Das Mussbuch für Bergsteiger und humorvolle Liebhaber der Meeres

Ich finde hohe Berge aus angemessener Entfernung schön, rücken sie mir zu nah, wird es mir zu eng. Auf einen Berg hochzugehen, auf diese Idee käme ich nicht, erst recht nicht, auf einen Berg zu klettern. Als ich aber das Zitat von Bill Bryson unten auf dem Buch gelesen habe, da dachte ich mir: „Linda, sei offen für Neues, lies einen Roman über das Bergsteigen!“ (Bill Brysons Bücher habe ich in den letzten Jahren immer mit großem Vergnügen gelesen, sein Humor ist auch mein Humor).

Ich habe es nicht bereut.

Das Buch ist eine famose Satire auf die opulenten Expeditionen ins Himalayagebirge während der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Der Leiter der Expedition heißt Binder. Sein Team besteht aus einem Transportspezialisten, einem Arzt, einem Experten fürs Wegefinden und Funken, einem Linguisten, einem Wissenschaftler, dem Fotografen. Klingt nach einer vernünftigen Zusammenstellung, oder? Was schief gehen kann, geht auf dieser Expedition schief. Der Transportchef verspürt immer eine Trägheit, die es nur selten zulässt, einen Finger zu rühren. Der Arzt leidet permanent unter obskuren Krankheiten, wie z.B. den Bayern-Masern. Nicht besser sieht es mit dem Pfadfinder aus, der sich gerne verläuft oder dem Fotografen, dessen „Lieblingsbeschäftigung“ es ist, aus Gletscherspalten gerettet zu werden. Wissenschaftliche Ergebnisse bleiben auch dürftig, denn es kommt immer die Zahl 153 heraus. Ja und dann ist da noch der Linguist, der zwischen den Europäern und den Einheimischen dolmetschen soll. Seine Schnalzlaute sind nicht kompatibel mit denen der Träger und da kann es dann schon mal vorkommen, dass anstatt 3000 Männer 30000 Männer einbestellt werden. Binder bleibt bei allen Missgeschicken gelassen und ganz Gentleman. Er versucht mit rosaroter Brille gute Stimmung zu machen, was ihm oft gelingt. Wenn es allerdings um die Künste des einheimischen Kochs geht, der z.B. gerne mal Ledersohlen, olle Socken mit dicken Bohnen verkocht, dann wanken auch Binders Harmoniebestrebungen.

Am Ende wird jemand auf dem Gipfel des majestätischen Berges stehen. Ob es der richtige Gipfel ist?

Das Buch erschien 1956 erstmalig in einem kleinen englischen Verlag. Sein Erfolg dümpelte so dahin. Doch bei einer kleinen Gruppe von Menschen, nämlich den Bergsteigern, wurde es zum Kultbuch. Spätere Expeditionen bezeichneten neuentdeckte Erhöhungen nach Namen aus dem Buch, Nepals Hauptstadt Kathmandu bekam ein Restaurant mit dem Namen „Rum Doodle“, das es heute noch gibt.

Wenn Sie das Buch lesen, übergehen Sie nicht das Vorwort. Und stellen Sie sich auf eine Art von Humor ein, wie ihn Monty Python zelebriert hat.