Bald kommen sie wieder zurück

Im letzten Herbst erzählte ich Ihnen von einem Ausflug zu den Kranich-Rastplätzen in der Umgebung von Diepholz. Mich hat dieser Besuch sehr beeindruckt und ich wollte mehr über Kraniche wissen. In der Stadtbücherei fand ich dieses Buch:

Kraniche leben, abgesehen von der Antarktis und Südamerika, überall auf der Welt. Der Autor Christopher Schmidt hat die Welt bereist und lernte dabei alle 15 Kranicharten kennen und beobachtete sie ausgiebig. Aber anstatt zu fotografieren, brachte er Aquarellbilder von seinen Reisen mit und diese ergänzen seine Texte in diesem Buch auf ganz bezaubernde Weise.

Im ersten Teil des Buches wird Allgemeinwissen über Kraniche vermittelt, wie z.B. Körperbau, Federkleid, Nahrungsaufnahme, Flugverhalten, Paarung, Brutzeit und Aufzucht des Nachwuchses. Auch geht er hier schon auf die allgemeine Bedrohung des Aussterbens der Kraniche ein, wie beispielsweise durch die immer geringer werdende Anzahl von geeigneten Brutplätzen oder dem Wegfall von Nahrungsangeboten. Abgerundet wird der erste Teil durch einen kleinen Ausflug in die Mythologie der Kraniche. Über diese Vögel gibt es unzählige Legenden, Märchen und Überlieferungen, die ein eigenes Buch füllen könnten.

Teil 2 des Buches stellt die fünfzehn Kranicharten im Einzelnen vor. Man erkennt schnell: Kranich ist nicht gleich Kranich. Im Aussehen gibt es Unterscheidungen, die eine Art liebt das Feuchte, die andere lebt in der Steppe. Eine fliegt am liebsten gar nicht, die andere schafft locker mehrere tausend Kilometer an Distanz, Jungfernkraniche fliegen bis in zu 8000 m Höhe, wenn sie den Himalaya überqueren. Bei jeder Kranichart geht der Autor noch einmal detailliert auf die Gefährdung dieser Art ein. Er nennt weitere Gründe, zeigt aber auch auf, welche Gegenmaßnahmen in den letzten Jahren eingeleitet wurden, um das Aussterben aufzuhalten.

Bei Lesen des dritten Teils ist mir das Herz aufgegangen. Christopher Schmidt lebt an der Ostsee in der Nähe von Brutplätzen einiger Graukraniche. Er beschreibt seine Beobachtungen während eines Jahres so liebevoll und man spürt, wie sehr Schmidt der Natur verbunden ist. Er kennt sich auch bei anderen Vogelarten sehr gut aus, weiß Pflanzen und Schmetterlinge zu bestimmen.
Das Lesen und Verweilen in diesem Buch ist genau das Richtige bei winterlichem Schmuddelwetterblues oder wenn man in die Schönheit und die Geheimnisse der Natur versinken möchte.

Kraniche-Besuch bei Vögeln (1)

Letzte Woche fuhren wir nach Diepholz nördlich von Osnabrück. In der Umgebung der Kreisstadt gibt es noch kleine Stellen von altem intakte Moor, bzw. bemüht man sich seit einigen Jahren, neue Moorwiesen zu gestalten. Der Grund sind Kraniche, die dieses Gebiet als Schlafplätze erwählt haben. Tagsüber finden sie auf den umliegenden Feldern Nahrung und können sich Reserven für den langen Flug anfuttern. Diese Gegend ist inzwischen bei den Kranichen so beliebt, dass in Hochzeiten bis zu 80000 Vögel dort eine Pause einlegen. Für alle, die einmal Kraniche beobachten möchten, also eine erfolgsversprechende Stelle.
Im Internet gibt es mehrere Seiten, mit denen man sich auf einen Besuch bei den Kranichen vorbereiten kann. Mir gefiel diese am besten:

https://www.naturpark-duemmer.de/juwelen-im-naturpark/kraniche/beobachtungspunkte-fuer-kraniche.html

Es gibt dort eine Karte, auf der man sich einen Überblick der Beobachtungsplätze verschaffen kann. Die einzelnen Plätze werden beschrieben, jeder hat andere Voraussetzungen.

