Tilly und McCartney

In Oberhausen finden momentan zwei sehr unterschiedliche Ausstellungen statt, die für einen Museumssonntag mit anschließendem Kaffeetrinken bestens geeignet sind.

Da wäre zuerst:

Tilly, der inzwischen weltweit bekannte Wagenbauer des Düsseldorfer Karnevals, zeigt u.a. seine Konstruktionspläne für einzelne Wagen sowie 3 D Modelle der Wagenfiguren aus verschiedenen Jahren. Hingucker sind einige Originalteile der letzten Karnevalswagen.

Wenn Sie mehr über Tilly wissen möchten, dann beachten Sie bitte auch unter „Related Posts“ den Link zu meiner Buchbesprechung.

Die Galerie im Schloss widmet sich den Bildern der Fotografin Linda McCartney. Die Beschreibung des Flyers ist schon recht ausführlich. Unter „Roadworks“ werden u.a. auch Fotos gezeigt, die sie aus fahrenden Autos gemacht hat. Diese gefielen mir besonders gut. Auffällig sind die Sun Prints, bei denen Fotopapier der Sonne ausgesetzt und noch bearbeitet wurden. Ich habe versucht, die besondere Ausdruckskraft solcher Fotos mit einem Fotobearbeitungsprogramm nachzuempfinden.

Karneval aus einem anderen Blickwinkel

Am Samstag war der 11.11….

Ich bin keine Anhängerin vom Karneval, aber ein bisschen hinter die Kulissen zu schauen, das fand ich doch interessant und so nahm ich dieses Buch aus der Bücherei mit nach Hause.

Jaques Tilly ist seit über 30 Jahren verantwortlich für den Bau der Themenwagen verantwortlich, die am Rosenmontag durch Düsseldorf ziehen. Als junger Mann half er zuerst nur beim Wagenbau mit, merkte dann aber nach seinem Studium für Kommunikationsdesign, dass das Entwerfen der Wagen sein Berufung ist. 

Mit seinen Wagen hat er schon für sehr viel Aufsehen und auch Aufregung gesorgt, da besonders in den ersten Jahren sein Vorgesetzter ihm ermunterte, bis zur Schmerzgrenze frech zu sein und mit den Wagen in offene politische Wunden den Finger zu legen. Anfänglich wurden die Wagen noch vor Rosenmontag der Öffentlichkeit vorgestellt und es kam zu diversen gerichtlichen Verboten. Danach entschloss man sich, um die Wagen ein großes Geheimnis zu machen und sie erst kurz vor dem Zug zu enthüllen. Es gab Wagen, die es durch ihre Kritik geschafft haben, dass politische Entscheidungen wieder zurück genommen wurden. Über 500 Mal berichtete man in ausländischen Medien rund um die Welt über einzelne Wagen und man nahm sie zum Anlass, auf Missstände hinzuweisen.

Das Buch bietet viel, so z.B. auch eine kleine Geschichte über die Entstehung des Karnevals, diverse Histörchen zum Verhältnis mit dem Kölner Karneval, der viel “braver” ist und einen Einblick, wie der Entstehungsprozess eines Wagens verläuft. Man mag es kaum glauben, wie oft fertige Wagen kurz vor Toresschluss entsorgt wurden, weil die politische Lage sich plötzlich geändert hat oder man Wagen noch am Karnevalssonntag umgestalten musste.

Schließlich sind es die 70 Farbfotos von spektakulären Wagen der letzten 15 Jahre, die das Buch zu etwas Besonderem machen. Man schmunzelt oft und bekommt beim Betrachten en passant eine Rückblende zu den Themen, über die wir uns in den letzten Jahren aufgeregt oder auch beunruhigt haben. Hier kann man sich einige Wagen ansehen:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Jacques_Tilly

Das Buch ist inzwischen wieder in der Bücherei, aber es kommt auf meine Wunschliste für den nächsten Geburtstag. Und wer weiß, wo ich 2018 am Rosenmontag bin…