Wieso ist er noch ein Geheimtipp?

Momentan findet wieder das Klavier-Festival Ruhr statt. Hier geben sich die Stars der Pianistenszene ein Stelldichein und füllen große Säale. Dazu gehören dieses Jahr beispielsweise Argerich, Levit, Sokolov. Warum gehört Marc-André Hamelin bei den Besuchern des Festivals nicht dazu?

Wir besuchten sein Konzert in der überschaubaren Herner Kulturhalle, die nicht ausverkauft war. Hamelin spielte im ersten Teil des Konzerts die Sonate in es-Moll von Paul Dukas (1865-1935). Besonders der vierte Teil der Sonate gilt als unspielbar und ist bisher kaum live aufgeführt worden. Für Hamelin kein Problem, unmittelbar nach dem letzten Ton applaudierten die Zuhörer frenetisch.
Nach der Pause widmete Hamelin sich zuerst entspannten Barcarolles und Nocturnes von Gabriel Fauré, danach stellte er seine eigene Komposition „Suite à l‘ancienne“ vor, bei der sein Können erneut zu begeistertem Applaus führte.
Im Anschluss des Konzerts wurde Hamelin mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Was das bedeutet, versinnbildlicht diese Broschüre.

Ca. 160 Musikjournalisten stellen monatlich eine Bestenliste der neu erschienenen CDs zusammen, 2022 wurden so 112 Veröffentlichungen aus allen Sparten (nicht nur musikalischen, Hörbücher sind auch dabei) aufgelistet. Es wird ein Monatspreis vergeben und schließlich der Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik.
Auf Marc-André Hamelin zurückzukommen: Er war mehrmals Monats- und Jahrespreisträger, insgesamt schon zwanzig Mal! Dieses Jahr erhielt er den Preis für seine Einspielung der kompletten Ragtimekompositionen von William Bolcom.
Hamelin beschäftigt sich seit Beginn seiner Karriere in den 80er Jahren immer wieder mit Werken von eher unbekannteren Komponisten und hat über 40 CDs veröffentlicht. So macht er diese Musik einem größeren Publikum zugänglich und das bringt ihn schon viel Sympathien bei den Juroren ein. Aber er hat auch Klassiker wie Stücke von Beethoven oder Liszt eingespielt und hier überzeugte er die Kritiker mit seiner Virtuosität.
Als ich Hamelin beim Spielen zusah, konnte ich es kaum glauben, wie federleicht er die Tasten berührt und dabei ein so kontrastreiche Musik präsentiert. Er knüpfte wunderbare Klangteppiche.

Autor: linda

Wohne in Duisburg.

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