Vorletztes Wochenende besuchten wir ein vierstündiges Seminar in der Falknerei von Pierre Schmidt. Sie liegt seit 2007 im Naturparkzentrum Gymnicher Mühle zwischen Gymnich und Kerpen.
Herr Schmidt und drei weitere Mitarbeiter betreuten unsere zehnköpfige Gruppe. Ich hatte erwartet, dass man uns erst einmal viel über die verschiedenen Greifvogelarten erzählt und dann zum Thema Falknerei übergeht-falsch gedacht! Nach einer kurzen Vorstellung der Vögel in den verschiedenen Gehegen lernten wir direkt Medusa näher kennen.
Jeder von uns bekam einen Falknerhandschuh und uns wurden mehrere Bewegungsabläufe von Herrn Schmidt und seiner Kollegin erklärt, um Medusa eine sichere Landung auf der Hand und einen guten Abflug von der Hand zu ermöglichen. Medusa flog willig nacheinander auf zehn linke Hände, um sich dort ein Appetithäppchen als Belohnung abzuholen.
Danach machten wir mit Medusa einen Spaziergang durch die Felder. Sie flog in Bäume, kam aber immer wieder zu unserer Gruppe zurück. Dies war teilweise auch abhängig von Fußgängern und Radfahrern, die die Wege ebenfalls benutzten.
Wieder zurück in der Falknerei, verbrachten wir die nächsten zwei Stunden mit dem weiterem Kennenlernen einiger anderer Vögel. Darf ich vorstellen?
Sehr wichtig war es, die erlernten Bewegungsabläufe präzise und konzentriert einzuhalten. Jede Abweichung irritierte die Vögel und der Flug auf die Hand glückte nicht immer sofort. Dann landeten die Tiere zuerst auf dem Boden, in Bäumen oder auf dem Hausdach. Aber auch die Vorlieben der Vögel mussten mit berücksichtigt werden. Ein Blaubussard landete lieber zuerst auf der Basis und kam dann auf die Hand, ein anderer bevorzugte weibliche Bezugspersonen, ein weiterer Vogel zuppelte gerne an Jacken und Pullover und machte es sich auf dem Handschuh gemütlich.
Je besser man es schaffte, eine Verbindung zu dem Vogel herzustellen, desto harmonischer war der Flug, ja und manchmal durfte man sogar ein bisschen streicheln.
Um 15 Uhr begann eine Flugshow, die sehr gut besucht war. Unsere Gruppe wurde in das Programm mit eingebaut und wir zeigten, was wir zuvor gelernt hatten. Erstmalig arbeiteten wir auch mit einem Federspiel, das den Flug eines Beutetiers nachmachen soll.
Die vier Sunden vergingen sehr schnell. Abgesehen von der Beschäftigung mit den Greifvögeln lag das sicherlich auch an Herrn Schmidt. Neben fachlichen Informationen bekamen wir von ihm einen Einblick in sein abwechslungsreiches Leben und er ließ uns einen Hauch der großen Welt schnuppern. Er verkauft Vögel in arabische Staaten und verkehrt mit wohlhabenden Scheichs, ist Partner eines Vogelschutzprogramms in Kenia und seine Vögel werden oftmals für Film-und Fernsehprodukionen angefordert, wie z.B. für die Serie „Mord mit Aussicht“-Sie erinnern sich?
So hat er in seinem Leben schon viele prominente Menschen kennengelernt. Dass darunter auch Konrad Lorenz und Bernhard Grzimek waren, darum beneide ich ihn ein bisschen.
Auf You Tube gibt es einen knapp halbstündigen Ausschnitt aus dem Film „Der Adlerflüsterer“. Hier bekommt man einen kleinen Einblick in die Arbeit von Pierre Schmidt, u.a. auch mit einem kurzen Pro und Contra bezüglich der Falknerei.
Die Gesamtlänge des prämierten Films beträgt 1 1/2 Stunden.
Mehr Informationen zu der Falknerei gibt es unter
http://www.falknerei-schmidt.de
Wenn Sie nicht die Falknerei besuchen möchten, lohnt sich trotzdem ein Ausflug zur Gymnicher Mühle. Nach den vier Stunden stärkten wir uns dort in einem Gasthaus und besuchten danach noch den schönen Garten.
Man kann aber noch viel mehr unternehmen, wie diese Hinweistafel beweist.
Zur „Nachbearbeitung“ unseres Besuchs in der Falknerei lieh ich mir diese drei Bücher in der Stadtbibliothek aus. Alle drei kann ich empfehlen.