Was ein unbändiger Wille erreichen kann

Arkadia Fink, auch Moll genannt, ist ein dreizehnjähriges Mädchen, deren Mutter vor einiger Zeit verschwunden ist. Während ihr Vater sehr darunter leidet und kaum noch als Schreiner arbeitet, hat Moll einen Plan, wie sie ihre Mutter zum Zurückkehren bewegen kann. Die Mutter ist Komponistin und hat ihre schöne Stimme ihrer Tochter vererbt. Moll setzt nun alles daran, Mitglied des berühmten Knabenchors in ihrer Nachbarschaft zu werden. Ein Mädchen in einem Knabenchor? Moll schafft das nicht Vorstellbare zusammen mit ihrer Lehrerin Eleonore, der Tochter des Chorleiters. Sie drillt Moll und das Mädchen lernt, dass es für einen Chor nicht reicht, nur eine schöne Stimme zu haben. Sie muss üben, üben, üben. Darüber hinaus erwartet man von Moll ein knabenähnliches Aussehen und absolute Unauffälligkeit. Bei einer Aufführung jedoch reißt Moll aus diesem Schema aus und singt fulminant die Arie der Königin der Nacht von Mozart. Das Publikum und der Chorleiter stehen Kopf und Moll darf mit nach Berlin zu einem Auftritt in der Philharmonie.



Moll ist sich sicher, dass ihre Mutter sie in Berlin sehen wird, schließlich hat sie ihrer Tochter zwischendurch immer wieder Kompositionen zugeschickt und verfolgt Molls Leben. Doch dann kehren ganz langsam Molls Erinnerungen zurück und am Ende ist die Mitgliedschaft im Knabenchor nur noch eine Episode in Molls Leben.

Dieses Buch hat gute Chancen, im Herbst als das Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen gewählt zu werden und einen Preis zu gewinnen. Es ist ein Hohelied auf die Musik und fasziniert durch die rotzfrechen Szenen, in denen sich Moll durchsetzt und bewegt in den traurigen Momenten, die Moll und ihr Vater durchleben.

Ein Buch über das Singen

In der großen Familie der Autorin wurde und wird immer gesungen. Ob man wandert, feiert, Küchenarbeit verrichtet, im Garten sich beschäftigt, das Singen gehört dazu. Trifft sich die Großfamilie zu einem gemeinsamen Fest, werden Standes-und Altersunterschiede beim Singen aufgehoben. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass Katharina Hagena sich das Singen als Buchthema vornimmt.
Jedes Kapitel leitet sie mit einem Gedicht ein, das Bezug nimmt auf eine Facette des Singens. Das fand ich beim Lesen als Einstimmung sehr schön. Die Gedichte stammen von Autoren aus früheren Jahrhunderten, aber auch moderne Gedichte sind dabei.

Die Welt des Singens ist eine ganz große. Die Geschichte des Singens, das Singen der Vögel, die verschiedenen Singstimmen, unterschiedliche Arten der Lieder, wann, wie und warum wird überhaupt gesungen, wen hat die Mundorgel in der Kindheit begleitet, welche Auswirkungen hat das Singen auf unsere Gesundheit- auf 223 Seiten schreibt die Autorin mit viel Herzblut. Das Lieblingsthema ist dabei das Thema „Frauen und Singen“. Ob es die Sirenen oder die Nymphen sind oder die Geschichte der Lorelei, Hagena weiß interessant zu erzählen.
Ein großes Anliegen ist es für sie, mit ihrem Buch Anstöße zu geben, dass das gemeinsame Singen in der Gesellschaft wieder mehr Anerkennung gewinnt, denn es täte uns allen gut.
Bei mir führte es dazu, mir in der Bücherei ein Buch der Kinderlieder auszuleihen, um endlich mal die zweite, dritte, vierte Strophe von „Eine Seefahrt, die ist lustig“, „Lorelei“ oder „ O Tannenbaum“ kennenzulernen oder aufzufrischen und im stillen Kämmerlein kraftvoll zu schmettern.

Einen Tango im Schwimmbad

…und dann bin ich in der Umkleidekabine und nebenan sind mal wieder eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter. (Midi-Schwimmkurs, ca. 6 Jahre alt). Ja und welches Lied aus dem Jahr 1961 schmettert die Kleine (die ersten vier Zeilen textsicher !) in der Kabine?

Solche Momente liebe ich! Die Mutter fragte übrigens nicht nach, woher ihre Tochter das Lied kennt, also scheint es zum Musikgut der jungen Familie zu gehören. Das finde ich wiederum interessant.