. 3)

Bei dem monatlichen Treffen von pflegenden Angehörigen bekamen wir die Aufgabe, jeden Tag in ein kleines Buch zumindest einen Moment aufzuschreiben, in dem wir trotz aller Belastung durch die Pflege so etwas wie ein Glücksgefühl hatten oder zumindest Zufriedenheit oder Freude verspürten. Das habe ich gemacht und dabei wurde mir erstmals sehr deutlich bewusst, wieviele Möglichkeiten es gibt, sich täglich selbst ein bisschen Freude zu bereiten. Hier meine elf gefundenen „Glückskategorien“:

Glück durch

eigene Dankbarkeit für „Selbstverständliches“
liebe Mitmenschen
schöne Erinnerungen
draußen in der Natur sein
den inneren Schweinehund überwinden
etwas lernen und dann können
überraschende Geschenke
Musik hören oder ein Buch lesen
Hilfe leisten für andere Menschen oder Tiere
etwas Leckeres essen oder trinken
sich ein bisschen Zeit für ein Hobby nehmen

 

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