Von Liegehäuschen, Bügelbahn und Krautkocherei

Wenn man in unserer Region am Montag etwas besichtigen möchte, ist die Auswahl nicht allzu groß, denn viele Museen oder Ausflugsziele sind geschlossen. Nicht so das Openluchtmuseum in der Nähe von Arnheim. In diesem Freilichtmuseum kann man den ganzen Tag verbringen und staunen, lernen, flanieren oder sich verwöhnen lassen.

Auf dem großzügigen Gelände werden historische Häuser und Ausstellungsstücke zu verschiedenen Themen gezeigt. Der Clou: Man kann à la Hop-in/ Hop-off in eine fast 100 jährige Straßenbahn steigen und sich von Haltestelle zu Haltestelle fahren lassen. Der vielleicht schönste Teil der Anlage ist der eines alten Dorfangers.

Fotocollage: Auf dem Gelände sind verschiedene Windmühlen verteilt und man lernt einiges über ihre verschiedenen Funktionen. Oben rechts eine kleine Werft.

Fotocollage: Alte Bauernhäuser sind teilweise sehr schön eingerichtet.

Interessant war auch der Gartenbereich mit einem sehr großen Kräutergarten, farbenprächtig waren mehrere Plätze mit schönen Beeten.

Der Kräutergarten ist sehr umfangreich, zum ersten Mal sah ich eine Indigopflanze, aus der man früher blauen Farbstoff herstellte. Oben links: Die Kapuzinerkresse hatte „freie Bahn“.

Eingerichtete Arbeiterhäuser, eine Milchfabrik, Handwerksbetriebe oder eine Krankenstation vom Beginn der 20. Jahrhunderts boten viel Anschauliches und ich machte Bekanntschaft mit mir unbekannten Einrichtungen.

Kinder waren nicht nur von dem großen Spielplatz begeistert, denn es gab noch ein besonderes Kinderdorf mit Unterhaltungsmöglichkeiten und Workshopangebote.
Verhungern musste man nicht, an mehreren Plätzen fanden sich Imbisse oder Restaurants. Da das Freilichtmuseum auch eine eigene Brauerei besitzt, konnte man auch eine kleine Bierverkostung bestellen.

Wir beobachteten mehrere Gruppen, die speziell auf Fotopirsch waren oder Maler, die sich von den vielfältigen Motiven inspirieren ließen.

Trotz vollem Parkplatz und mehreren Reisegruppen hatte man nicht den Eindruck, dass es im Park überlaufen war.
Arnheim ist bekannt für seinen „Burger Zoo“, das Freilichtmuseum liegt ganz in der Nähe.

Urlaub im Blauen Land

Bei unserem Besuch der Ausstellung mit japanischen Holzschnitten in München übernachteten wir nicht vor Ort, sondern suchten uns südlich von München eine Bleibe im Blauen Land, der größte Ort ist Murnau. Der Name der Voralpenregion geht auf den Künstler Franz Marc zurück, der sich für die bläulichen Lichtstimmungen in den Bergen rund um den Staffel- und Kochelsee begeisterte. Auch andere Künstler waren angetan und so kaufte Gabriele Münter in Murnau ein Haus und wohnte dort lange Zeit. Wassily Kandinsky lebt dort mit ihr eine Weile und weitere Künstlerfreunde verbrachten hier einen oder mehrere Sommer.

Wir sind eingeschworene Meerliebhaber, mussten aber nach vier Tagen zugeben, dass diese Ecke Deutschlands auch viele Reize hat. Hier ein paar Landschaftsimpressionen rund um Murnau.

Oben links das Murnauer Moor im Vordergrund, dahinter u.a. die Zugspitze. Rechts daneben ein Blick vom Balkon der Ferienwohnung. Links unten die Loisach, in der wir mehrere Fliegenfischer sahen. In der Mitte eine typische kleine Kirche, unten der Staffelsee.

Murnau bietet für Wanderer, Radfahrer, Angler und Naturbeobachter eine große Anzahl an Aktivitäten an, da das Städtchen neben den Bergen auch noch mit dem Murnauer Moor aufwartet. Die Innenstadt ist übersichtlich, verfügt aber über eine Reihe von ausgefallenen kleinen Geschäften, so dass sogar Münchener für „altmodische“ Beratung und ausgefallene Produkte gerne nach Murnau fahren.

Wir bummelten auch ein bisschen und sahen uns das Wohnhaus von Gabriele Münter sowie das Murnauer Schloss an.

