Am Sonntag besuchte ich die Premiere der Oper „Guilo Cesare in Egitto“ von Friedrich Händel im Duisburger Stadttheater. Diese Oper wurde zum ersten Mal 1724 aufgeführt und wurde seitdem in Deutschland und in viele anderen Staaten zigfach gezeigt.
Ich hatte zuvor das Libretto gelesen, um mich ganz auf die Musik konzentrieren zu können, da die Oper für ihre schönen Arien bekannt ist.
Der Vorhang ging auf und es präsentierte sich ein Bühnenbild aus Stahlkonstruktionen mit Blümchen, an einem Rohr hing das Schild „Nil“, wohl, damit auch wirklich alle verstanden, dass man sich in Ägypten befand. Mich erinnerte die Szenerie an ein Ferienresort mit Tennisplatz, Golfanlage oder Bar. In dieser Umgebung erklang nun barocke Musik und das passte für mich nicht zusammen.

Die Oper wurde von der jungen Michaela Dicu inszeniert und sie hatte die Idee, dass Cäsar dieses Mal von einer Frau dargestellt werden sollte, Cleopatra hingegen war ein Mann mit einer Sopranstimme. Der böse Bruder Cleopatras, Tolomeo, war omnisexuell und war permanent bereit, jede Person zu vernaschen, der ihm zu nahe kam.
Ich versuchte, mich auf dieses Experiment einzulassen und merkte, wie schwer es mir mit meinen eigenen Gedankenmustern fiel, da alle Protagonisten durch ihre Bewegungen, Handlungen, Gesänge und Kostüme immer wieder widersprüchliche Signale aussandten. Irgendwann gab ich auf, mir ein klares Bild von den einzelnen Rollen machen zu wollen und sah „nur noch“ Menschen, die wunderbar sangen,
Was ich mir gewünscht hätte, wäre eine z.T. bessere schauspielerische Leistung. Der Cornelia konnte ich ihre Trauer über ihren verstorbenen Mann nicht abnehmen und auch Curios Liebe zu ihr hätte etwas klarer dargestellt werden können. Da freute ich mich dann, wenn Maximiliano Danta als Sesto oder Tobias Hechler als Tolomeo auftraten, die nicht nur mit Herzblut sangen, sondern ihre Rollen auch spielten.
Diese Operninszenierung hat mich von allen bisher besuchten Opern am meisten herausgefordert und das sehe rechne ich ihr positiv an. Die musikalischen Darbietungen waren ein Genuss. Nichtsdestotrotz bin ich eine Anhängerin der Idee, dass alte Lieder (oder Theaterstücke) Botschaften über die Zeit hinweg in die Zukunft tragen- warum muss man diese Botschaften verändern?
Wer sich einen kurzen Trailer zu dieser Aufführung ansehen möchte: https://youtu.be/i7Vs-Do7o1M?si=j3KpcAo5x5hY7Op_