Ein Buch im Buch im Buch im Buch…

Der Autor Jean-Philippe Touissant gerät in Panik, als er während der Coronazeit hört, dass der erste Lockdown bevorsteht. Er hat gerade sein Buch „Die Gefühle“ abgeschlossen, die Korrekturfahnen vom Verlag gegenzulesen, wird für diese besondere Zeit nicht erfüllend sein. So beschließt er, das Buch „Die Schachnovelle“ von Stefan Zweig zu übersetzen, einen Essay über das Übersetzen von Büchern zu verfassen und mit einem neuen Buch anzufangen, in dem er darüber schreibt, was es für ihn heißt, ein Buch zu schreiben.
Jetzt kommt der „Spiegel im Spiegel“- Effekt, denn wir lesen das fertige Buch, in dem er schreibt, wie er plant, ein Buch zu schreiben und es dann auch wirklich tut und quasi darin eintaucht. Für Touissant ist das Schreiben ein Akt, um innere Verknotungen zu lösen und so liest man beispielsweise von seiner Kindheit und Jugend mit dem besonderen Verhältnis zu den Eltern, er spricht das Thema Alter an, erinnert sich, wie er seine Frau Madeleine kennen und lieben gelernt hat, erzählt von seinem Leben in Brüssel, Paris und Berlin und setzt sich mit den Auswirkungen der Pandemie auseinander. Wie ein roter Faden zieht sich bei seinen Gedanken das Schachspielen durch das Buch, sei es, dass über Schwierigkeiten bei der Übersetzung der Schachnovelle geredet wird oder Touissant bei seinen Erinnerungen besonders auf Momente eingeht, in dem das Schachspiel im Leben eine große Rolle gespielt hat. Die Partien mit seinem Vater waren etwas ganz Besonderes, er hat Schachweltmeister „live“ gesehen und durch Schach hat er gute Freunde gefunden.

Dieses Buch ist ein Literaturleckerbissen. Persönliche Themen, Ideen und Gedanken des Autoren zum Schreiben und zum Schach sind so miteinander verschlungen, dass das Buch zu einem besonderen Leseerlebnis wird. Muss man Schach spielen können, um das Buch genießen zu können? Nein, es fehlt dann nur die Kirsche auf einem großen Stück leckeren Schokokuchen.

Autor: linda

Wohne in Duisburg.

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