Oben rechts das Haus von Gabriele Münter, daneben der Garten. Unten rechts die Esszimmerecke, links daneben ein typisches Hinterglasbild. Neben der Malerei wurde diese Kunstform von der Künstlerin sehr geschätzt.
Das Murnauer Schloss beherbergt eine schöne Kunstsammlung. Hier finden sich Werke von den o.g. Künstlern und ihren Freunden und auch hier hat die Hintergalsmalerei einen besonderen Stellenwert. Links unten ein Hinterglasbild von Gerhard Richter, das in einer Sonderausstellung zu sehen war. Ich fand die Leuchtkraft der Bilder faszinierend und werde dies auch mal ausprobieren.

An einem Tag fuhren wir mit der Seilbahn auf den Laber und genossen die Aussicht. Wunderschöne Blumenwiesen hatte ich nicht erwartet- ich war entzückt!

Nicht weit entfernt liegt Oberammergau. Es ist kein Festspieljahr, aber die „Lüftl“ Malerei an den Häusern

Die Fassaden vieler Oberammergauer Häuser sind mit religiösen oder bäuerlichen Szenen geschmückt.

und die vielen Geschäfte mit außergewöhnlichen Schnitzereien wollten wir uns ansehen. Erwartet hatten wir eine mit Bussen japanischer und amerikanischer Touristen überfüllte Stadt, aber rund um die Kirche St. Peter und Paul empfing uns völlige Ruhe, die fast schon unheimlich war. Keine Touristen, nur ganz wenige Menschen auf der Straße.

Die Kirche war geschlossen, aber auf dem Friedhof finden sich eine Reihe von kunsthandwerklich schönen Kreuzen.

Irgendwann hörten wir einen Lautsprecher und folgten der Stimme. Schließlich kamen wir am Marktplatz von Oberammergau an., dem eigentlichen Zentrum der Stadt. Für einen Hauptsaisonmonat war es moderat belebt. Zwischen diversen Geschäften, die Holzschnitzereien anboten (in einem bekam ich mit, wie ein amerikanisches Ehepaar großzügig Geld ausgab, die Fläche vor der Kasse war bereits von diversen Figuren bevölkert- endlich war mein Vorurteil bestätigt!) entdeckte ich ein Geschäft mit einem „Tim und Struppi“ Equipment- als großer Fan war das meine wahre Oberammergauüberraschung.

“Jetzt sind wir schon mal in dieser Gegend“….Mein Mann wollte einmal im Leben ein König Ludwig Schloss sehen. So fuhren wir zu Schloß Linderhof. Ah, hier waren die Busse, die ich in Oberammergau vermisst hatte. Als Kind besuchte ich mit meinen Großeltern zum ersten Mal das Schloss und damals konnte man sich alle Räume ohne Führung in Ruhe ansehen. Ich liebte es ! Sechzig Jahre später ist das Schloss teilweise gesperrt und man wird in einer großen geführten Gruppe ca. 20 Minuten durch einige Räume gejagt. Und weil das berühmte Kloster Ettal in der Nähe lag, legten wir dort noch eine Kaffeepause ein. Auch wuselig.

Links Teilansichten von Kloster Ettal außen und innen, rechts Linderhof mit Garten

Die Auswahl an interessanten Orten rund um Murnau ist groß und unser letztes Ziel war das Freilichtmuseum Glentleiten.
Hier ein Auszug von der Internetseite „Bezirk Oberbayern“:

Das Freilichtmuseum Glentleiten ermöglicht einen umfassenden Einblick in den ländlichen Alltag der Menschen Oberbayerns, in ihre Baukultur und Arbeitswelt vor 50, 100 und 200 Jahren. Fast 70 original erhaltene Gebäude samt ihrer Einrichtungen wurden von ihrem ursprünglichen Standort ins Freilichtmuseum versetzt. Sie sind eingebettet in eine weitläufige, nach historischen Vorbildern gepflegte Kulturlandschaft mit Gärten, Wälder und Weiden. Auf diesen grasen zum Teil vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen wie Murnau-Werdenfelser Rinder oder Brillen- und Steinschafe. Täglich wechselnde Handwerksvorführungen demonstrieren alte oft längst vergessene Techniken. So ist beispielsweise eine Wetzsteinmühle in Betrieb und eine Spinnerin verdrillt in einer Stube Wolle zu Fäden.

Oben: Zwei der geretteten alten Bauernhöfe, unten eine Wohn-und Schlafkammer, rechts ein Handwerksbetrieb. Wir verbrachten hier einen halben Tag, aber das hat nicht gereicht.

Zurück nach Duisburg fuhren wir anfangs auf Landstraßen durch den Pfaffenwinkel und das Allgäu. Kommen auf unsere Urlaubszielliste…