Alt, aber nicht zu alt

Dieses Buch fand ich im Bücherschrank auf der Kaldenhauser Liebigstraße. Da ich dieses Jahr einen 0-Geburtstag vor mir habe, war der Titel für mich so etwas wie der Wink mit dem Zaunpfahl.

In dem Buch finden sich 15 Thesen für unsere heutige Gesellschaft, wobei die Mehrzahl der Aussagen sich auf das Älterwerden bezieht, es aber auch provokante Aussagen gibt, wie z.B. zur niedrigen Geburtenrate (Autoren sehen das als sehr positiv an), Verteilung der Bildungsausgaben ( es muss mehr für die Bildung der Alten getan werden) oder Terrorismus (zu hohe Geburtenraten in Entwicklungsstaaten fördern Gewalttaten dieser Art).

Zum Thema Altwerden:

Die jetzt älter werdenden Babyboomer stehen vor einer noch nie dagewesenen Situation. Früher bestand das Leben aus Kindheit und Jugend-Erwachsensein-Altsein, wobei das Altsein Zeit ließ, sich etwas um seine Briefmarkensammlung zu kümmern bis man starb. Heute, wo alle Menschen sehr viel älter werden, ist die Zeit von 60-80 Jahren ein neues Zwischenleben, das es mit sinnvollem Zeitverbringen zu füllen gilt. Dafür gibt es noch keine wirklich guten Rezepte und so sind die Erfahrungen dieser Generation für die Zukunft äußerst wichtig.

Ehrenämter auszufüllen ist gut und schön, aber die Autoren regen beispielsweise auch an, Möglichkeiten für bezahlte Arbeit zu schaffen, die altersentsprechend sind und gibt dafür mehrere Beispiele. Die Erfahrung und die Zeit der Älteren gepaart mit der Neugierde und dem Enthusiasmus der Jüngeren wären für die Zukunft der Gesellschaft so sehr gewinnbringend.

Wenn man sich in diesem „Zwischenleben“ befindet, sollte man nicht einem schnell lächerlich wirkenden Jugendwahn verfallen und abnehmendes Verlangen nach Sex nicht mit dem Verlust von Liebe gleichsetzen. Auch muss gut überlegt sein, ob Träume, die man seit langer Zeit hegte, jetzt wirklich noch erfüllt werden müssen, selbst, wenn das Bauchgefühl eigentlich etwas Anderes sagt. Ganz wichtig deshalb: Das Loslassen von alten Vorstellungen und auch von überflüssigem Besitz. Nur so kann man offen sein für viele neue Erfahrungen in dieser Lebensphase.

Ich bejahe nicht jede Aussage dieses Buches und doch könnte ich noch so viel mehr schreiben. Aber eigentlich wäre es besser, wenn Sie das Buch selber lesen. So gibt es auch noch bemerkenswerte Gedanken über Einsamkeit und Alleinsein, das Kranksein im Alter und auch über den Tod.

Und sei es auch nur im tiefsten Inneren, so hat jeder zeitweise Angst vor dem Alter und vor dem Sterben. Wie der Untertitel des Buches andeutet, muss diese Angst nicht sein, wenn man einige Wahrheiten und bisher eher noch unkonventionelle Ideen beherzt. 

Sollten Sie das Buch lesen wollen, stören Sie sich nicht daran, dass es von 2007 ist. Es hat sich seitdem nichts an der Situation der älteren Menschen geändert. Oder doch, eigentlich schon: Die heute 60-80jährigen sind noch jünger im Geiste geworden. Die Affinität zu neuen Technologien ist gewachsen und sie fangen an, sich mehr in politischen Fragen und für die Umwelt zu engagieren. Schließlich hatte diese Generation ihre Jugend in der „Der Jute statt Plastik“ – und „Atomkraft nein danke“-Zeit.

Morgen stelle ich Ihnen die Phrasendreschmaschine vor und verbinde dies mit einem Rätsel.

 

 

Frauengalerie

Es gibt Frauen im vorgeschrittenen Alter, die ich sehr bewundere und die „Vorbildpotential“ haben. Schon in meiner Buchhandlung hatte ich eine Pinnwand mit einigen Fotos von ihnen. Jetzt habe ich in meinem Studio auch ein paar Bilder aufgestellt und gucke sie mir immer wieder gerne an.

Wer meinen Blog schon länger liest, kennt bereits die Dame ganz links. Erinnern Sie sich noch? Sie heißt Rowena Cade und hat ihr Leben dem Minack Theatre an der Küste von Cornwall gewidmet. Das Theater hat seinen Ursprung in ihrem Garten und wurde dann immer weiter in die Klippenwand gehauen.

Die drei Damen zusammen auf dem Foto sind Bäuerinnen auf den äußeren Hebriden, ihnen macht man nichts vor!

Die englischen Queen darf nicht fehlen Ihr Pflichtbewusstsein und ihr staubtrockener Humor amuse me a lot.

Unangefochten auf Platz 1 steht die Dame, die auf dem Bild neben der Queen abgebildet ist. Es ist Ilse Broszeit.

Das Foto rechts außen ist eins der ersten Fotos, die ich in schwarzweiss aufgenommen habe. Vor fast 40 Jahren analog. Es ist in Paris, und die alte Dame strahlte so viel Glück und Zufriedenheit beim Füttern der Tauben aus, dass ich sie damals schon beneidet habe.

