Was machst du aus deinem kostbaren Leben?

Dieses Buch ist wie eine Aspirintablette bei Kopfschmerzen. Man ist froh, dass es in der Nähe ist und sofort hilft, wenn es nötig ist.

Die amerikanische Lyrikerin Mary Oliver ( 1935-2019) lebte in Neu England und später in Florida und reiste nur sehr wenig. Ihre Inspirationen für ihre zwanzig Gedichtbände fand sie manchmal in Alltagssituationen, aber hauptsächlich bei Aufenthalten in der Natur.
Dieses Buch ist eine Gedichtauswahl aus allen Bänden, die die Autorin zwei Jahre vor ihrem Tod selbst zusammenstellte. Liest man die Texte, hat man das lebendige Gefühl, durch einen Wald zu gehen, auf einer Parkbank zu sitzen, am Meer zu stehen oder eine Aussicht zu genießen. Die Gedichte zu lesen tut sooo gut! Gerade jetzt im Winter bringen sie uns Erinnerungen an schöne Sommertage zurück, machen Vorfreude auf die nächste helle Jahreszeit und lassen uns alles um uns herum vergessen. Sie animieren uns, genau hinzusehen und auf die nächsten Beobachtungen neugierig zu sein. Dabei ist Mary Oliver nicht unkritisch und einige Gedichte sind eine dringende Mahnung, sich Gedanken um den Umgang mit der Natur zu machen.
Mary Olivier ist keine Sprachakrobatin, sie schreibt klar und eindeutig. Das macht ihre Gedichte für jeden gut lesbar, selbst wenn man normalerweise keine große Lyrikzuneigung hat. Es gibt kurze und längere Gedichte, dazwischen sind auch kurze Prosatexte gestreut. Genau richtig, um zwischendurch sich ein bisschen „Olivermedizin“ zu gönnen.
Mary Oliver drückt eine tiefe Dankbarkeit aus, ein Teil der Natur sein zu dürfen. Dabei ist ihr durchaus klar, dass sich die Natur kein Deut darum kümmert, ob und wie der Mensch sie wahrnimmt. Sie hat ihre eigenen Gesetze und ihre eigene Macht.

Das Leben in der Natur hat Mary Oliver gelehrt, Vergangenes ruhen zu lassen und sich nicht zu viele Gedanken um die Zukunft zu machen. Sie ist eine überzeugte Botschafterin, im Jetzt zu leben und das Beste aus jedem Tag zu machen.

Doris Dörrie hat ein sehr persönliches Vorwort zu diesem Buch geschrieben. Im Nachwort von Jürgen Brôcan erfahren wir mehr über Mary Oliver und ihr Werk wird interpretiert.
Mit Wissen dieser Texte kann man das Buch noch einmal lesen, entdeckt Neues, bewertet die Erfahrungen im ersten Lesedurchgang.
Oder man macht sich gar keine Gedanken über das Wie und Warum und liest Mary Olivers Gedichte, wenn man sich mal wieder etwas Gutes tun möchte.


Autor: linda

Wohne in Duisburg.

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