1998 wurde der Nordirlandkonflikt („The Troubles“) beendet und das friedliche Zusammenleben zwischen katholischen und evangelischen Gläubigen/ Befürwortern der Vereinigung Irlands und Anhängern des englischen Königshauses im Karfreitagsabkommen von Belfast besiegelt und festgelegt.
Etwa 3400 Menschen wurden in der Zeit von 1969 bis 1998 getötet und über 30000 Menschen verletzt. In Belfast erinnern in den Vierteln Ballymurphy und Shankill, die damaligen Zentren der Auseinandersetzungen, Wandbilder, sogenannte „Murals“, an diese Zeit. Diese Murals findet man an Häusern und an einer langen Mauer, die damals die katholische Bombay Street von dem evangelischen Cupar Way trennte.
Bobby Sands (links oben) ist einer der irischen Helden. 1977 kam er wegen Waffenbesitz ins Gefängnis. Wegen ungleicher Behandlung traten er und seine Mitgefangenen 1981 in den Hungerstreik. In dieser Zeit wurden Wahlen abgehalten. Bobby Sands ließ sich aufstellen und gewann. Aber er konnte nicht mehr nach London ins Parlament, da er nach 66 Tagen Hungerstreik starb. Das Wandgemälde sieht man am Hauptquartier der irischen Partei Sinn-Féin.
Die Murals sind eine der Hauptattraktionen der Touristen. In den letzten Jahren sind andere Themen hinzugekommen, wobei Pro-Palästina-Bilder einen Schwerpunkt bilden.
Die sogenannte Friedensmauer ist 14 Meter hoch und 21 Kilometer lang. Heute verewigen sich dort Graffitikünstler oder Touristen. In den Straßen finden sich auch frühere Straßenkontrollpunkte, deren Tore , die sogenannten Peace Gates, heute noch abends geschlossen werden. An mehreren Stellen gibt es zudem besondere Gedenkstätten.
„Black Taxis“ fahren Touristen durch die Straßen und die Fahrer erzählen detailreich von dieser Zeit. Zeigen auch Einschusslöcher, singen zwischendurch ein irisches Lied oder erzählen stolz, dass sie Bobby Sands persönlich gekannt haben. Uns war die Fahrt mit einem Black Taxi ( 2 Stunden ca. 180 Euro) zu teuer, jedoch hörten wir an einigen Stellen mit, die Organe der Fahrer waren kräftig.
Diese Viertel kamen mir persönlich etwas unwirklich vor. Für mich ist es ein bisschen vergleichbar mit den heutigen Straßen rund um die Berliner Mauer. Man liest als Tourist die Schilder, sieht Fotos und Mauerreste und nimmt die abgeschlossene Geschichte zur Kenntnis.
Aber ist auch in Nordirland die Geschichte abgeschlossen? Wir bekamen Zweifel, als wir die Bindestrich-Stadt besuchten. Davon mehr im nächsten Beitrag.
Wir fuhren an einem Samstag zum ersten Mal nach Belfast. Als wir in der Innenstadt ankamen, erwartete uns Partystimmung. Unser erstes Ziel war der St. George Market, eine Markthalle aus dem 18. Jahrhundert, die in ganz Großbritannien zur schönsten Markthalle gewählt wurde.
Geöffnet von Freitag bis Sonntag, bietet dieser Markt nicht nur Lebensmittel an, sondern man findet auch Stände mit Kunsthandwerk, besonderer Kleidung oder Büchern. Es gibt Ecken mit Bistrocafés und der Einkaufsbummel wird mit uriger irischer Livemusik begleitet. Nach Manchester hatte ich hier zum zweiten Mal den Eindruck, dass die Luft in der Halle einen ganz eigenen- angenehmen- Duft hatte.
St. George Market liegt nicht weit weg vom Belfaster Rathaus. Vor ihm fand ein Volksfest statt und in benachbarten Pubs war mittags auch schon „viel Stimmung“.