Ja und dann ist da noch das kleine Foto mit Iris Apfel, geboren am 29.8.1921. Von neun US-Präsidenten bekam sie Aufträge, das Weiße Haus neu zu gestalten und die Räume den persönlichen Vorlieben anzupassen. Sie reiste viel und begann schon früh, in den einzelnen Ländern traditionelle Frauenkleider zu kaufen und dann auf High-Society-Partys selbst zu tragen. Iris Apfel wurde zur Stilikone und ziert heute Modejournale, hat seit 2016 eine eigene Schmuckkollektion und ist in den Sozialen Medien ein Star. Mit 97 Jahren…Ich glaube, dass sie meinen Blog-Slogan  auch unterschreiben würde. 

Das sind meine Frauen VIPs für die nächsten Jahre. Für Neuzugänge bin ich immer offen, es ist noch Platz an der Wand.

Dazu noch zwei Ergänzungen:

Es gibt inzwischen immer mehr ältere Menschen, die wie Iris Apfel Spaß an Farbe und an ungewöhnlicher Mode haben und dies auch in der Öffentlichkeit zeigen. Auf folgender Internetseite kann man sie bewundern:

https://www.advanced.style/

Und dann noch ein kleiner Buchtipp: Eine Sammlung von Kurzgeschichten, in denen es aber nicht nur im alte Frauen geht. Aber die Hauptgeschichte passt haargenau zu diesem Beitrag.

Für mich ist jetzt Wochenende. Am Montag stelle ich eine Verbindung zwischen der „Raumpatroille“ und „Babylon Berlin“ her.

 

 

 

Es waren einmal Christa und die zwei Gentlemen Michael und Yilmaz

Heute erzähle ich Ihnen eine kleine Geschichte, die sich in der Rheinhauser Bäckerei mit dem leckersten Kuchen so zugetragen hat.

Mein Mann wartete dort. Vor ihm wurde eine sehr alte kleine Frau bedient. Sie war mit ihren Einkäufen fertig. Nachfolgende Dialoge gebe ich nach Hörensagen weiter:

“Habt Ihr noch Schokolade?”
“Nein, leider nicht.”
Jammernd: “Ach ich hätte so gerne Schokolade! Ich habe heute Geburtstag und meinen nächsten Geburtstag erlebe ich bestimmt nicht mehr!”

Daraufhin ging mein Mann zum schräg vom Bäcker liegenden Büdchen:
“Habt Ihr Schokolade? So eine Milka 200 Gramm Tafel? Die Oma hat heute Geburtstag.”
“Klar, haben wir. Deine Oma?”
“Nee, beim Bäcker ist so eine alte Frau, die möchte gerne Schokolade, weil sie heute Geburtstag hat.”
“Wie heißt die Oma denn?”
“Keine Ahnung, ist ja nicht meine. Aber sie ist schon sehr alt und sehr klein.”
“Ach, das ist die Christa! Hier, nimm die Schokolade und sag ihr “Schönen Gruß von Yilmaz!”

Schön, nicht?

 

Wörter finden- Die Auflösung

Aus den Buchstaben des Wortes “Fastenzeit” habe ich folgende Wörter bilden können:

Zen, Tante, Satz, Tatze, Sitz, Nase, fies
seit, sein, fein, Stein, ein, sie, nie, stanze, Eis, fiese, fiesen, Eisen, niese, Finte, feist, Seen, Seifen,
Seife, steif, Safe, satt, Tee, See, Fee, Feen, 
Nest, Ast, nett, fett, fit, sitzen, an, Ai, Stift, 
Zeit, Nest, fest, in, Test, testen, ist, eins, stiften 
fast, fasten, Tinte, Teint, Taste, tasten, tief, Tees

Welche habe ich übersehen?

Gartenmomente

Am Mittwoch war ja der Gartentag schlechthin, natürlich fiel mir da auch das Ein oder Andere auf:

Der Moment…

wenn man den ersten Mückenstich im neuen Jahr spürt

wenn man nicht mehr 50-Liter-Säcke Erde ins Auto stemmen kann, sondern sich mit einem 30-Liter-Sack begnügen muss

wenn man im Nachbargarten das erste Handygespräch im neuen Jahr zwangsweise mithört

wenn man zum ersten Mal wieder den intensiven Duft der Zaubernuss erlebt

wenn die winterharte Gartenliege sirenenhaft lockt und man seine Herbstfaulheit jetzt abarbeiten muss

wenn man nach vollbrachtem Werk draußen in der Sonne Kaffee trinken kann

Es lebe Baba Dunja!

image Was würde ich darum geben, in  25 Jahren eine so starke Persönlichkeit wie Baba Dunja  zu sein…Sie ist über 80, als sie nach Tschernobyl in ihr Häuschen mit Garten zurückkehrt und sich um alle Warnungen nicht schert. Ihr und mit ihr noch einigen anderen Rückkehrern geht es dort gut, es wird gelacht, gestritten, geliebt, ach ja, und ein Mord geschieht auch, eben alles wie im “richtigen Leben”. Baba Dunja beklagt sich nie, hat ein großes Gerechtigkeitsgefühl und ein noch größeres Herz. Wie man heute so schön sagt: Sie ist einfach nur cool. Christine Westermann liebt dieses Buch, aber ob sie auch das Hörbuch genossen hat? Dann hätte sie bei ihrer Besprechung bestimmt noch mehr gelobt und gejubelt. Gesprochen wird es von Sophie Rois, die in diesem Jahr für dieses Hörbuch mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet wurde. Höre ich bestimmt bald noch einmal.