(Mal liegen sie näher an den Feldern, mal direkt unter einer Einflugschneise in das Moorgebiet, das bei den Schlafplätzen nicht betreten werden darf).

Ich wählte nahe von Rehden den Aussichtsturm in Hemsloh, Moordamm Nr. 10.

Obwohl wir an einem Wochentag da waren, gab es viele Besucher. (Was ist dort an den Wochenenden los?) Wir waren um 16.30 Uhr da, der Sonnenuntergang war für 18.17 Uhr angekündigt. Fast alle tummelten sich um oder auf dem Turm mit Blickrichtung zum Moor. Da wir noch etwas Zeit hatten, der Einflug der Kraniche sollte ca. 1 1/2 Stunden vor Sonnenuntergang beginnen, machten wir noch einen kleinen Spaziergang weg vom Turm, Richtung Felder. Die beste Entscheidung des Tages!

Schon bald entdeckten wir die ersten Kraniche auf einem Feld. Die anderen Vogelbeobachter, die wir am Parkplatz gesehen hatten, waren Profis mit 500 mm und mehr Zoomobjektiven. Damit konnte ich nicht dienen, mein Zoom war nur 200 mm stark. Wir hatten aber auch noch ein Fernglas dabei und damit sahen wir die Kraniche „hautnah“. Porträtfotos waren nicht möglich, da Kraniche sehr geräuschempfindlich sind und man einen gewissen Abstand einhalten sollte, damit sie nicht wegfliegen.

Ja und dann hörten wir sie am Himmel…Erst einige, dann wurden es immer mehr, ein Spektakel, das bei mir Gänsehaut erzeugte.

Da wir alleine am Feldrand standen, war um uns herum Ruhe, sodass wir schon früh hörten, aus welcher Richtung eine neue Kranichgruppe angeflogen kam. Nicht immer verständigten sie sich durch Rufe und man hörte in der Stille manchmal nur die Flügelschläge.

Wir konnten uns nur schwer von unserem Platz trennen und erst als es schon dämmerte, gingen wir zu unserem Auto zurück. Was für ein Erlebnis!

Noch bis ca. Mitte November können an dieser Stelle Kraniche beobachtet werden. Im Frühjahr machen die Vögel dann auf ihrem Rückflug hier wieder eine Pause, allerdings sind es dann nicht so viele Vögel.

Tipp 1: Sollten Sie auch einen Kranichausflug planen und diese Beobachtungsstelle wählen, parken Sie ihr Auto auf dem Parkplatz, gehen dann aber bis zu der Ecke Graben Am Bruchholz/ Moordamm und biegen dann rechts ab. Hier war unser Standpunkt. Möchten Sie beim Turm bleiben, vergessen sie nicht das Mückenspray- man merkt die Nähe des Moors.

Tipp 2: Da wir merkten, dass wir viel zu früh ankommen würden, machten wir eine Mittagspause in der Kurstadt Bad Rothenfelde. Hier gibt es diverse Restaurants und nach dem Essen machten wir noch einen kleinen Rundgang im Kurpark. Bei den Kuren liegt der Schwerpunkt auf Lungenkrankheiten und so stehen hier zwei Salinen. In der neueren kann man innen etwas entlanglaufen und die gute Luft einatmen. Am Ende liegt ein Nebelraum mit noch besserer Luft, in dem man 15 Minuten sitzen und bewusst atmen kann.

Teil 2 zum Thema Vögel beobachten kommt in Kürze. Dann geht es um Eulen und Greifvögel.