Das Rathaus überraschte uns innen mit viel Pomp, schönen und aktuellen Glasfenstern und einer übersichtlichen Ausstellung zur Geschichte Nordirlands.
Links unten: Ein Glasfenster zum Thema Queerness- ich kann mir das in keinem deutschen Rathaus vorstellen. Auf dem rechten Fenster ist unten zu lesen: Nicht als Katholik oder Protestant, nicht als Nationalist oder Königstreuer, aber als Belfaster Arbeiter stehen wir zusammen.
Der zweite Teil unserer Besichtigung führte uns in das Universitätsviertel von Belfast.
Die Queen‘s University, die ihren Lehrbetrieb 1845 aufnahm. Man kann den Campus und einige Gebäude besuchen, wenn nicht, wie bei uns , eine interne Veranstaltung stattfindet.
Nebenan befinden sich auch der Botanische Garten und das Ulster-Museum.
Das Gewächshaus und der Rosengarten sind die beiden größten Attraktionen des botanischen Gartens.
Auch beim Ulster Museum konnte sich Belfast über eine Auszeichnung freuen. Nicht wegen des äußeren Erscheinungsbildes…Der erste Bau aus dem 19. Jahrhundert wurde in den 70er Jahren und Anfang 2000 erweitert. Die neuen Teile im Baustil „Brutalismus“ ernteten viel Kritik. Aber die Dauerausstellung des Museums gilt als eine der besten in Großbritannien.
In der Kunstabteilung werden vorwiegend Werke von nordirischen Künstlern gezeigt und man sah schöne Stimmungsbilder aus vergangenen und heutigen Zeiten.
Fotocollage: Oben links: Der Pastor verlässt die Insel, darunter zwei typische Landschaftsbilder. Daneben oben ein Landsmann, gemalt 1928, darunter ein Selbstporträt von William Butler Yeats, dem wohl bekanntesten irischen Lyrikers, der 1923 den Nobelpreis für Literatur bekam. Hier eins seiner beliebtesten Gedichte:
Wenn du alt bist
Wenn du alt bist, grau und müde, Und schläfrig am Kamin sitzt, Nimm dieses Buch heraus und lies, Und erinnerst dich an die sanften Augen, Und an ihren Schatten, tief im Wald, Wie viele sie liebten, mit ihrem flüchtigen Charme, Einen Liebhaber, der ihre Schönheit liebte, Und er liebte sie aus keinem anderen Grund. Aber einer, der sich jetzt vor dir verbirgt, Unter einem Berg von Sternen.
In dem Museum gibt es auch eine tolle Keramikabteilung und bei den Themen Natur, Technik und Geschichte werden den Besuchern neue Sichtweisen präsentiert.
Fotocollage links: Das Thema Keramik und Glas, rechts das Thema Natur. Hier widmet sich das Museum ausschließlich ausgestorbenen Tieren und dem Aufzeigen, wie schlecht oder auch gut es heute Tieren auf der Erde geht. Unten rechts ein Beispiel: Man sieht eine Gruppe der „Great Awk“, die zu den Pinguinen gehörte und Mitte des 19. Jahrhunderts ausgerottet wurden.
Die größten Einkaufsstraßen befinden sich in der Nähe des Rathauses und zeichneten sich nicht durch Einfallsreichtum in Gestaltung oder Auswahl der Geschäfte aus. So machten wir noch einen kleinen Abstecher in die Linen Hall Library.
Diese Bibliothek wurde 1788 gegründet und ist heute dafür bekannt, dass sie die letzte Leihbibliothek Nordirlands ist. Daneben besitzt sie 350000 Poster und andere Dokumente aus dem Nordirlandkonflikt, den sogenannten „Troubles“, die sie in Wechselausstellungen zeigt. (Unten links).
Mit den „Troubles“ werden ich mich im nächsten nordirischen Beitrag beschäftigen. Erst einmal gibt es diese Woche aber noch einen Tipp für einen Ausflug.
Cookie-Zustimmung verwalten
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.