Welches Buch würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Heute mal ein kleines Rätsel: Lesen Sie folgende Zitate und raten Sie, wenn Sie die Aussagen nicht kennen, in welchem Jahrhundert die Person gelebt hat, von dem diese Worte stammen:

1. Die Frauen haben nicht Unrecht, wenn sie sich den Vorschriften nicht fügen wollen, welche in der Welt eingeführt sind: weil die Männer sie verfasst haben, ohne die Frauen zu fragen.

2. Nicht weil es Sokrates gesagt hat, sondern weil es in Wahrheit meine Sinnesart ist, vielleicht nicht ganz ohne Schwärmerei, achte ich alle Menschen für meine Mitbürger und umarme einen Polen so innig wie einen Franzosen, indem ich dieses Nationalband dem großen und allgemeinen Bande der Menschheit nachsetze. Ich halte gar nicht meinen Himmel für den blauesten. Die Natur hat uns frei und ungebunden auf die Welt gesetzt: wir kerkern uns ein in ein kleines Stück Land.

3. Es gibt eine gewisse Achtung und eine allgemeine Pflicht der Menschlichkeit, die uns verbindet nicht nur mit den Tieren, die Leben und Empfindung haben, sondern sogar mit Bäumen und Pflanzen. Dem Menschen sind wir Gerechtigkeit schuldig, Milde und Wohlwollen aber den anderen Geschöpfen, gegen die man milde und wohlwollend sein kann.

4. Wenn ich mit meiner Katze spiele, bin ich nie ganz sicher, ob nicht ich ihr Zeitvertreib bin.

Und zum Schluss mein derzeitiger Favorit:
5. Das deutlichste Anzeichen von Weisheit ist
anhaltend gute Laune.

Es folgt eine Beschreibung der Person von einem Historiker:

“Er spielte seine Rolle, wie sie ihm in böser Zeit zugefallen war, als Franzose, Katholik, Bürger und Bürgermeister von Bordeaux, pflichtgemäß und ohne Leidenschaft und bewahrte sich damit die innere Freiheit, … zu bleiben. Die schönste Frucht ist die absolute Offenheit gegenüber anderem und anderen. Dieser Skeptiker gegenüber jedem Dogma ist aufgeschlossen für die ganze unendliche Vielfalt der geistigen Möglichkeiten, Lebensformen und Lebenswahrheiten anderer Menschen, und er begegnet mit Achtung auch jenen, die ihm selbst verschlossen sind.”

Und haben Sie geraten, wer es sein könnte?

Die berühmte Frage, welches Buch man mit auf eine einsame Insel mitnehmen würde, kann ich klar beantworten: Es sind die Essays von Michel de Montaigne. Die Sätze vom Anfang dieses Textes sind von ihm und er hat im 16. (!!!) Jahrhundert gelebt, in einer Zeit der Inquisition, in einer Zeit, in der humanistische Bildung nicht bekannt war und das Zeitalter der Aufklärung noch in ferner Zukunft lag.

Dieser Literat und Philosoph ist einer meiner VIPs und mit ihm beginne ich eine neue Kategorie. Sie wird nicht viele Einträge haben, aber Menschen vorzustellen, die für mich etwas Besonderes sind, ist mir wichtig.

 

Wer mehr über Michel de Montaigne wissen möchte:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Michel_de_Montaigne

Autor: linda

Wohne in Duisburg.

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