Eine Liebe der Hannah Höch

Eigentlich mag ich keinen Roman, dessen Hauptfigur eine früher lebende Person darstellt. Aber es gibt immer die Ausnahme:

Die Autorin erzählt in dem Roman von einem Lebensabschnitt der Künstlein Hannah Höch. Sie war in den 20er Jahren des letzte Jahrhunderts die einzige Frau, die zu der Künstlergruppe gehörte, die den Dadaismus verbreitete. Hannah, die als einzige der Gruppe eine feste Arbeitsstelle beim Ullsteinverlag hatte und die Dadakollegen öfter finanziell unterstützte, war nebenbei künstlerisch sehr produktiv und entwickelte die Methode der Fotocollage. Aber in der Szene sahen viele in ihr nur die Geliebte des verheirateten Künstlers Raoul Hausmann. Die Beziehung war schwierig. Künstlerisch befruchteten beide die Arbeiten des anderen (z.T. so sehr, dass Hausmann Hannahs Werke mit seinem Namen signierte), menschlich war der Künstler launisch, fordernd und eifersüchtig und machte Hannah das Leben schwer. Irgendwann schaffte sie es, sich von ihm zu trennen.
1926 findet sie eine neue Liebe: Til Brugman, eine Autorin aus den Niederlanden. Die beiden tun sich gut, leben eine Zeit lang in Den Haag, dann in Berlin. Man lernt Hannahs Familienmitglieder kennen, die Til herzlich in ihren Kreis aufnehmen. Die Freunde aus dem Dadakreis reagieren unterschiedlich auf die Beziehung.
Die Liebe der beiden Frauen wird im Laufe der Jahre immer häufiger auf die Probe gestellt. Während Hannah als Künstlerin in Berlin mehr Anerkennung findet, wartet Til immer ungeduldiger auf ihren eigenen Durchbruch. Sie fährt häufiger über längere Zeit in die Niederlande, beansprucht für sich die Freiheit, andere Beziehungen zu Frauen einzugehen. Auch machen die politischen Verhältnisse im Berlin der 30er Jahre das Leben für die beiden nicht einfacher. Til bringt zwar ihr erstes Buch heraus, das Hannah illustriert hat, aber immer mehr Freunde gehen ins Exil und schließlich kommt es 1935 auch zur Trennung von Hannah und Til.

Für mich hat die Autorin einen ganz eigenen Schreibstil gefunden, der das beschwingte Leben in Künstlerkreisen der 20er Jahre so wiedergibt, wie ich es mir vorstelle. Der Stil ändert sich, als die Beziehung und die politischen Verhältnisse schwieriger werden. Das zu beobachten, gefiel mir sehr beim Lesen. Auch die eingestreuten Texte von Hannah und Til trugen zu der besonderen Atmosphäre des Buches bei.
Mika Sophie Kühmel beschreibt das Verhältnis zwischen den beiden Frauen, am Anfang voller Liebe und Wärme, dann immer mehr als ein Ringen darum, die Liebe zu erhalten. Das ist der zweite Grund, warum ich dieses Buch gerne gelesen habe.

Autor: linda

Wohne in Duisburg.

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