Zeigt her eure Schuhe und Autos (Mosel 2)

Einen weiteren Regentag an der Mosel verbrachten wir in zwei außergewöhnlichen Museen.
In Traben-Trabach eröffnete 2019 Peter Rogoz sein Museum, um die Geschichte des Schuhputzens zu dokumentieren und einen Teil seiner Sammlung historischer und besonderer Schuhe zu zeigen.
Das „Schuh-Styling-Museum“ ist ein Teil der Räumlichkeiten seines Ladens „Rares für Bares“, in dem Menschen fündig werden, die auf der Suche nach ausgefallenen Objekten sind.
Wir hatten Glück, dass Herr Rogoz Zeit für uns hatte, denn er gab uns eine ca. 45 Minuten dauernde Führung durch seine Sammlung – ich hätte ihm gerne noch viel länger zugehört!
Das Kunsthandwerk des Schuhputzens – nach dieser Führung weiß ich, dass es wirklich ein edles Handwerk ist – gibt es seit ca. Mitte des 17. Jahrhundert. Bis dahin waren alle Schuhe matt und reiche Menschen versuchten, ihre Schuhe durch besonders kostbare Schnallen zu verschönern und drückten damit auch ihren Stand innerhalb der Gesellschaft aus.

Zwei sehr wertvolle Schuhschnallen aus dem 17. Jahrhundert

Als nun die Idee aufkam, die matten Schuhe zum Glänzen zu bringen, war die Begeisterung groß und gute Schuhputzer waren in den nächsten Jahrhunderten angesehen und wurden gut bezahlt.

Künstler nahmen Schuhputzer gerne als Motiv für ihre Werke

In mehreren Vitrinen wurden historische Schuhe gezeigt, um zu verdeutlichen, wie die Schuhmode sich verändert hat, bzw. welche „Schuhspezialitäten“ es gab.

Fotocollage oben links: Schuhe wurden gerne bestickt und es wurden die unterschiedlichsten Lederarten (Foto oben rechts) und andere Materialien benutzt. Foto unten rechts: Schuhe aus Silber, entworfen von Salvator Faragammo für Marlene Dietrich. Foto unten links: Hush Puppies, eine von vielen bekannten Schuhmarken.

Herr Rogoz war viele Jahre lang auch professioneller Schuhputzer und begegnete auf offiziellen Anlässen vielen berühmten Persönlichkeiten. Alle saßen auf diesem historischen Holzstuhl aus Salamanca. In diesem Moment waren sie Menschen wie du und ich (so Peter Rogoz), sahen geduldig zu und erfreuten sich an dem Können des Schuhputzmeisters.

Fotocollage:Fotos oben: „Wellness“- Zubehör für Schuhe
Unten links: Achten Sie auf den Pinsel! Eine japanische Tradition: Der Pinsel wurde in Rosenwasser getränkt und damit wurde der Rand der Geta Holzschuhe bestrichen, um beim Gehen einen Rosenduft zu verstömen.
Rechts unten: Sehen Sie den Damenschuh in der Mitte des Bildes und den vor dem Schild liegenden Schlüssel? Der Pfennigabsatz des Schuhs war in einem Kugellager verankert. So brach er nicht so schnell ab, die Trägerin musste nur manchmal das Kugellager mit dem Schlüssel nachziehen.

Ca. 200 Exponate geben einen Einblick in die Kultur des Schuhputzens. Ein Exponat fehlte mir allerdings (oder habe ich es übersehen?). Eine Vitrine widmet sich der Werbung rund um dieses Thema. Mecki habe ich gesehen, aber mir fehlte Lurchi, der Salamander von den Kinder- Salamander-Schuhen…Ihn und seine Abenteuergeschichten habe ich als kleines Mädchen geliebt. Vielleicht sieht Herr Rogoz noch einmal in seinem Privatbestand nach ( es besitzt ca. 1000 potentielle Ausstellungsstücke) und findet für Lurchi noch ein Plätzchen im Museum?😉

https://de.wikipedia.org/wiki/Lurchi

Ein Nachdruck einer Geschichte in der Pixi-Reihe

Das zweite Museum war das Zylinderhaus in Bernkastel-Kues, eröffnet 2017.

Das Gebäude ist neu, erinnert aber an Fabrikhallen aus der Gründerzeit.

Wir haben uns schon öfter Oldtimer angesehen, doch in diesem Museum werden die ca. 300 alte Autos und Zweiräder umrahmt von passenden Geschäften aus der selben Zeit. Das gab einen „Atmosphärenkick“ und war abwechslungsreicher als ein Besuch in reinen Automuseen.

„Weißt du noch?“ Diese Frage hörte man häufig.

Bei den Fahrzeugen gab es Schönheiten und Raritäten wie diese beiden Beispiele zeigen:

Aber es wurden auch Autos in ihrem „Habitat“ gezeigt:

Campingglück auf kleinstem Raum/ Nachbildung eines berühmten Autoschrottplatzes in der Schweiz. Wer mehr darüber wissen möchte:

https://de.wikipedia.org/wiki/Historischer_Autofriedhof_Gürbetal

Und schließlich gab es viele Motive, mit denen man im Fotoprogramm herumspielen kann:

Roboter oder Mopedmotoren?
Rundes als Fotomotiv, angereichert mit einem Hauch Halloween

In einem der nächsten Beiträge bespreche ich den Roman „Mr. Saitos reisendes Kino“, in denen Schuhe eine nicht unwichtige Rolle spielen.

Herbstglück an der Mosel mit Farbrausch und einem Geheimschatz der BRD

Um die Herbstfarben in der Natur auszukosten, fuhren wir für ein paar Tage an die Mosel. Wir übernachteten in Beilstein, einem kleinen Ort in der Nähe von Cochem. Das war eine gute Wahl, denn abends, wenn die vielen Tagestouristen wieder weg waren, hatten wir den Ort fast für uns alleine.

Romantisches Beilstein, in der Mitte die Fähre, rechts oben Beilstein am Abend.

Am erste Tag durften wir direkt „in Farben baden“.

Die Weinberge legen sich ins Zeug…Unten rechts der heilige Castor von Karden.

Wir machten eine kleine Landpartie und schlenderten durch Bruttig, besuchten das Kloster Maria Engelport und aßen in Treis-Karden zu Mittag.

Bruttig hat lauschige Ecken und ist ein Ort für Menschen, die die Ruhe bevorzugen.
Oben links der Klostergarten, rechts daneben das 800 Jahre alte Kloster Maria Engelport.
Unten: In Karden kann man die eindrucksvolle Kirche St. Castor besichtigen (habe schlichtweg vergessen, ein Foto zu machen). Aber wenn man in Karden mit wachem Auge durch die Straßen streift, kann man an Häusern oder in Ladenlokalen auch kleine Besonderheiten entdecken. Auch scheinen die Menschen „entschleunigt“.
Service der Deutschen Bundesbahn

Am Nachmittag sahen wir uns die Weinberge von der Mosel aus an, eine Bootsfahrt von Beilstein nach Cochem dauert ca. 50 Minuten.

Das Wahrzeichen von Cochem, die Reichsburg.
Kleiner Stadtspaziergang in Cochem

Hier merkte man, dass die Herbstferien in NRW begonnen hatten. Viele Familien waren unterwegs, an den Ufern lagen mehrere Flusskreuzfahrtschiffe.

„Souvenirs“ eines abgefahrenen Kreuzfahrtschiffes…

Manche Kneipen würden auch gut zum Ballermann-Abschnitt auf Mallorca passen, wir fanden glücklicherweise eine Weinbar, die nicht so überlaufen war und probierten ein paar Moselweine.

Tag 2 und 3 waren dann leider Nebel- und Regentage. Wir waren vorbereitet und besuchten in Cochem den Bundesbank Bunker, der gebaut wurde, um eine Ersatzwährung für die D-Mark zu lagern. Klingt wie ein Agententhriller? Hier die Geschichte:
In der Vergangenheit war versucht worden, die Wirtschaft von Großbritannien und Portugal durch sogenannte Falschgeldteppiche zu destabilisieren. Die BRD hatte in den 50er Jahren Befürchtungen, dass der Ostblock dies auch bei uns versuchen würde und so wuchs der Plan, eine Ersatzwährung zu erschaffen, die im Notfall eingesetzt werden könnte. Zu einem Tag X wäre die alte D-Mark für ungültig erklärt worden und die neue Währung hätte man in Umlauf gebracht.

Links die Ersatzwährung, rechts die damals gültigen D-Mark Scheine

So der Plan. Aber wohin mit den Scheinen im Wert von 15 Milliarden?
In Cochem, strategisch gut in einem Tal gelegen, nahe bei Bonn und mit Schienen und Möglichkeiten des Schiffsverkehrs ausgestattet, fand man ein ideales Gelände inmitten eines Wohngebietes. Offiziell wurde ein Schulungsgebäude bzw. Urlaubsunterkunft für Angestellte der Bundesbank eingerichtet. Dass man bei dem Bau über zwei Jahre so viele Sprengungen im Fels vornehmen musste erklärte man den Anwohnern damit, dass ein Bunker Vorschrift bei offiziellen Gebäuden sei und sie im Notfall auch im Bunker Schutz finden würden.
Als die Anlage fertig war, wurde das Geld in Kleintransportern angeliefert und ab 1964 arbeiteten nur drei Menschen an dem Ort mit dem großen Geheimnis. Sie waren hauptsächlich dafür zuständig, dass die Haustechnik funktionierte und die Geldscheine damit geschützt waren, sei es vor Zugriff von außen oder klimatischen Einflüssen.
Bei einer Besichtigung begeht man fast alle Räume und kann seiner Fantasie freien Lauf lassen.

Oben links: Im Bunker auf dem Weg zu den Lagerungsstätten (oben rechts). Unten links: Die Anlieferung der Geldscheinpakete, rechts ein Beispiel für ein Paket.

Die Ersatzwährung kam nie zum Einsatz und in den 80er Jahren wurde den Verantwortlichen nach und nach klar, dass diese Idee gar nicht durchführbar war. 15 Milliarden waren inzwischen viel zu wenig, dank wachsender Bevölkerung und Inflation. Auch war die Logistik des Verteilens nicht bis zu Ende durchdacht worden. So wurde der Bunker 1988 geschlossen und die Ersatzwährung vernichtet. 1994 eröffnete die Volksbank einen Tresorraum für ihre Kunden. Ein Misserfolg, sodass schließlich ein privater Busunternehmer die Anlage kaufte und ein Museum mit einer kleinen Theaterbühne daraus machte.

Links sieht man noch einen Teil der Schließfächer der Vereinsbank.

In einer Woche folgt ein zweiter Moselbeitrag, in dem ich Ihnen von zwei weiteren sehenswerten Museen erzähle.